WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Christian: Hallo Michael.
Michael: Hallo Christian.
Christian: Wer ist eigentlich dieser Christian, von dem du immer sprichst?
Michael: Ja du.
Christian: Ich? Okay. Wer bin ich?
Michael: Wer bin ich, wohin gehe ich, wofür machen wir das alles.
Christian: Was wenn nicht.
Michael: Wer bin ich? Ja du bist der Christian.
Christian: Ja insoweit ist das klar, ich kenne mein Geburtsdatum, kenne die wichtigen Maße, Blutdruck, Gewicht, ich weiß wo ich wohne, die ganzen geographischen Sachen, die kenne ich.
Michael: Du erinnerst dich.
Christian: Ich erinnere mich. Da war einer. Ich habe das Gefühl das kann wichtig sein für mich als Führungskraft.
Michael: Ah okay, wo kommt das Gefühl her?
Christian: Das kommt daher, weil ich glaube, wir haben in einer der ersten Episoden in „insights“ haben wir mal drüber gesprochen, dass dieser Chinese gesagt hat „erkenne ich selbst“. Wenn ich mich kenne und den anderen, dann brauche ich keine Schlacht zu fürchten. Deswegen würde mich jetzt mal interessieren „wer bin ich“ und wie kannst du mir da helfen, das herauszufinden?
Michael: Schön. Ja du hast ja gerade schon ein paar Sachen gesagt von dem, was du bist. Du kennst dein Geburtsdatum, deine Blutgruppe und so weiter, das heißt du erinnerst dich an Sachen. Könnte ich dann behaupten, dass ein Teil von dem, wer du bist, deine Erinnerungen sind?
Christian: Ja bestimmt.
Michael: Okay. Also sind schon mal Erinnerungen in dir drin. Was macht dich denn noch aus?
Christian: Diese Daten, die Erinnerungen, die ich habe, warum ich auf der Welt bin, so mein purpose, das hatten wir auch schon das Thema in der Episode „purpose“. Meine Werte, meine Interessen, meine Kompetenzen, meine Präferenzen.
Michael: Sind ja ganz viele Sachen.
Christian: Und das was ich so den ganzen Tag mache.
Michael: Da war gerade „Werte, Präferenzen, Kompetenzen, was ich den ganzen Tag so mache“. Fangen wir mal mit den Werten an. Was sind denn deine Werte?
Christian: Gute Frage. Erkenntnis ist einer meiner Werte, ich möchte viel verstehen und viel lernen. Dann ist mir wichtig, produktiv zu sein. Happiness ist einer meiner Werte. Die Entscheidung, happy zu sein oder jedenfalls es so lange zu versuchen, bis ich es wirklich bin. Was fehlt jetzt noch? Da kommen bestimmt noch ein paar andere.
Michael: Wo kommen die denn her deine Werte? Ist ja schon mal ein schöner Eindruck, dass von dir so zu hören, was dir wichtig ist im Leben, deine Werte. Wo kommen die denn her?
Christian: Die haben sich entwickelt über den Lauf der Jahre. Ich schätze mal so 30 % genetisch, 70 % Erfahrung.
Michael: Okay. Also viel so aus der Substanz heraus, einfach vorgegeben durch die genetische Struktur und einiges erfahren. Was glaubst du, kannst du die ändern?
Christian: Schwierig. Will ich auch gar nicht. Ich glaube ich habe an der Ecke, die sind so in mir drin, die muss ich gar nicht ändern.
Michael: Also wenn ich es wirklich wollte, könnte ich vielleicht daran gehen mit psychologischen Methoden.
Christian: Definitiv.
Michael: Okay. Und was glaubst du denn noch?
Christian: Ich glaube, dass ich gut in Mathe bin. Sind wir beim Thema „Glaubenssätze“.
Michael: Wo kommt denn der Glaubenssatz her, dass du gut bist in Mathe?
Christian: Ich habe früher in der Schule gute Noten geschrieben und dann haben alle gesagt „der Junge ist gut in Mathe“ (dafür ist er schlecht in Sprachen und Sport).
Michael: Das hast du auch geglaubt.
Christian: Das habe ich auch geglaubt. Dann habe ich Physik studiert, theoretische Elementarteilchen-Physik und da durfte ich schon ziemlich viel rechnen. Ich glaube das konnte ich auch ganz gut.
Michael: Da war schon wieder das Wort „Glauben“. Was glaubst du noch so?
