WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Christian: Hallo Michael.
Michael: Christian, grüß dich.
Christian: Du Michael, darf ich dir Feedback geben?
Michael: Unbedingt, sehr gerne.
Christian: Wenn du so Gas gibst mit den neuen Inhalten und auch, dass wir mit dem Buch vorankommen und die Kapitel und jetzt wie du das Inhaltsverzeichnis laufend bearbeitest und überarbeitest, dann kommen wir richtig gut voran und dann haben wir unser Buch ziemlich schnell fertig. Kannst du das bitte weiter so machen?
Michael: Klasse, danke, sehr gerne. Cooles Feedback. Jetzt denke ich die ganze Zeit „was kommt jetzt noch?“
Christian: Was ist denn jetzt gerade passiert?
Michael: Du hast gesagt „darf ich dir Feedback geben?“ am Anfang.
Christian: Das heißt ich habe mir erstmal Erlaubnis eingeholt.
Michael: Ich habe gesagt „ja klar“ und habe dabei schon gelacht, weil ich mir dachte „shit, was kommt denn jetzt“ und dann kamen diese ganzen schönen positiven Sachen. Ich habe so ein bisschen drauf gewartet, wann das „aber“ kommt mit dem, was ich jetzt noch nicht so gut mache und das kam dann gar nicht und somit hat sich die Sache für mich einfach nur schön angefühlt.
Christian: Was machst du denn jetzt mit dem Feedback?
Michael: Ich bin jetzt stolz darauf, dass da meine schöne rote Energie, mit der ich ja auch manchmal anecken kann, dass die geschätzt wird. Das war so eine Anerkennung von dir gerade, eine Wertschätzung davon, dass die Art und Weise, in der ich Sachen vorantreibe was bringt und zum Ergebnis was beiträgt und dass wir da wirklich gut vorankommen. Es hat mich bestätigt. Ich habe mich bestätigt gefühlt.
Christian: Das heißt du wirst jetzt höchstwahrscheinlich in die Richtung noch mehr Energie reinstecken und sagen „hey, das kommt gut an, was ich da tue“?
Michael: Jetzt habe ich ja in den vergangenen Jahren meines Lebens, die immer mehr werden, habe ich ja auch schon gelernt, dass ich auch irgendwo mit dem Gaspedal manchmal ein bisschen aufpassen muss. Ich weiß dann jetzt, es ist okay wenn ich so arbeite und so Gas gebe, der Christian findet das dann auch gut, dann fühle ich mich bestätigt und sicher und denke dann auch „okay ich darf so sein wie ich bin und Gas geben ist gut“.
Christian: Ich habe es ja auch auf das Ziel, was wir haben – wir wollen ein Buch schreiben – darauf abgestellt, das heißt ich kann ja jetzt tatsächlich dich dazu bringen, einfach noch besser an dem Buch zu arbeiten.
Michael: Ja genau. Wenn du mir jetzt in dem Kontext mir eben noch irgendwas gesagt hättest, was ich noch besser machen kann oder wo vielleicht auch noch was geht, hätte ich das gerne angenommen. Ich habe ja fast drauf gewartet. Das ist auch so eine Erfahrung, die ich mit Feedback gemacht habe oder Feedforward, wir nennen es ja in unseren Workshop-Seminaren Feedforward, weil der Gedanke am Feedback ist ja, jemanden zu bestärken oder in der Zukunft eine Veränderung herbeizuführen, wenn irgendwas anders gemacht werden darf. Eigentlich geht es sich nur um die Zukunft und nicht um die Vergangenheit. Vergangenheit ist so „du bist schuld“, das bringt gar nichts. Mit etwas Gutes anfangen und gleich weiß ich schon kommt der Scheiß und dann kommt der Scheiß und dann hört es nochmal mit was Schönem auf am Ende und dann ist das Sandwich zugemacht und am Ende ist es aber trotzdem ein Shit-Sandwich.
Christian: „Das hast du schon schön gemacht heute, dass du pünktlich zur Arbeit gekommen bist, aber und dann kommt jetzt das mit dem Kaffeetrinken gehen“.
