WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Christian: Hallo Michael.
Michael: Christian.
Christian: Bist du eigentlich so als Mensch intrinsisch oder extrinsisch motiviert?
Michael: Da musst du mir erstmal erklären, was das heißt.
Christian: Darf ich eine Geschichte dazu erzählen?
Michael: Bitte unbedingt.
Christian: Was mir am meisten geholfen, war mit den Jungs, die draußen auf der Garagenauffahrt Fußball spielen. Ich erzähle jetzt mal von mir. Draußen spielen die Jungs Fußball und es ist halt ein Lärm und die spielen den ganzen Tag und die sind mit Begeisterung dabei, tierisch motiviert und mich nervt es. Dann habe ich angefangen den Geld dafür zu geben, dass sie da Fußballspielen. Hier eine Stunde Fußballspielen 1 EUR pro Person.
Michael: Moment, die haben dich genervt und eigentlich willst du die loswerden und dann gibst du denen Geld dafür, dass die da bleiben?!
Christian: Ja jetzt in der Geschichte. Die kriegen Geld und dann spielen die natürlich jetzt nochmal kurzfristig deutlich besser Fußball. Das macht ihnen Spaß, sie kriegen Geld dafür und am nächsten Tag gebe ich ihnen 2 EUR pro Person. Das mache ich so lange ich es mir leisten kann und dann höre ich von einem Tag auf den anderen auf, ihnen Geld zu geben und sage „Dankeschön, ihr spielt ja ganz gut Fußball, aber Geld gibt es keins mehr“. Dann laufen die davon und sagen „bist du bekloppt hier, wir sind doch nicht wahnsinnig und spielen hier für kein Geld freiwillig Fußball“ und rennen weg und wurden nie wieder gesehen in meiner Garagenauffahrt.
Michael: Du hast dein Ziel erreicht.
Christian: Soweit die Geschichte. Ich hätte die intrinsische Motivation, die sind begeisterte Fußballspieler, in extrinsische Motivation umgewandelt. Die haben dann gerne Fußball gespielt, weil sie Geld von mir gekriegt haben. Das habe ich ihnen weggenommen und dann haben die gesagt „geht’s noch, wir sind jetzt hier weg“. Intrinsische Motivation ist etwas „ich mache etwas, weil ich es will, weil es meinem purpose, meiner Vision entspricht“ und extrinsisch „ich mache es, weil ich ein goodie von jemandem extern kriege“. Das Goodie kann sein Geld, Bonbons, Schokolade, Anerkennung vielleicht auch, ein Orden, Zertifizierung. Nochmal die Frage: Bist du intrinsisch oder extrinsisch motiviert?
Michael: Ich glaube intrinsisch. Ich überlege gerade. Wie sich das vielleicht schon mal für mich verschoben hat durch extrinsische Motivation. Ich glaube, das habe ich auch schon erlebt. Ich muss jetzt irgendwie denken an das Wort „Bonus“. Wenn ich in einem Unternehmen war, wo ich einen Bonus bekommen habe und das war im ersten Jahr dann mega geil, ein mega Erfolg, dann war das schon auch motivierend, obwohl ich habe ja jetzt nicht wirklich bei der Firma angefangen, nur um einen Bonus zu kriegen. Als das dann im nächsten Jahr nicht so viel war, war irgendwie doof.
Christian: „Warum soll ich jetzt hier plötzlich arbeiten, Fußball spielen.“
Michael: Das heißt für mich als Firmenchef kann ich mir sehr gut überlegen, wie ich mit so einem Thema umgehe, weil ich da natürlich in die Motivations-Gleichung eingreife.
Christian: Ja. Das ist natürlich auch eine Fangfrage, ob du intrinsisch oder extrinsisch motiviert bist, weil es ist die Frage „wofür“. Das kann unterschiedlich sein. Von Aufgabe zu Aufgabe.
Michael: Am Ende ist es ja auch eine Entscheidung.
Christian: Ja. Das heißt wenn ich in einem Unternehmen arbeiten würde, indem ich nur extrinsisch motiviert wäre, würde ja mein purpose, vision, values überhaupt nicht zum Unternehmen passen vielleicht?
Michael: Also mein Lebensplan, wer ich bin, passt nicht zum Unternehmen. Dann brauche ich doch gar nicht da anfangen oder? Oder die würden mich wahrscheinlich auch gar nicht haben wollen.
Christian: Im besten Fall würdest du da nicht anfangen wollen.
Michael: Ja genau.
Christian: Wenn ich das jetzt weiterdenke und ich als Unternehmer Mitarbeiter einstelle, dann sind die grundsätzlich erstmal intrinsisch motiviert und meine große Aufgabe ist, zu verhindern, dass ich sie extrinsisch demotiviere.
Michael: Das kann ich mir gut merken. Also auf intrinsische Motivation setzen, darauf achten, dass da Übereinstimmung mit unserem Nordstern da ist – purpose, vision, values, strategies – und das nicht kaputtmachen mit irgendwelchen extrinsischen Elementen.
Christian: Das ist ja auch relativ leicht zu sagen „mein Team ist gerade nicht motiviert, wir machen mal eine Bonusregelung“.