Christian: Mittlerweile glaube ich, dass ich auch Sprachen ganz gut lernen kann. Ich glaube auch, dass ich mir ziemlich viel Zeug reinpfeiffen kann, also wenn mich was interessiert, kann ich fast alles lernen, was ich lernen will. Das habe ich so gelernt beim Fliegen, beim Segeln, Musikinstrumente, im Prinzip alles, was ich will, was ich lernen kann, das kann ich lernen.
Michael: Wenn ich jetzt so an Glauben denke und an Glaubenssätze, da fällt mir irgendwie Religion ein und so. Was glaubst denn du?
Christian: Da bin ich tatsächlich noch auf der Suche. Ich habe mal so ein Test gemacht, welche Lebensphilosophie / Religion zu mir am besten passt und es kam tatsächlich der Buddhismus raus.
Michael: Da gibt’s einen Test für?
Christian: Ja da konnten wir Fragen beantworten, also die zehn Glaubenssätze in diesen Religionen und Philosophien und da konnte ich ankreuzen, welche ich glaube und welche nicht, ich habe den besten Fit tatsächlich bei Buddhismus oder bei der europäischen Variante, dem Stoizismus, gehabt.
Michael: Das heißt, wenn ich das richtig höre, du glaubst, dass da was sein könnte?
Christian: Da ist definitiv was, weil das erlebe ich ja den ganzen Tag.
Michael: Ah cool. Ja da waren wir jetzt bei der zweiten großen Kiste. Wir hatten die Werte eben, die hast du sehr schön beschrieben, dann waren wir jetzt gerade beim Thema „Glauben“, was dich ausmacht. Jetzt habe ich schon ein ganz gutes Gefühl für dich so. Ich habe von deinen Werten gehört, von deinem Glauben und dann hast du noch die ganzen Erinnerungen an Sachen, kannst du dich an alles erinnern aus deinem Leben?
Christian: Ne, ich bin auch froh, das ist wieder ein Glaubenssatz, dass ich auch einige Sachen einfach vergessen kann. Da kommt dann manchmal meine Mama und sagt „weißt du noch damals?“ und ich so „ne, weiß ich nicht mehr“. Könnte ich vielleicht mit Tiefenpsychologie nochmal reingehen und die Sachen auch rausholen nur ich brauche auch nicht alle Erinnerungen.
Michael: Wir leben ja im Jetzt. Ja klasse. Werte hattest du ja erwähnt, Glaubenssätze haben wir von gesprochen, Erinnerungen haben wir von gesprochen und dann war da noch das Thema mit den Präferenzen und den Kompetenzen. Da hast du gesagt, das sind alles Sachen, die dich ausmachen. Was hast du denn für Präferenzen?
Christian: Das habe ich ja tatsächlich gelernt von dir, vielen Dank. Wo mir dann klargeworden ist, dass ich in der gelben Energie bin, dass ich gerne Spaß habe, dass ich gerne mit Menschen spreche und bis dahin hatte ich ja immer geglaubt, dass meine Präferenz die Mathematik war. Das mathematische Denken, das sehr genaue Arbeiten, das habe ich mir drauf geschafft als Kompetenz über die Jahre. Ich kann das jetzt auch noch. Ich kann mich hinsetzen und irgendwelche Sachen rechnen und es macht mir auch in gewissem Maße eine gewisse Zeit lang Spaß. Nur mein Leben lang jetzt so zu verbringen ist sicherlich nicht meine Präferenz.
Michael: Was meinst du denn, wo kommt das her, dass deine Präferenzen so sind, wie sie sind? Was dir leicht fällt, was du gern machst, was so locker läuft. Die sogenannte „comfort-zone“.
Christian: Da würde ich sogar sagen ist der genetische Anteil ein bisschen größer, 70 % Genetik, 30 % Umwelt, frühkindliche Prägung, die Kindheit ist immer schuld.
Michael: Das ist so ähnlich wie wenn ich jetzt wie du, du bist groß gewachsen, das heißt Hochsprung fällt dir leicht, hast du ja gesagt „ich bin halt an die Latte gegangen, bin einfach umgeklappt und habe eine Urkunde bekommen“. Das fiel dir einfach leicht, weil das einfach aus deiner Substanz heraus sich einfach so angeboten hat.
