WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Christian: Hallo, Michael. #00:00:23-4#
Michael: Cristiano! #00:00:25-5#
Christian: Michael, eine Frage, die mich schon echt lange umtreibt, ist: Wie werde ich denn ein guter Chef? Oder wie bist du so ein guter Chef geworden, der du heute bist? Oder noch anders in die Zukunft rein gefragt: Wie würdest du denn in Zukunft ein guterer Chef werden, wenn du es werden dürftest? #00:00:44-3#
Michael: Das klingt wie ein großer Haufen Fangfragen, die du mir da gerade stellst. #00:00:48-5#
Christian: Fun oder Fang? #00:00:49-2#
Michael: Ob ich ein guter Chef bin oder jemals einer war, das beurteilen besser andere. Ich würde behaupten, ich weiß heute mehr, als ich vor 20 Jahren gewusst habe, als ich mit dem Spiel angefangen habe oder wann auch immer das war. Also die Frage, was Chefsein eigentlich ist, in welchem Zusammenhang. Für ein Projekt, für ein Team, für Mitarbeiter, für mein eigenes Leben? Du, die erste Antwort, die mir da spontan in den Kopf kommt, ist Bereitschaft zu lernen und mich weiterzuentwickeln. #00:01:22-6#
Christian: Ja und Lernen bedeutet ja, dass ich mich auch neuen Sachen aussetze. #00:01:30-4#
Michael: Ja. #00:01:31-2#
Christian: Also ich habe zum Beispiel (...) #00:01:32-7#
Michael: Wie war das denn bei dir? Wie war das bei dir, als du das erste Mal in einer Situation warst, wo du gemerkt hast "oh, ich bin jetzt hier in einer Chefrolle und muss jetzt auf einmal Sachen können. Ich möchte jetzt Sachen können"? Wie war das? Wie bist du da rangegangen? #00:01:46-5#
Christian: Also am Anfang war ich ja etwas überheblich, weil ich hatte ja ein wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstudium in Hagen gemacht und hatte gedacht "ich habe jetzt alle Weisheiten mit Löffeln gefressen". Und habe dann erstmal angefangen, viele Fehler zu machen und habe halt einfach mal gesehen, was alles nicht geht. Und habe halt auch bei manchen Sachen gemerkt: Komischerweise gehen die und manche sind halt nicht gegangen. Und ich habe ja immer gern aus Büchern gelernt. Das heißt, ich habe dann irgendwann die richtigen Bücher für mich gefunden, was auch vielleicht am Anfang gar nicht so einfach war, vielleicht gab es auch die vor 20 Jahren noch gar nicht alle jetzt. Heute (unv. bei #00:02:22-3#) Heute kenne ich die alle. Und dann habe ich Podcasts wahnsinnig viel gehört. Kann ich auch zum Beispiel unseren Podcast empfehlen hier, wenn du schon zuhörst. #00:02:31-7#
Michael: Guter Trick. #00:02:33-8#
Christian: Also aus der Erfahrung von anderen und von Geschichten lernen von Leuten, die schon da waren und das erlebt haben und vielleicht auch schon Fehler gemacht haben und vielleicht auch schon genau die Fehler gemacht haben, die ich auch gemacht habe. Und dann daraus zu lernen. Also das war meine Methode. #00:02:48-1#
Michael: Ja, schön, du hast gerade gesagt, du hast aus Büchern gelernt. Und der Auslöser, ganz am Anfang, war ja: "Ich habe viele Fehler gemacht und dann wurde mir klar, ich habe was zu lernen." Könnte ich ja sagen, du hast aus Fehlern gelernt oder die Motivation zumindest daraus gezogen. #00:03:03-4#
Christian: Die Motivation, ich wollte halt die Sachen richtig machen. Und ich habe irgendwann gemerkt, dass es eine eigene Disziplin ist, Chef zu sein oder Manager oder Leader. Und danach, was mir sehr geholfen hat, war der Austausch mit anderen. Also in meiner EO-Forumsgruppe zum Beispiel einfach zu sehen: Okay, da gibt es andere Leute, die genau dieselben Themen haben. Manche beherrschen es besser, manche beherrschen es schlechter. Und das hat mir extrem viel geholfen. Der Austausch mit anderen über nur deren Erfahrungen und meine Erfahrung auch. #00:03:34-3#
