CHIEF OF ANYTHING

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WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT

Transkript

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Heute zum Thema „Leadership und Linguistik“. Wie kann ich Sprache so nutzen und meine Kommunikation so an den Hörer anpassen, dass ich die Ergebnisse erziele, die ich haben will. Dabei geht es heute unter anderem um versteckte Löschtasten in der Sprache und die Kraft der Modaloperatoren.

Michael: Hey Christian.

Christian: Hallo Michael.

Michael: Wie geht’s dir heute?

Christian: Hervorragend. Dir auch?

Michael: Ja fantastisch. Am liebsten. Es ist ja eine Wahl.

Christian: Happiness is a decision.

Michael: And I made this decision gladly. Worüber wollen wir denn heute sprechen?

Christian: Lass uns mal über Sprache sprechen. Über Linguistik vielleicht? Leadership-Linguistik?

Michael: Eins meiner Lieblingsthemen.

Christian: Ja pass mal auf, wir fangen mal an. Ich sage dir mal, was du jetzt nicht denken sollst. Denk mal nicht an einen blauen Elefanten. Hast du ihn gesehen?

Michael: Ja klar.

Christian: Ja du bist ja auch der visuelle Typ.

Michael: So ähnlich wie aus „der Sendung mit der Maus“.

Christian: Für die auditiven Typen: Denk mal nicht an das Geräusch, was ein Notarztwagen im Einsatz macht. Was hast du gehört?

Michael: Tatütata.

Christian: Und mit dem nächsten kriegt man fast alle: Denk jetzt bitte nicht an das Gefühl, wenn du mit langen Fingernägeln über eine Schultafel kratzt.

Michael: Hör auf, ich habe Gänsehaut.

Christian: Das Hirn ist einfach nicht dafür gemacht, nicht zu denken. Wenn ich dir sage: „Nicht an einen blauen Elefanten denken“ – dann streichst du das „nicht“ heraus und denkst an einen blauen Elefanten. Das kann man natürlich nutzen für die Leadership-Linguistik, also im Einsatz mit den Mitarbeitern.

Michael: Okay, wie mache ich das?

Christian: Indem du auf der einen Seite mal sagst, was du willst. Machen wir ein Beispiel. Du hast einen Mitarbeiter, der kommt immer zu spät ins Meeting. Du bist jetzt Michael, ich bin Christian, ich komme immer zu spät ins Meeting, mach mal eine Ansage.

Michael: Eine richtige Ansage oder eine nicht so richtige?

Christian: Eine nicht so richtige.

Michael: Wenn ich das Beispiel von eben benutze mit „denke nicht an einen blauen Elefanten und denke nicht an den Streifenwagen und denke nicht an das Gefühl der Fingernägel, die über die Tafel kratzen“, dann würde ich zu dir jetzt sagen „hey Christian, du bist zu spät gekommen heute Morgen und mir ist aufgefallen, dass du letzte Woche auch zu spät warst. Du bist eigentlich sehr oft zu spät. Wie kommt denn das eigentlich?“

Christian: „Ich möchte nicht, dass du zu spät kommst“. Und was mein Hirn hört ist „zu spät kommen“. Das hast du jetzt fünfmal gesagt, dass ich zu spät komme und das merke ich mir.

Michael: Und dann passiert was in der Zukunft?

Christian: Ich komme höchstwahrscheinlich wieder zu spät. Das funktioniert ja prächtig, das kann ich, da weiß ich wie das geht. Die Alternative wäre einfach zu sagen, was du erwartest. „Hallo Michael, ich möchte, dass du ab sofort pünktlich zum Meeting erscheinst und zwar auf die Minute genau oder noch früher.“ Plötzlich habe ich eine positive Äußerung gemacht sozusagen, ich habe gesagt, was ich haben möchte und nicht, was ich nicht haben möchte. Das kann es dir tatsächlich leichter machen, pünktlich zu kommen. Das andere Beispiel was ich da immer bringe, ist wenn ich zu einem Burgerladen gehe und sage „ich will einen Burger“. Ich sage ja nicht „heute mal keinen Salat“.

Michael: Besser wäre es für meine schlanke Linie, aber okay.

Christian: Ich weiß ja nicht was ich bekomme, wenn ich sage, dass ich keinen Salat möchte. Ich möchte keinen Salat und keine Cola haben.

Michael: Der arme Mitarbeiter hinter dem Tresen.

Christian: Der wird ja verrückt. Also deswegen „ich will einen Burger“.

Michael: Also eine gute Bestellung im Burgerladen ist „ich hätte gerne einen Burger ohne Käse plus Bacon mit Pommes und eine große Cola light und zwei Tütchen Ketchup“.