Michael: Ja genau. Das ist mittlerweile, wenn ich jetzt zurückblicke, ich habe ja viele Jahre auch so in großen Organisationen verbracht und in Konzernen und habe da auch viel gelernt und die ganze sprachliche Methodik beim Feedback, positive Sprache und alles, ist auch sehr wertvoll. Rückblickend muss ich wohl sagen, dass ich jetzt feststelle, dass viel von den Feedback-Prozessen, die wir so im Unternehmen gemacht haben, halbjährliches Feedback, Jahresgespräch, formale Feedbacks vierteljährlich mit dem line manager und beide setzen sich hin und dann überlege ich mir erst selbst und dann überlegt der andere stundenlang, da ist so ein kompliziertes Ding draus geworden. Mit ein, zwei Seiten Zeug, wo jeder alles aus sich herausgewrungen hat, was er dem anderen irgendwie mitgeben kann und dabei ist eigentlich die Essenz total verloren gegangen nachher. Ich fasse mir echt an den Kopf, dass ich das Jahre so mitgemacht habe, weil am Ende die Essenz, die es für mich wirklich gebracht hat, sind zwei Sachen: Die eine, ist das, was du eben gemacht hast, nämlich Bestärkung indem worin ich gut bin und nach meiner Meinung können wir das noch viel mehr machen in der Welt, weil dann geht es richtig voran und dann fühlen sich auch alle gut dabei. Lob, fängt auch schon zu Hause an. Ich bin wahrscheinlich auch nicht genug gelobt worden von meinem Vater, aber das bringt es echt. Die andere Sache, die es echt bringt, wenn ich jetzt irgendwo Mist mache, dass ich dann auch eine klare Hilfe bekomme, was ich in Zukunft bitte anders machen soll, weil das was ich mache, es einfach nicht bringt. Das jetzt mit seitenweise Feedback und mit zehn Punkten versandwichen und so weiter, das hat mir oft nicht genug Klarheit gegeben, wo meine Stärken sind und wo die Schwächen sind, derer ich mir bewusst sein muss.
Christian: Weil du gerade „Lob“ gesagt hast. Ich habe ja in dem anfänglichen Feedback versucht es sehr konkret zu machen, was mir gefallen hat. Du hast jetzt an dem Inhaltsverzeichnis herumgeschraubt und dadurch wird es laufend immer besser. Ich hätte auch einfach sagen können „boah Michael, tollen Job, den du gerade machst, danke, weiter so“.
Michael: Das ist dann so dieser Schulterklopfer. „Guter Mann, klasse Arbeit“.
Christian: Genau und dann schnell wieder weg. Das Feedback darf schon konkret sein, weil wenn ich dir einfach sage „das war echt super, was du gemacht hast“ dann weißt du ja nicht was super war und was genau auf unser Ziel einzahlt. Und das andere, was du gerade gesagt hast, ist so dieses einmal im Jahr Feedback geben oder jedes halbe Jahr. Ich habe da immer so dieses Bild, wenn ich mit dem Auto von München nach Ingolstadt fahre. Ich halte den Lenker fest, gebe Gas und nach einem halben Jahr überlege ich mir mal zu lenken oder nach zwei Kilometern überlege ich mir zu lenken. Da macht es relativ schnell „bumm“, nämlich bei ersten Unebenheit, bei der ersten Kurve. Was passiert in Wirklichkeit wenn ich von München nach Ingolstadt mit dem Auto fahre? Ich lenke die ganze Zeit. Auch wenn es geradeaus geht, mache ich kleine Lenkbewegungen und ich glaube an der Ecke ist Feedback wirklich stark, wenn ich sage „ein bisschen mehr davon, ein bisschen weniger davon“. Dieses gar nicht als gutes oder schlechtes Feedback zu denken, sondern zu denken als „ein bisschen mehr in die Richtung, ein bisschen mehr in die Richtung“, einfach so leichte Lenkbewegungen und dann passiert auch nichts. Dann ist mir keiner böse, wenn ich Feedback gebe. Dann erwartet keiner „jetzt hat er fünfmal nach rechts gelenkt, jetzt muss da aber irgendwann das „aber“ kommen, was nach links lenkt“. Mehr davon, weniger davon.
Michael: Also mehr „in the moment“ als einmal im Jahr.
Christian: Ja. Eigentlich die ganze Zeit.
Michael: Jetzt habe ich da eine Frage zu, wenn das jetzt so in the Moment ist, wie du es beschreibst mit dem Lenker mal links, mal rechts, muss ich denn immer Feedback geben dann?
Christian: Als Chef?
Michael: Ja.
Christian: Hast du eine andere Aufgabe?
Michael: Ja okay. Ich treffe jetzt vielleicht die falsche Annahme. Also wie du es eben beschrieben hast mit dem Lenkrad klang das dann für mich so nach Korrektur.
Christian: Ja Lenkbewegungen. Ich habe als Chef, als Manager, Ergebnisse erzielen, Mitarbeiter halten. Jetzt gehen die Ergebnisse gerade in die richtige Richtung, dann sage ich „es geht in die richtige Richtung“, wenn die nicht in die richtige Richtung gehen, sage ich „geht jetzt gerade nicht in die richtige Richtung“.