Michael: Ja, bei mir kam die Motivation ein bisschen aus einer anderen Quelle. Also ich hatte damals so den Eindruck, dass damit ich erfolgreich bin und Karriere mache, es wichtig ist, dass ich auch ein Team führe und quasi größere Verantwortung übernehme, die mehr als nur mich selber umspannt. Beim ersten Mal, als das dann geschah, war dann eine Kollegin, die war dann auf einmal bei mir im Team. Also wir waren zu zweit. Das hat überhaupt nicht gut geklappt. Hat mir dann auch ein bisschen zu denken gegeben. Es war in Ordnung und wir waren auch erfolgreich mit dem Projekt. Ja und dann kann die nächste Situation, da war es dann ein Team mit vier Leuten. Und da wurde es dann langsam mehr. Und dann gab es dann in dem Unternehmen, in dem ich damals drin war, da hingen so schöne Poster an der Wand. Die zeigten also so Leute, die wagemutig irgendeinen Berg raufgestiegen sind oder halt irgendwas Großes gemacht haben. So viele so Outdoor-Sachen, so Mountaineering-Bilder. Wirklich so Bergsteiger, die dann da hochkletterten auf den Everest oder so. Und dann stand dann da drüber: "Wenn du einer unserer zukünftigen CEOs im Konzern werden willst, dann melde dich am im Global Leadership Program." #00:04:45-7#
Christian: Cool. #00:04:47-4#
Michael: Und das hing über dem Kopierer, über dem Drucker in der Kaffeeküche. Und das habe ich dann einige Tage gesehen - Wochen wahrscheinlich - und es hat echt auf mich gewirkt. Und ich bin dann damals in diese Firma reingegangen, extra nur, weil ich in dieses Programm rein wollte. Und das war geil. Habe ich halt erstmal entdeckt, was ich alles nicht wusste. #00:05:10-5#
Christian: Ich durfte mir das Programm halt dann selber bauen bei (unv. bei #00:05:14-4#). #00:05:14-9#
Michael: Genau, da hast du wesentlich mehr geleistet. Ich konnte mich ins gemachte Nest setzen. #00:05:19-5#
Christian: Ich fand ja diese Bilder früher, gelinde gesagt, so ein bisschen sonderbar. #00:05:25-7#
Michael: Ja. #00:05:26-6#
Christian: Also irgendwie, es ist immer dasselbe, es ist immer der Mount Everest oder es ist ein Segelboot, was in den Sonnenuntergang (...) Und ich fand es immer komisch, weil das so mit meinem Erleben in den zwei Konzernen, in denen ich gearbeitet habe, so überhaupt nichts zu tun hatte. Also da saß keiner im Segelboot und hat gearbeitet. #00:05:42-5#
Michael: Ja. #00:05:43-3#
Christian: Die Bildsprache ist komisch. #00:05:47-2#
Michael: Ich muss gerade schwer lachen, weil wir benutzen ja bei CoA Academy auch ein Bild vom Mount Everest und solche Geschichten. Also irgendwie, die Marketingleute scheinen alle dasselbe zu assoziieren und hoffentlich ein paar Kunden auch, auf die es wirkt. Werden wir noch sehen. Ja, also das war bei mir auch so. Dass das also generell nicht so insgesamt aufs Unternehmen zutraf. Muss wohl sagen, was ich dann erlebt habe, als ich in dieses Programm reinkam, war schon krass. Also da tat sich eine neue Welt auf. Und ich glaube, eins meiner größten Learnings aus dieser Geschichte war, dass ich ab dem Zeitpunkt da auch nahegelegt und beigebracht bekommen habe, dass ich mir das selber so stricken kann, meinen Werdegang, wie ich möchte und dass ich die Verantwortung für mich selber und für meine Weiterentwicklung übernehmen muss. Das haben die auch klipp und klar gesagt: "Hier kommst du nur rein, wenn du Verantwortung übernimmst und wenn du hier richtig Gas gibst und das kann nur von dir kommen." Riesenauswahlverfahren, ja, mit Assessment-Center, hunderte Leute melden sich an aus dem Konzern von 70.000. Und dann war das immer so hinter der Hand "die nehmen nur maximal 20 im Jahr", das hatte schon so einen ganz derben exklusiven Touch. Ich bin reingekommen. Das war für mich ein Sechser im Lotto im Nachhinein. Und die Kosten, weil das hat keiner offiziell ausgespuckt, aber es hieß, dass dieses Programm lief fünf/sechs Jahre und hat den Konzern angeblich fünf Millionen gekostet. #00:07:12-7#