Christian: Das finde ich einen sehr spannenden Punkt. Ich habe ja früher immer gedacht, dass olympische Schwimmer, dass die dadurch dass die so viel schwimmen so ein breites Kreuz und so kurze Beine kriegen. Das habe ich tatsächlich geglaubt. Mittlerweile ist es glaube ich andersrum. Die sind einfach ziemlich gut im Schwimmen, weil die ein breites Kreuz haben und kurze Beine.
Michael: Weil deren Grundsubstanz das einfach ein bisschen erleichtert.
Christian: Klar trainieren die dann dahin und bauen diese Präferenz noch mit wahnsinnig viel Kompetenzen aus, nur wenn ich jetzt dahingehe würde und sage „ich habe einfach zu lange Beine um Schwimmweltmeister zu werden“ und es wird mir auch zu langweilig. Ich kann mich da in der Ecke nicht motivieren.
Michael: Da fällt mir jetzt das ganze Thema „stärkenbasiertes Management“ ein. Meine Stärken identifizieren, das hängt ja irgendwie dann zusammen mit den Präferenzen, was mir leicht fällt, was mir die Natur mitgegeben hat, was einfach leicht drin ist. Und wenn ich dann das als Möglichkeit zur Stärke entdecke und das dann weiter entwickle mit Kompetenzen, dann kann ich ja wirklich Weltmeister werden ne?
Christian: Jedenfalls in dem Bereich, wo ich gut bin.
Michael: Ja cool. Okay. Jetzt frage ich mich gerade, du hattest ja anfangs gefragt „wer ist eigentlich dieser Christian? Wer bin ich“. Das war unsere Frage für heute. Jetzt sind wir so verschiedene Themen durchgegangen, einmal die Erinnerung, die du hast, da hatten wir in der anderen Episode mal drüber gesprochen, da gibt es ja diese Kodierung nach „vakog“, visuell, auditorisch, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch. Erinnerungen sind ja so verschachtelt. Das wäre interessant da zu hören, was du für Erinnerungen hast bei anderer Gelegenheit. Dann war dann das ganze Thema mit Werten, die tiefer drin sind, was dir wichtig ist, da habe ich dann bei dir so gehört „das sind die und die Themen und das möchte ich auch gar nicht ändern und das ist egal, woher das kommt, finde ich gut so wie es ist“. Und dann war da die ganze Sache mit den Glaubenssätzen, wo du halt mal geglaubt hast du bist gut in Mathematik und wo du erst später angefangen hast zu glauben, dass du auch Sprachen gut kannst, ging auch beides. Kann ich ja ein bisschen steuern und wählen, was ich so glaube. Auch hier Thema Religion. Finde ich sehr spannend in der Hinsicht. Dann hatten wir noch das Thema Präferenz versus Kompetenz, also Sachen, die mir von Natur aus leichter fallen, wo ich eine Substanz mitbringe oder Sachen, die ich mir als Kompetenz dann halt aneigne und lerne, selbst wenn ich jetzt lange Beine und kurze Arme habe, kann ich ja trotzdem ein ganz guter Schwimmer werden.
Christian: Ja du wirst vielleicht nicht Weltmeister.
Michael: Ja cool okay. Was meinst du denn jetzt, wer bist du?
Christian: Ich bin der Christian. Mit all diesen Facetten, Erinnerungen, Werten, Kompetenzen und Präferenzen. Jetzt weiß ich das. Wie hilft mir das dann jetzt, mich zu führen? Führungstätigkeit beginnt ja bei mir selber. Mich zu führen, andere zu führen und dann letztlich „keine Schlacht fürchten zu müssen“.
Michael: Jetzt kennst du den ersten Schritt, dich selbst. „Kenne dich selbst und kenne den Feind dann gewinnst du 100 % aller Schlachten“. Jetzt haben wir gerade besprochen, wer du selber bist in diesen verschiedenen Dimensionen, hier Erinnerungen, Werte, Glaubenssätze, Präferenz, Kompetenz. Jetzt müsste ich als Führungskraft mir dann immer noch überlegen „ja die anderen Leute um mich herum, die ich da führen will, wie sind die denn eigentlich und wie sind die verschieden von mir“. Wie ist das jetzt zum Beispiel, du hast den Glaubenssatz du bist gut in Mathematik und du bist gut in Sprachen. Jetzt hast du jemand anders bei dir im Team, vielleicht muss der gerade etwas Mathematisches, Sprachliches machen, der hat andere Glaubenssätze. Wie gehst denn du damit um?