Christian: Übersetzt wäre das: „Michael, ich möchte, dass du pünktlich zum Meeting erscheinst, fünf Minuten vorher bist du bitte da, du bist gut vorbereitet und gut gelaunt“.

Michael: Wie kommt es jetzt, dass mir das im Burgerladen so leicht fällt, das so klar zu machen und wenn es darum geht, Mitarbeitern eine Ansage zu machen, dass das dann so schwierig wird?

Christian: Das weiß ich nicht, warum dir das so schwer fällt. Oder warum dir das früher so schwer gefallen ist. Wir können ja nochmal ein paar andere Sachen uns angucken, die man mit positiver Sprache, mit Leadership-Linguistik besser machen kann. Zum Beispiel Modaloperatoren. Hast du schon mal gehört?

Michael: Ja.

Christian: Also Modaloperatoren. Eine sehr feine Sache. Wenn ich sage „Michael, du musst bitte pünktlich kommen zum Meeting“.

Michael: Das „muss“ ragt schon direkt so heraus.

Christian: Alternative ist: „Du sollst bitte pünktlich kommen“.

Michael: Ein kleines bisschen besser fühlt sich das an und immer noch schwierig.

Christian: Und klingt nicht so Deutsch irgendwie. Klingt so wie Deutschlands zweite Fremdsprache. Ich kann auch sagen: „Michael, ab sofort darfst du einfach pünktlich zum Meeting erscheinen“. Wie fühlt sich das an?

Michael: Ja ganz anders. Wenn ich höre „du darfst ab sofort immer pünktlich zum Meeting erscheinen“ sind natürlich alle Wörter, die da drin sind, also „ab sofort immer pünktlich“ sehr klar und deutlich und dieses eine Wörtchen „darfst“ da muss ich fast schon schmunzeln, wenn ich das so höre, weil irgendwie kann ich es nicht so ernstnehmen, dass ich mich drüber ärgere und doch höre ich gleichzeitig aber noch eine ganz klare Aufforderung da heraus, was ich jetzt machen darf.

Christian: Man könnte auch nehmen „ab sofort kannst du immer pünktlich zum Meeting erscheinen“. Wenn der Mitarbeiter sich das auch nochmal durchspricht, ist das wie eine kleine Affirmation „hey, ich kann pünktlich sein“. Da passieren auch unterbewusste Geschichten oder das sind fast schon wie so hypnotische Kommandos, die man da geben darf. Oder geben kann. Oder geben sollte. Und jetzt hat jeder Mitarbeiter Modaloperatoren, wo er besonders drauf anspringt oder wo er dann tatsächlich so eine Aversion gegen entwickelt.

Michael: Also nochmal zur Klärung hier. Die Wörter „muss“ oder „soll“ oder „kann“ das sind so Modaloperatoren.

Christian: Auch die Konjunktivformen davon, „dürfte“, „solltest“, „man müsste mal“ – ganz schlimm.

Michael: „Man“ noch dazu. Wer ist eigentlich dieser „man“?

Christian: Wenn du den „man“ noch verwendest, hast du dich gleich dissoziiert. Ganz schön falsche Ansage wäre zum Beispiel: „Bei uns im Unternehmen sollte man schon pünktlich zum Meeting erscheinen“. Das hat nichts mit dem anderen zu tun, ist der Konjunktiv, „es wäre ganz nett, wenn…“ und wenn dann das „sollen“ nicht der Modaloperator ist, den der Mitarbeiter gerne hört, verpufft das.

Michael: Ich habe jetzt die große Versuchung das nochmal so zu wiederholen und dir das nochmal so als Ansage zu machen. Mit „sollte“, „dürfte“, „man“ und so weiter. Ich will das den Zuhörern gar nicht mehr in den Kopf setzen. Das ist ja der große Trick dabei. In sehr vielen Gespräches mit Coaches ist das immer wieder ein Riesenpunkt, den Leuten, mit denen ich zusammenarbeite und die ich führen darf immer nur das in den Kopf setzen, was ich möchte, was sie im Kopf haben. Das ist ja genau dein Punkt von eben. Nämlich nicht denen in den Kopf setzen „du bist dauernd unpünktlich“ – dann kriege ich nur noch mehr davon. Sondern denen in den Kopf setzen „pünktlich sein ab dem nächsten Mal, immer, bis allerspätestens 10.00 Uhr im Meeting sitzen“, kann sein, dass ich es wiederholen muss, vielleicht dauert es ein bisschen, bis es ankommt, nur wenn ich denen das andere in den Kopf setze, was ich nicht sehen will, dann helfe ich denen sehr erfolgreich beim Scheitern und mir damit auch.