Christian: Für die 20 Leute? #00:07:14-2#
Michael: Ja, 20 pro Jahr. Wir waren, glaube ich, insgesamt 120, die es durchlaufen haben und irgendwann wurde das Programm in was anderes überführt. Ja, aber diese Phase, das war auch eine starke Wachstumsphase im Konzern, wo die auch Nachwuchsführungskräfte brauchten und unbedingt haben wollten. Also das haben die sich ganz schön was kosten lassen. Habe ich richtig Schwein gehabt. #00:07:33-6#
Christian: Ja, ich hänge ja noch an diesem Bild mit dem Mount Everest. Also ich überlege mir gerade, wenn ich jemanden für eine Weltumsegelung suche, ob ich dann in meinem Marketing-Bildsprache Kaffee, Küchen und Faxgeräte reinnehmen, ob das funktionieren würde. Das ist sehr erstaunlich, dass das so eine Universalsprache anscheinend ist mit dem Mount Everest. #00:07:55-7#
Michael: Die haben mich damit abgeholt, obwohl ich sowas prinzipiell auch nicht mag und mit Mountainclimbing gar nichts zu tun habe, mit Bergsteigen oder auch sonst Extremsportarten, die da ja immer gern genommen werden. Das mache ich alles gar nicht und trotzdem hat es irgendwie auf mich gewirkt, vielleicht wegen dem Text. Da stand halt ganz klar: "If you want to be a future CEO, apply now." #00:08:14-8#
Christian: Ja, das kann sein. #00:08:16-7#
Michael: Ja und dann begann eine Reise, auf der bin ich eigentlich immer noch, meine Leadership-Reise, mit dem ganzen Thema. Ja und mittlerweile wie du und ich als Coach und mit CoA Academy und so. Und ich liebe dieses Zeug, was wir da machen. Und als damals diese Reise anging und bin immer noch gerne auf der Reise. Und wir können ja mal vergleichen, was für uns ähnlich war, wie wir halt unsere Sachen gelernt haben, also vermeintlich. Das dürfen ja andere beurteilen. Ein wesentlicher Punkt war für mich: Wir waren halt diese Gruppe dann von 20 Leuten. Und das war eine Community, die war so eng. Weil wir alle wollten das Gleiche erreichen. Die haben uns sehr gut rausgefiltert, wir hatten ähnliche Werte, die wir hatten, also Weiterentwicklung, Wachstum und diesen Willen, wirklich an uns zu arbeiten, um mehr zu erreichen. Das war eine geile Truppe. Mit denen habe ich heute noch mit fast allen Kontakt. Die sind immer noch in meinem Netzwerk, sind über die ganze Welt verstreut. Viele haben die Firma relativ schnell verlassen mit dem ganzen wertvollen Wissen, was soviel gekostet hat und sind dann anderswo sehr, sehr, sehr erfolgreich geworden. Also ist schon diese Truppe da, das vermisse ich auch und fühle mich da auch immer noch heute mit verbunden. Wir treffen uns alle paar Jahre auch mal und kommen wieder zusammen. Und haben da viel zusammen gelernt und auch viel zusammen gelitten. Wie hast du das gemacht? Dieser Austausch mit Leuten in einer ähnlichen Situation? #00:09:42-4#
Christian: Also das war bei mir dann, als ich zu EO gekommen bin, Entrepreneurs' Organization, vor sechs/sieben Jahren war das. Und da ist es eben diese Austauschgruppe, dieses Forum, ist halt ein wesentlicher Aspekt. Ich bin ja auch Coach im Excelerator-Programm von EO, wo es halt auch einfach junge Unternehmer gibt. Und alle, mit denen ich mal ein Jahr lang in diesen Forum war, kann ich auch jederzeit anrufen. #00:10:10-7#