Michael: Nehmen wir mal an, das Auto fährt gerade in die richtige Richtung und ich brauche mal nicht irgendwie korrigierend eingreifen. Wie mache ich dann diese Bestärkung, was du eben mit mir gemacht hast? Das war ja kein „bisschen mehr links, bisschen mehr rechts“, war keine Korrektur, sondern da sagst du ja einfach nur „ja, ne, läuft alles, fahr weiter so wie du es machst“.
Christian: Es war schon eine Korrektur, weil du hast ja was gemacht. Du hast das Inhaltsverzeichnis super bearbeitet und ich möchte, dass du das noch besser machst. Das heißt, das nächste Mal, wenn du wieder vor dem Inhaltsverzeichnis sitzt, ist jetzt ein konstruiertes Beispiel, dann wirst du denken „ah, guck mal, der Christian, das bringt uns zum Ziel. Wenn ich jetzt hier noch ein bisschen mehr gebe, bringt es uns vielleicht noch schneller zum Ziel“.
Michael: Ah, okay. Das heißt dieses Bestärken heißt „machst du schon ganz gut und kannst du gerne noch mehr machen.“
Christian: Keine Korrektur, sondern ist da eine Bestärkung und bei dem anderen vielleicht eine Verminderung.
Michael: Das heißt mit dem Autobeispiel dann „der fährt jetzt schon links rum und er könnte vielleicht jetzt noch ein bisschen mehr links rum fahren“.
Christian: Ja klar, weil die Kurve vielleicht jetzt doch ein bisschen enger wird. Das sehe ich ja dann auch erst, wenn ich in die Kurve reingefahren bin, wie die genau aussieht. Manchmal ist ja auch ein Baum dazwischen und ich sehe es nicht.
Michael: Ja gut. So jetzt denke ich an Weihnachten.
Christian: Das ist schön. Darf ich dir Feedback geben wenn du jetzt von Weihnachten sprichst? Was machen wir jetzt an Weihnachten?
Michael: Geschenke verteilen. Mindset. Auch natürlich zum Thema Feedback. Das hat mir total geholfen. Das Mindset von Weihnachten einzuschalten, wenn ich Feedback gebe.
Christian: Geben oder nehmen?
Michael: Beides. Feedback geben, „feedback is a gift“. Feedback ist immer ein Geschenk. Das funktioniert mit Geben und Nehmen. Wenn ich Feedback gebe, dann klappt das generell viel besser, wenn ich das gebe mit der Intention dem anderen ein Geschenk zu machen, was dem anderen auch wirklich was bringt. Und jetzt nicht, weil ich dem irgendwie was stecken will, sondern weil ich dem anderen echt was geben will, womit der dann weiterkommt, wo ich mir denke dann macht der einen besseren Job, bessere Karriere, hat ein schöneres Leben und so weiter, also positive Absichten für den anderen. Das ist die eine Seite des Geschenks. Andersrum, wenn ich Feedback bekomme, dann nehme ich das auch als Geschenk an. Mein schönes Beispiel von Weihnachten ist: Meine Mutter, ich weiß nicht ob die den Podcast schon mal gehört hat, meine Mutter hat mir vor gar nicht allzu vielen Jahren ein Weihnachtsgeschenk überreicht und dann packe ich das also aus, ein kleiner Karton, schön eingepackt bei meinen Eltern im Wohnzimmer, weihnachtliche Stimmung, die Musik läuft, der Glühwein riecht, gut gegessen, dann ist Bescherung. Ich mache den Karton auf und dann sind da sieben Socken drin in sieben Farben. Eine für jeden Tag der Woche. In orange, knallgrün, blau, lila, ich weiß es nicht. Ja gut, muss man dazu wissen, ich trage eigentlich nur schwarze oder dunkelblaue Socken und vielleicht mal ganz selten weiße Socken, wenn ich Tennis spiele und ich spiele kein Tennis. Ist ja auch egal, das war bestimmt toll gemeint und vielleicht ist sie auch davon überzeugt, dass mir das total gut steht, wenn ich mit bunten Socken rumlaufe, bin ja ein bunter Typ, aber in dem Augenblick habe ich gedacht „was ein Kack, kann ich ja gar nicht gebrauchen. Was soll ich denn damit?“. „Feedback is a gift“, es ist ein Geschenk, was mache ich, wenn ich ein Geschenk bekomme? Von meiner Mutter, von meinen Kollegen, von meinem Vorgesetzten? Ich nehme das an und bedanke mich und überlege mir dann in Ruhe, was ich damit mache und wie ich das annehme und umsetze und in jedem Fall sage ich der Person, die mir das geschenkt hat „Mama, ganz lieben Dank für das Geschenk“, gib ihr eine Umarmung und freue mich, dass sie mir was geschenkt hat. Das ist also dieser Spruch „Feedback is a gift and it workes both ways“, sowohl beim Geschenkeverteilen, das wirklich auch als Geschenk zu geben mit der Intention, als auch beim Annehmen das immer als Geschenk anzunehmen, ganz egal was das ist.