Christian: Definitiv. Es ist ja auch der erste Einstieg. „Ich möchte, dass du ab sofort pünktlich zum Meeting erscheinst“. „Du darfst ab sofort pünktlich zum Meeting erscheinen“. Das ist ja noch eine nette Formulierung. Wenn das dann ein paar Mal nicht funktioniert, dann kann ich ja auch die Ansage schärfer machen. „Michael, ab sofort bist du pünktlich im Meeting. Haben wir uns verstanden?“.

Michael: „sonst“…

Christian: Ohne „sonst“. Oder dann „sonst arbeiten wir in drei Monaten nicht mehr zusammen“. Könnte tatsächlich auch passieren. Ich habe da die Möglichkeit, meine Sprache über den Führungszeitraum auch zu entwickeln, mitwachsen zu lassen. Ist das jetzt Manipulation?

Michael: Ist das eine Frage?

Christian: Klar ist das Manipulation.

Michael: Ja gut, die Frage kriege ich sehr oft gestellt. „Wenn ich jetzt hier so egoistische Tricks anwende, ist das dann nicht Manipulation?“ – also ich glaube an die Willensfreiheit und daran, dass jeder Mensch frei entscheidet. Ich glaube auch daran, dass ich mit sorgfältiger Formulierung mehr überzeugen kann, also ohne sorgfältige Formulierung oder mit unsorgfältiger Formulierung vielleicht sogar das Gegenteil von dem bekomme, was ich haben will. Ziel vom Management ist Ergebnisse erzielen und Mitarbeiter halten. Also wenn ich Ergebnisse erzielen und Mitarbeiter halten will, dann brauche ich wahrscheinlich auch die richtige Formulierung und darf da auch beeinflussen. Die Frage mit dem Manipulieren, ich vergleiche das immer gerne mit StarWars. Jetzt verdrehen vielleicht einige schon die Augen, tut mir Leid. „Use the force Luke“ – die Macht möge mit dir sein. Jetzt kann ich die Macht, also die Methode, dieses Geschick, dieses Skill, was ich mir da erarbeite oder lerne oder das Talent, kann ich entweder für die gute Seite anwenden und Luke Skywalker werden oder ich kann es für die böse Seite anwenden und Darth Vader werden. Letztendlich ist es nicht die Macht, die die Manipulation auslöst, sondern die Motivation des Menschen, der sie anwendet.

Christian: Ich würde jetzt gerne ein Zitat einwerfen von Watzlawick, der gesagt hat „man kann nicht nicht kommunizieren“. Das heißt, selbst wenn ich jetzt die schlechten Ansagen mache, ist das ja Kommunikation. Das ist eine willentliche Kommunikation und wenn ich dann weiß wie es besser geht und ich mache es trotzdem schlecht, dann ist es ja noch viel schlimmere Manipulation, weil dann schaffe ich ja nicht mal meine Ergebnisse zu erzielen.

Michael: Dann ist es unbewusste Manipulation, das heißt dann ist es eigentlich ein zufälliges Ergebnis und ich schieße dann versehentlich wie wild um mich.

Christian: Das ist vielleicht dem Mitarbeiter gegenüber tatsächlich unfair, weil er einfach auch nicht weiß, wo dran er ist.

Michael: „Ich kann nicht nicht kommunizieren“.

Christian: Das andere ist „communication is what a listener does“, das heißt ich darf mich schon darum kümmern, dass das beim Mitarbeiter ankommt, was ich rüberbringen will. Da darf ich dann tatsächlich auch mich anpassen, meine Sprache, meine Kommunikation an den Mitarbeiter und herausfinden, mit welchen Mitarbeitern kann ich wie sprechen. Sind wir wieder beim Thema Persönlichkeitstypen. Ich passe mich dem anderen an, ich gehe aus meiner Komfortzone heraus und genauso ist das mit dem Modaloperatoren.

Michael: Eine der größten Sachen, die ich da gelernt habe und das war schwierig für mich am Anfang, war der Spruch „the receiver is always right“, das will heißen, der Empfänger der Botschaft der Nachricht, hat immer recht. Das heißt für mich als Chef, wenn ich jetzt eine Ansage mache oder ich kommuniziere etwas, dann ist das, was beim anderen ankommt, der hat einfach Recht in seinem Universum. Und wenn der was anderes versteht, als das was ich sagen wollte, dann heißt das, dass ich in der Pflicht bin mich anzupassen und mich anders auszudrücken, damit ich das Ergebnis bekomme, was ich haben will. Das hat mir ungemein geholfen, damit bin ich total davon weggekommen von diesem ganzen, kennst du wahrscheinlich auch noch, „ja das habe ich dir doch gestern schon gesagt, da hatten wir doch schon drüber gesprochen“.

Christian: „Ich habe es dir jetzt schon zehn Mal gesagt“.