Michael: Ja, da haben halt alle Bock auf Wachstum. Alle wollen das, also das mit den Leuten umgeben, die das Gleiche wollen, das ist für mich eine Supermethode, motiviert mich dann von ganz alleine. Die andere Sache, die toll war damals, war: Das war ja in diesem Konzern. Wir haben das in Kooperation mit einem anderen Konzern gemacht. Also ich war da bei Vodafone. Und dann kann eine ähnliche Truppe von IBM dazu. Und noch eine dritte Firma, die habe ich aber vergessen, welche es war, da waren auch nur zwei oder drei von dabei. Und dann gab es dann halt eine ganze Menge Sachen, die waren dann in Kooperation. Wir durften dann auch alle ein MBA machen und wurden in der MBA-Klasse zusammengesteckt und dann auch bewusst gewürfelt zwischen den Firmen. Und das war nochmal cool, weil ich dann alles irgendwie nochmal durch eine andere Perspektive miterleben durfte. Bei denen war zwar gefühlt alles anders, bei IBM und doch gab es irre viele Gemeinsamkeiten. Das heißt, das Lernen kristallisierte sich irgendwie mehr raus und hob sich ab von dem Kontext, in dem ich jeden Tag drinsteckte und wurde dadurch ein bisschen klarer noch. #00:11:17-6#
Christian: Ja. Also der typische Satz ist ja: "Bei uns ist das alles ganz anders." #00:11:23-2#
Michael: Genau. #00:11:25-0#
Christian: Und das stimmt nicht. Also ich habe noch nie (...) Also es ist natürlich ein bisschen anders. Es ist andere Namen manchmal für dieselben Sachen unterschiedliche Namen und unterschiedliche Prozesse und auch die Rollen heißen unterschiedlich. Nur, ich glaube, die Herausforderung als Führungskraft ist im Wesentlichen dieselbe. Egal, was ich mache. Weil wie mein Kollege immer gesagt hat: "Wo's Menschen gibt, da menschelt's." Und es ist halt keine Fachaufgabe, wo ich mich einfach durch Fachkenntnisse und fachspezifische Kenntnisse hervortun kann. Sondern ich darf halt einfach mit Menschen agieren und auf Menschen einstellen und die sind jeden Tag anders, die führen sich jeden Tag anders auf. Manchmal gut, manchmal nicht so gut. Und das ist die Herausforderung. #00:12:17-9#
Michael: Also Führung ist das Fach Menschen. #00:12:20-9#
Christian: Ja. #00:12:21-4#
Michael: Ja. Eine Sache, die noch toll war, war, dass das so interkulturell war. Unser Konzern, der war halt weltweit aufgestellt in - keine Ahnung - 30 Ländern, oder was es war und mit Partnerfirmen in anderen Ländern. Und dann diese Truppe von 20 Leuten. Also wir hatten Leute aus Neuseeland dabei, aus Australien, aus Afrika, verschiedene Länder, aus dem Mittleren Osten, aus vielen europäischen Ländern. Also, das war total geil, dass das so eine internationale Truppe war. Obwohl dann die ganzen Eigenarten der verschiedenen Kulturen auch nochmal zusammenkamen und auch die verschiedenen Akzente, alle gemeinsam Englisch zu sprechen. Was alleine schon eine Riesen-Lesson-learned war. Auch die Sprache, dann selbst, wenn wir alle ganz gut Englisch gesprochen haben, uns da halt auf ein Vokabular zu konzentrieren und deutlich auszusprechen, wo alle mitkamen. Das war sehr cool. Und dann haben wir uns zweimal im Jahr, glaube ich, hatten wir dann sogenannte "Development Weeks", wo wir für eine Woche irgendwo in einem Trainingszentrum saßen. Das war dann auch an verschieden Orten in der Welt, mal in Ungarn, mal in Deutschland, mal in England und und und. Und wo wir 20 dann für eine Woche ein Costum-Training-Programm bekommen haben mit verschiedenen Modulen zum Thema Leadership. Und ich habe das aufgesogen. Ich habe heute noch meine Notizen von damals, ja, ich habe heute noch einen dicken fetten Ordner, der steht da hinten im Regal, dieser rote da. Und da ist noch alles drin und ich habe mir das alle paar Jahre nochmal durchgelesen. Weil ich habe da gesessen und damals eine Druckbetankung bekommen und habe schon gemerkt: "Boah, das kann ich mir nicht alles auf einmal merken." Und es war mir so wertvoll, ich habe das alles festgehalten. #00:14:05-7#
Christian: Wie würden wir denn jetzt, wenn wir unsere Erfahrung gemeinsam bündeln würden, wie würden wir zwei denn ein Leadership Program gestalten? #00:14:16-4#
Michael: Ah, gut, dass du fragst, das haben wir ja gerade gemacht. #00:14:18-5#