Christian: Was ich ja an der Ecke auch noch spannend finde, ist dieser Spruch „Wenn mir jemand Feedback gibt, erfahre ich mehr über den anderen, als über mich“. Das finde ich so super spannend. Wenn wir jetzt das Beispiel von deiner Mutter nehmen: Höchstwahrscheinlich hast du über sie erfahren, dass sie gerne entweder selber bunte Socken tragen würde oder dass dein Papa bunte Socken trägt oder dass sie möchte, dass du bunte Socken trägst, weil das sonst immer so langweilig aussieht.
Michael: Ersteres.
Christian: Du kannst was erfahren über deine Mutter. Ich habe dir vorhin Feedback gegeben, sicherlich hast du was erfahren über mich. Nämlich vielleicht „ich habe gerade selber kein Bock, mich um das Inhaltsverzeichnis zu kümmern“.
Michael: Das weiß ich doch schon.
Christian: Danke.
Michael: Ist immer so. Das ist auch noch ein guter für einen anderen Punkt. Je älter ich jetzt werde und das ganze Feedback-Thema, das treibt mich seit 20 Jahren rum, ich entschuldige mich bei allen, die zuhören, denen ich in der Vergangenheit schon mal Feedback gegeben habe, das noch nicht so gut war, wie ich es heute vielleicht geben würde und euch wird es freuen zu hören, dass der nächste Punkt ist, dass ich mir heutzutage immer mehr überlege, ob ich überhaupt wirklich Feedback geben muss oder ob ich einfach mal die Klappe halte und akzeptiere, dass der andere vielleicht was anders macht und mein Feedback vielleicht auch an der Motivation kratzen könnte, egal wie gut ich es gebe und entscheide mich da immer öfter auch für die Version, die da heißt „Punkt“.
Christian: Einfach mal Klappe halten.
Michael: Einfach mal Klappe halten. Ja dieses, wie du es eben gesagt hast, diese positive Verstärkung, du hast das mit dem Inhaltsverzeichnis toll gemacht, klasse, dass du dich um die Struktur kümmerst. Punkt. Das Sandwich ist eigentlich nur eine leckere Schnitte Brot und da kommt kein Shit-Sandwich am Ende bei rum, was dann wieder ein Geschmäckle hat, sondern es ist einfach nur eine leckere Schnitte Brot.
Christian: Oft war es früher auch mal so bei mir, dass wenn ich Feedback gegeben habe, dass ich dann einfach recht haben wollte. Was mir da immer hilft ist dieses „möchtest du recht haben oder willst du eine gute Ehe führen?“.
Michael: „Yes dear, ja Schatz“.
Christian: Manchmal ist einfach das recht haben für mich nicht mehr der wichtige Punkt, sondern es geht mir dann um andere Sachen, nämlich eine gute Beziehung zu haben, eine Freundschaft aufrecht zu erhalten, in der Arbeit schneller voranzukommen und dann verkneife ich mir auch manchmal mein Feedback.
Michael: Was ich noch gelernt habe, auch so in die Richtung, ist, es gibt viele Wege zum Ziel und ich kenne nur meinen Weg und lange bin ich damit rumgelaufen und habe dann gesehen, wenn Leute was anders gemacht haben, als ich das gemacht hätte, habe ich das dann zum Anlass genommen, Feedback zu geben. Das war natürlich grottig. Weil die sind auch zum Ziel gekommen, mit mehr Geduld habe ich das dann auch irgendwann erlebt und heute weiß ich „einfach mal machen lassen, Klappe halten und wirklich nur dann was sagen, wenn es erforderlich ist und es immer positiv bestärken.“ Schönes Gespräch.
Christian: An der Ecke würde ja Coaching helfen, um mehr Möglichkeiten zu finden. Haben wir ja letztes Mal drüber gesprochen und deswegen jetzt „raus aus der Dusche“.
Michael: Tschüss.
Christian: Ciao.