Michael: Das erleben wir öfter in unserer Coaching-Arbeit. Firmen geben tierisch Gas und auf einmal kommt dann der Punkt „bei uns ist gerade die Motivation im Keller“. Wie bist du damit umgegangen?
Christian: Ich beantworte eine andere Frage: Wie würde ich jetzt damit umgehen? Die Frage „was ist denn Motivation oder woran würde ich erkennen, dass meine Mitarbeiter motiviert sind?“. Wenn ich sage „die Motivation ist im Keller“, woran mache ich das fest?
Michael: Schlechte Stimmung, es wird nicht gelacht, Leute sind mehr krank, gehen früh nach Hause, keine Überstunden werden geleistet oder nur ungerne. Der „Pep“ ist weg.
Christian: Vielleicht gehe ich dann dahin und habe ein extrinsisches Demotivationsprogramm aufgesetzt, weil wenn du jetzt auch gerade sagst „die Mitarbeitern lächeln nicht“ – lächle ich denn als Chef? „Die machen keine Überstunden“ – müssen die immer Überstunden machen?
Michael: Sind wir hier wieder bei „perception is projection“, was ich als Chef ausstrahle, ist auch was ich zurückbekomme oder wie ich in den Wald reinrufe, schallt es hinaus. Das hat was davon. Was ich dann vorlebe und wie ich mich dann entscheide, was ich ausstrahle, dann kann ich das auch wieder mit beeinflussen. Worauf kann ich denn da achten, damit mir das gelingt? Wenn ich mich jetzt entscheide „ich gehe jetzt mit Beispiel voran und lächle jetzt und ich mache jetzt wieder Spaß und kriege wieder Gas und mache jetzt voran“, kann ja auch anstrengend sein für mich als Chef.
Christian: Ja und du wirst sicherlich nicht dafür bezahlt, einen nicht anstrengenden Job zu haben.
Michael: Ja gut, auch schön.
Christian: Wie war der Spruch?! „Sie werden nicht dafür bezahlt, nur angenehme Gespräche zu führen“.
Michael: Da hilft mir ja vielleicht auch wieder mich daran zu erinnern, wer ich bin und was mich motiviert. Da könnte ich einmal über die Typensache rangehen, sowas wie insights und Farben und so, ich habe eine rote Präferenz, also Ergebnis und Leistung ist für mich wichtig oder bei gelb ist die Präferenz, eine wichtige Funktion, Spaß zu haben, da irgendwas zu machen, was Spaß ist. Das kann ich mir dann auch pro Mitarbeiter oder pro Team oder für die Firmenkultur insgesamt überlegen. So grundsätzliche Motivatoren, die sich aus dem Bedürfnis nach Leistung, Macht und Zugehörigkeit ergeben. Drei Grundmotivatoren. Für manche Menschen ist Leistung etwas sehr motivierendes, für andere Macht und für andere die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Das heißt da kann ich mir überlegen „okay, wie sind wir als Firma, wie sind wir als Team oder wie ist hier der demotiviert wirkende Mitarbeiter“, dann kann ich da vielleicht auch so ein bisschen psychologisch mit der Brille draufgucken und mir dann überlegen, was den jetzt wirklich motiviert.
Christian: Was mir da immer sehr geholfen hat, war, wenn wir drüber nachgedacht haben bei chicco über Firmenveranstaltungen, über solche Bonus-Sachen, über Feiern, war dieser Spruch „glückliche Mitarbeiter sind nicht produktiver als unglückliche, aber produktive Mitarbeiter sind glücklicher“. Das ist dieser erste Leistungsaspekt, was wir auch schon im Top-Grading hatten. Wenn ich A-Mitarbeiter habe, die wollen Leistung bringen, die wollen Ergebnisse erzielen und meine Aufgabe als Chef ist es, sie das auch machen zu lassen.
Michael: Und Leistung erbringen ist ja nicht unbedingt hart arbeiten. Es geht um Ergebnisse. Alles ganz entspannt und locker und fluffig und einfach perfomant sein.
Christian: Das ist dann einfacher, wenn ich die Blocks aus dem Weg nehme. Produktivität und Leistung. Wie ist denn das mit Macht im Unternehmen? Wenn jemand durch Macht motiviert ist, ist es extrinsische Motivation?
Michael: Ist wieder eine Fangfrage oder? Ich glaube das ist auch intrinsisch. Manche Menschen haben da ein Bedürfnis für, nicht alle. Da kann ich was mit machen, wenn ich auf einmal die Macht nicht mehr habe, weil irgendwas nicht mehr gegeben ist, das kann extrinsisch dann sein oder extern passieren, dann verändert sich auch in mir drin etwas, dann fehlt mir was. Geht sich ja um Erfüllen von Bedürfnissen. Jeder Mensch hat irgendwie ein Bedürfnis, was erfüllt sein muss, damit er motiviert ist.
Christian: Das heißt ich kann auch bei der Machtfrage sehr leicht extrinsisch demotivieren?
Michael: Ja. Super. Macht entziehen.