Christian: Das stimmt. Lass uns nochmal checken, ob das passt, was wir gemacht haben. #00:14:23-8#
Michael: Ja, wir haben ja das Chief of the Year Programm in der CoA Academy aufgebaut, ins Leben gerufen, letztes Jahr. Dank Corona hat das ja auch hervorragend funktioniert, weil Remote sich da viel mehr machen ließ als mit physischen Veranstaltungen, die wir früher gemacht haben. Also mir ist eine Sache noch mal frappierend klar geworden in der Experience. Das Allerwichtigste an einem geilen Programm, wo alle zusammen lernen, sind die Teilnehmer. Und zwar dass die alle Bock haben. Ja, also dass sie alle qualifiziert sind. Und eigentlich müssten wir das viel mehr machen, dass man sich bewerben darf und nicht anmelden darf. Weil das ist so ein großer Erfolgsfaktor: mit Menschen zusammen sein, die all Bock haben, das bringt eine Energie und eine Motivation, das reißt die ganze Gruppe mit. Also Teilnehmer, die es wirklich wollen. #00:15:14-6#
Christian: Ja. Jetzt sind die auch unterschiedlich erfahren alle. #00:15:19-7#
Michael: Ja. #00:15:20-1#
Christian: Ist das was Positives oder was Negatives? #00:15:22-5#
Michael: Ich finde das klasse. Also ich find es auch total klasse. Hier, eine Story hatte ich dir, glaube ich, schon mal erzählt. Wir haben ja hier mal Purpose, Vision, Values auf persönlicher Ebene gemacht, vor vielen Jahren, als ich das das erste Mal miterlebt habe. Da war ich CMO in einer Firma und habe diese Übung in einem Workshop gemacht, einen Tag lang mit Karim, der bei uns im Callcenter saß. Und der war Einsteiger, der war Berufseinsteiger. Und wir zwei haben einen Tag zusammengearbeitet, an richtig großen fetten geilen Themen. Und das war eine fantastische Erfahrung und hat uns beiden sehr geholfen, weil uns das eine Perspektive gegeben hat auf was, was wir sonst oder jemanden unten leben, was wir sonst wenig wahrnehmen. Und ich finde, das geht sehr gut über Hierarchien hinweg, nicht immer. Ich glaube, es gibt auch Gelegenheiten, wo ich dann als Geschäftsführer gerne mit anderen Geschäftsführern sprechen möchte, weil wir haben halt Geschäftsführerprobleme. Ja oder (unv. bei #00:16:15-6#) vielleicht einen Teamlead, der das erste Mal Teamlead ist, auch die Probleme eines First-time-Teamleads hat und sich dann lieber mit Leuten austauscht, die etwa auch noch in dem Thema drin sind und jetzt nicht 20 Jahre war jetzt an der Karriere. Also so ein Mix, ne? #00:16:30-0#
Christian: Ja. Also cross-functional - hatten wir ja schon - über die Erfahrung hinweg. Ich finde ja auch, ich weiß nicht mehr, wo dieser Spruch herkommt: Jeder Mensch ist wie so eine Packung Murmeln. Wo ich einfach, von jedem was lernen kann. #00:16:46-3#
Michael: Ja, finde ich auch, genau. Und manchmal kommen meine größten Learnings von den Leuten, wo ich am Anfang denke: "Ach, du scheiße. Jetzt muss ich mich dem hier tagelang abgeben." Also kommst du so ins Training rein und weißt direkt, mit wem du dich verstehst nach fünf Minuten und mit wem nicht. Und die dicksten Learnings habe ich sehr oft gehabt mit Leuten, die mir am Anfang das, was man unsympathisch nennt, gewesen sind. Was oft einfach nur ein Unverständnis bei mir war, weil die anders waren als ich. #00:17:17-8#
Christian: Ja, "people like people who are like themselves". #00:17:21-2#
Michael: Habe ich auch schon mal irgendwo gehört, ja. #00:17:22-3#
Christian: Es ist halt so einfach, jemanden zu mögen, der nicht überraschend ist. Ja, ok, dann also unterschiedliche Menschen und unterschiedliche Arten zu lernen ist auch noch ein Punkt, oder? #00:17:35-2#
Michael: Ja. Genau, wir lernen ja alle als erste, indem Mama uns was vorliest oder Papa. #00:17:40-7#
Christian: Also auditiv. (unv. bei #00:17:43-4#) noch gar nichts. #00:17:44-0#