Christian: Sobald ich das von mir weiß kann ich ja damit arbeiten. Ein schönes Beispiel war bei „chicco di caffe“, weil ich der Physiker war, war ich natürlich am Anfang verantwortlich dann auch für die Buchhandlung zu uns in Unternehmen vom Steuerberater reingeholt, habe das aufgebaut und den Finanzbereich. Irgendwann ist mir dann klargeworden „das kann jemand anderes ja deutlich besser als ich“. Mir macht es Spaß, sowas aufzubauen, ich fand das total spannend, ich habe dann auch Kassenbuchungen gemacht und so weiter, das macht mir so lange Spaß, bis ich weiß, wie es geht und bis es Routine wird. Ab dem Moment kann ich das jemandem anderen geben. Wenn ich weiß, dass ich da Energie reinstecken muss, was mir nicht schwerfällt, dass es Sachen gibt, die mir leichter fallen, dann kann ich die Sachen, wo ich Energie reinstecken muss, jemandem anderen geben, dem das total leicht fällt. Der einfach sagt „ich kann jeden Tag stundenlang Kassenbuchungen machen“.
Michael: Okay, also wenn ich das richtig verstehe, dann heißt das für mich, dass wenn ich weiß wo da meine eigenen Fähigkeiten liegen und ich habe da mit jemandem zu tun, an dem ich erkenne, der hat andere Fähigkeiten, dann kann ich Sachen an den delegieren, die der gerne macht und die ich vielleicht nicht so gerne mache, die der gut macht und ich vielleicht nicht so gut mache und das Ergebnis, was wir alle zusammen erzielen ist dann besser, als wenn wir es andersherum machen würden. Ja klasse.
Christian: Es muss nicht delegieren sein, sondern es kann auch sein, dass wir es einfach aufteilen, dass wir drüber sprechen.
Michael: Wie wir kooperieren vielleicht auch?
Christian: „Mach‘ du mal lieber das, du bist da besser“ – „ja danke, darf ich das machen?“
Michael: Da haben wir ja für uns eine schöne Arbeitsweise gefunden ne? Ein Teil von „wer bin ich“ bei dir ist, dass du sehr auditorisch bist, du hörst gerne zu, sprichst auch gerne und hast da eine Präferenz auf diesem auditorischen Kanal, deswegen kam von dir dieser Auslöser hier diesen Podcast zu machen, weil das für dich ein Ding war, was dir liegt. Ich bin der visuelle Typ, ich hole direkt immer ein Flipchart und fange an Sachen aufzumalen oder muss was eintippen, damit ich es sehe, weil wenn ich nicht sehe, kann ich nicht denken, also kümmere ich mich um unsere Videos und um die Grafiksachen und so und da haben wir eine schöne Aufteilung für gefunden ganz nach unseren Stärken. Das macht dann ja auch mehr Spaß, weil ich die Sachen machen kann, die mir leichtfallen und wo ich gut drin bin und die anderen Sachen, die ich eigentlich nicht so gerne mache, da kümmert sich jemand drum, der ist richtig gut, dann fühlt sich das auch als Team einfach geil an.
Christian: Wir haben tatsächlich mal in einer Abteilung diese Übung gemacht und gesagt „jeder soll aufschreiben, was er so den ganzen Tag macht und was ihm davon Spaß macht und was ihm nicht Spaß macht“. Dann hatten wir da fünf Blätter und dann haben wir das zusammengelegt und dann konnten wir Aufgaben verteilen, von jemandem, den es keinen Spaß macht zu jemandem, den es Spaß macht und so ist die Produktivität gestiegen und es war viel leichter.
Michael: Das ist ja schön, dann kann ich mich ganz einfach hinsetzen mit meinem Team, jeder schreibt seine zehn Sachen auf, was er gerade so macht und sortiert die dann nach Spaßfaktor? Wenig, mittel, viel und dann legen wir das alles übereinander und dann kann ich dann gucken „das macht mir keinen Spaß, dir macht das Spaß? Ach wusste ich gar nicht, dann mache du das doch“. Toll. Gute Sache. Dann sind alle viel glücklicher und das Ergebnis wird besser.
Christian: So wie wir das ja implizit auch machen. Wir schauen uns ja auch gegenseitig die Sachen an, die wir machen, wem fällt es denn leichter.
Michael: Jetzt habe ich am Ende nur noch eine Frage: Wer bin ich?
Christian: Du bist der Michael. Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Michael: Tschüss.