Christian: Wobei Zugehörigkeit kann ich auch entziehen.
Michael: Jemanden aus einer Gruppe ausschließen, dann ist der direkt demotiviert. „Ne in dem Team bist du nicht mehr drin, in dieser Aktionsgruppe“. Schönen Dank. Motivation weg. Das heißt wenn ich jemanden habe, der über Zugehörigkeit motiviert ist, dann ist die Mitarbeit mit anderen und in Arbeitsgruppen drin sein, an gemeinsamen Themen arbeiten, da kann ich dann Motivation mit hervorrufen? Zugehörigkeit, Macht und Leistung. Muss ich jetzt wieder dran denken: Es kommt drauf an, was motiviert jeden einzelnen und auf die Situation.
Christian: Für mich als Manager kommt es darauf an, intrinsisch motivierte Mitarbeiter zu finden, die ins Unternehmen zu ziehen über die Techniken, die wir alle schon besprochen haben und dann nicht extrinsisch zu demotivieren.
Michael: Was ist denn mit feiern von Erfolg? Celebrate success. Wie hilft mir das denn beim Motivieren oder ist das nur ein re-enforcieren?
Christian: Wir hatten tatsächlich das Thema öfters, Weihnachtsfeiern, wo dann Mitarbeiter gesagt haben „die Weihnachtsfeier wollen wir eigentlich gar nicht, wir hätten lieber einen Bonus oder mehr Gehalt“. Ich glaube nicht, dass solche Veranstaltungen motivieren, sie machen einfach Spaß. Die Frage ist ja: Mit welchem Ziel mache ich eine Weihnachtsfeier? Mache ich die Weihnachtsfeier, weil wir grundsätzlich immer Weihnachtsfeiern machen? Mache ich eine Weihnachtsfeier, weil man das halt so macht? Vielleicht mache ich auch eine Weihnachtsfeier, weil ich gerne mit meinen Mitarbeitern feiere?
Michael: Mein Thema ist ja gerade hier Erfolg feiern, celebrate success. Dieses Anerkennen von Geleistetem. Wir kamen ja eben über das Thema „die Motivation ist im Keller, gerade ist die Stimmung mau, wie kriegen wir das wieder hoch“. Ich hatte in so Situationen oft das Gefühl gehabt von „lass uns mal besinnen, ist es wirklich so mau“, genau wie du gesagt hast „woran erkenne ich das jetzt gerade“ und wenn ich dann gucke auf purpose, vision, values, strategies, auf die großen Blöcke und mal frage „was haben wir denn geleistet in den letzten drei, sechs, 12 Monaten und worauf dürfen wir einfach mal stolz sein, dass wir da was geleistet haben? Wir zusammen als Team haben das und das geschafft und haben damit auch was in der Welt bewegt“. Dann habe ich danach oft das Gefühl „eigentlich haben wir ganz schön viel geschafft und jetzt dürfen wir einfach mal durchatmen und uns daran erfreuen“. Oft ist ja die planerische Arbeit nach vorne, „noch mehr, noch mehr, noch mehr“. Ich habe schon große Freude dran, oft mache ich das nicht, auch für mich selber und mit dem Team mal zurückzublicken gelegentlich und Erfolge anzuerkennen. Hat auch was mit Wertschätzung zu tun. „Smell the roses“. Auch mal anhalten, in Ruhe Kaffee trinken und die Sonne genießen.
Christian: Da ist natürlich ein großer Unterschied zwischen „anerkennen, dass wir im Unternehmen alle zusammen tolle Leistungen gezeigt und tolle Ergebnisse gebracht haben“ oder zu sagen „so schlimm war es ja gar nicht“.
Michael: So schlimm ist es ja jetzt gar nicht. Guck mal was wir alles geschafft haben, eigentlich können wir ja froh sein. Jetzt geht’s auch wieder nach vorne. Das ist mein Gefühl. In so Situationen mal zurückzugucken, sich mal zu freuen, wie weit wir eigentlich schon gegangen sind, wie hoch wir schon gekommen sind auf den Everest und wo wir mal angefangen haben und was wir vor einem halben Jahr für unmöglich gehalten haben und jetzt sind wir plötzlich da. Jetzt sind wir dann demotiviert? Eigentlich ist doch geil, dann schaffen wir den Rest auch noch.
Christian: Ich habe mir überlegt, ich gebe dir jetzt einfach für jeden Podcast, den wir machen, 1 EUR. Lieber nicht.
Michael: Da kommen wir auf keinen grünen Zweig. Dann können wir in ein paar Monaten zusammen Eis essen gehen. Ich lade dich ein.
Christian: Wir bleiben weiterhin intrinsisch motiviert, die Podcasts zu machen.
Michael: Absolut, ich stehe auch morgen früh wieder für den nächsten Podcast mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf.
Christian: Ich freue mich. Es ist sehr erstaunlich, was wir schon alles geschafft haben. Das ist jetzt tatsächlich Podcast-Aufnahme Nummer 44.
Michael: Das ist doch geil. Celebrate success.
Christian: Hammer.
Michael: 44 schon. Tschüss.