Michael: Ja genau. Und damit erreiche ich genau gar nichts, außer vielleicht dass die Beziehung sich verschlechtert und das heißt ich als Führungskraft habe da die Möglichkeit immer, meine Kommunikation so anzupassen, dass das bei meinem Gegenüber so ankommt, wie es bei ihm ankommt.

Christian: Und wenn ich zehn Mal das Gleiche gesagt habe, dann sage ich es halt einfach lauter. Und dann wird er es dann irgendwann verstehen. Jetzt gibt aber natürlich noch einige versteckte „Nichts“, sozusagen in der Sprache. So wie „kein blauer Elefant“, da gibt es das schöne Wort „aber“, was wie ein „nicht“ funktioniert oder wie eine Löschtaste.

Michael: Das Wort „aber“ kenne ich gar nicht mehr, das habe ich irgendwann durchgestrichen und aus meinem Vokabular komplett verbannt.

Christian: Dann streichen wir es ab sofort auch.

Michael: Also das ist das Wort, dass man „a b e r“ schreibt und das ist so ein kleiner Trick und das ist mir so schwergefallen am Anfang und vielleicht haben wir da in der deutschen Kultur noch ein bisschen mehr Skepsis und Kritikmut als in manchen anderen Kulturen, das ist mir echt schwer gefallen, das herauszustreichen. Ich fahre seitdem wesentlich angenehmer durch das Leben.

Christian: Ich sehe manchmal, dass meine Gesprächspartner ein bisschen ins Stocken geraten, also jemand sagt irgendetwas, eine These, zum Beispiel „Michael, du hast immer diese schönen weißen Hemden an und sie stehen dir wirklich sehr gut“. Ist gleich ein anderer Ansatz wenn ich sagen würde „Michael, du hast immer diese schönen weißen Hemden an, aber ich weiß, dass du die immer an hast“. Dieses Wort löscht einfach alles, was davor passiert. Der Mitarbeiter hört dann gar nicht mehr, was als nächstes kommt. „Das hast du sehr schön gemacht und bitte mache es nächstes Mal vielleicht noch ein bisschen anders“.

Michael: Jetzt war ich neulich in einem Training mit ein paar Coaching-Gurus und da haben wir über dieses Thema auch nochmal gesprochen und das war ganz faszinierend, weil diese Geschichte mit dem „aber“ durch „und“ ersetzen, das ist quasi das Muster, das Rezept, zur Positivierung. Das ist mittlerweile auch ein bisschen im Mainstream angekommen. Weißt du was die dazu gesagt haben? Die haben gesagt ja „und deswegen empfehlen wir jetzt manchmal nicht nur statt „aber“ „und“ zu sagen, sondern statt „und“ einfach einen Punkt zu machen und den Satz zu beenden“.

Christian: Das ist auch schön.

Michael: Herrlich. Das hieße dann einfach nur „Christian, du trägst immer so wunderbare weiße Hemden“. Punkt.

Christian: Ja danke.

Michael: Und jetzt hörst du auch, dass ich wahrgenommen habe, dass du immer weiße Hemden trägst, kannst dann deinen Schluss daraus ziehen, ob du vielleicht mal dein Hawaii-Hemd anziehen möchtest, das du tatsächlich letzte Woche anhattest, ich habe es gesehen, weil mittlerweile bei manchen Menschen auch diese „und“-Geschichte so ein bisschen angekommen ist. Ist ja eine Technik aus der ganzen MLP-Trickkiste und das ist halt mittlerweile auch sehr bekannt und populär geworden und manche hören das dann auch schon und da war dann die Empfehlung „wir empfehlen mittlerweile unseren Coaches immer öfter einfach mal Klappe halten“. Fand ich sehr cool.

Christian: Ja und es macht ja auch nichts, wenn der Gesprächspartner weiß, wie ich es mache. Also meine Tochter zum Beispiel, wenn ich da manchmal kleine Tricks anwende, dann sagt sie „Papa, ich weiß genau was du machst“.

Michael: „Jetzt sagst du schon wieder und, okay, ich hab es kapiert“.

Christian: Und es funktioniert. Ist der Hammer. Klasse, Michael.

Michael: Hat wieder Spaß gemacht.

Christian: Hat Spaß gemacht und wir machen nächste Woche weiter.

Michael: und ich freue mich drauf.

Christian: Bis dann, ciao.

Über diesen Podcast

CHIEF OF ANYTHING ist der Podcast und das Buch für mich. Zusammen mit anderen Menschen will ich entspannt UND produktiv sein, und ich bin dafür bereit mutig und mit Herz Führung zu übernehmen - im Business und im Leben.

CHIEF OF ANYTHING gibt es als Podcast, Buch und Seminar bei der CoA Academy - von und mit Christian Kohlhof und Michael Portz.

von und mit Michael Portz, Christian Kohlhof

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