Michael: Genau so einschläfernd ist so eine Vorlesung dann auch und nachher in der Uni war die fast noch genauso einschläfernd. Also dieser Learning-Mix, der wurde auch mal propagiert als Learning-Pyramide, die Pyramide des Lernens. Stellte sich raus, das hatte gar keine wissenschaftliche Grundlage. Das war so ein ewiger Mythos, der immer noch rumgeistert. Wenn du auf Google nach Lernpyramiden suchst, dann gibt es da die tollsten Artikel und wenn man tiefer guckt, findet man heraus: Bullshit, hat gar keine Grundlage. #00:18:12-0#
Christian: Wie die Ernährungspyramide. #00:18:14-2#
Michael: Ja. Was aber stimmt, ist, dass es wichtig ist, die verschiedenen Kanäle zu bedienen. Die sensorischen Kanälen. Also das Sehen und das Hören und das Fühlen und das Schmecken und das Riechen und auch die innere Stimme, also das Nachdenken und die Logik. Ja, dass also im Programm so gestrickt sein muss, dass jeder Mensch mit seinen Präferenzen auf diesen sechs Kanälen, ob die mal was mitnehmen kann. Weil das heißt also für mich, für uns, ist ein optimales Leadership Program eins ist, wo es auch bisschen Vorlesungen gibt, also Input. Wo ich auch was lesen darf zwischendurch, zum Beispiel bei uns im Buch. Ja, wo ich mir vielleicht ein Video auf YouTube angucke. Das ist dann der Mix aus auditorisch und visuell. Ja und dann geht es aber in die Sachen rein, die unerlässlich wichtig sind. Also tatsächlich Demonstrationen, Vormachen von etwas durch jemanden. Super Beispiel: Coaching-Ausbildung. Da sitzen zwei Leute und führen ein Coaching-Gespräch und wir sitzen mit zehn Mann drumherum und gucken uns das an und lernen mit, wie die das vormachen. Das ist unersetzlich. Und im Video geht das vielleicht auch, aber in Persona kann ich zwischendurch mal anhalten, Fragen stellen, das Ganze kommentieren. Da ist so eine Demonstration was ganz anderes, die ist einfach live und bietet die Möglichkeit der Interaktion. Ja, was wir ja viel machen und was ich total liebe und durch Harvard so schätzen gelernt habe, war die Diskussion. Weil das ein Plenum von Leuten ist, da sind 50 Leute und der eine findet das und der andere das und da so eine richtig schöne kontroverse Diskussion zu führen an Ansichtspunkten. Da merke ich, wie eine ganze Gruppe total dran lernt, auch die, die zuhören. Das war einer meiner absoluten Erkenntnisse, als dann so ein Professor in Harvard, nachdem jemand eine relativ starke Aussage gemacht hat in so einer Case Study und dann einfach nur guckt und mit den Schultern gezuckt hat und dann in die Runde gefragt hat: "Ja, wer hat eine andere Meinung?" Das sind die Coachings (unv. bei #00:20:08-5#) #00:20:08-8#
Christian: Die (unv. bei #00:20:08-8#) Meinung. #00:20:09-1#
Michael: Genau, ja. Und dann zeigen auch drei auf, weil die haben eine absolut andere Meinung. Und das macht richtig Spaß, wenn man diese Diskussion läuft und wie wir alle im Raum spüren: Okay, da findet sich jetzt sowas irgendwo in der Mitte, so ein Konsens, wo die Wahrheit dann irgendwo zwischen all dem liegt. Keiner von uns hat die absolute Wahrheit im Kopf. #00:20:30-8#
Christian: Ja, was für mich ja in den Learning-Mix auch noch reingehört, ist tatsächlich es selber zu machen. #00:20:35-6#
Michael: Ja. #00:20:37-3#
Christian: Also wir hatten ja jetzt vorgelesen, gehört, diskutiert. Das ist wie wenn ich Gitarre lernen will. Dann hilft es mir nichts, nur die YouTube-Videos zu schauen, sondern ich darf die Gitarre in die Hand nehmen. Und ich darf auch tatsächlich Chef sein und Gespräche führen, Coaching-Gespräche üben, Mitarbeitergespräche üben. #00:20:55-7#
Michael: Üben. Im Deutschen heißt das "üben, üben, üben". Meine Mutter hat es mir gepredigt. Also als ich angefangen habe Klavierspielen zu lernen, "üben, üben, üben", "üben macht den Meister" und diese ganzen Sprüche. Da habe ich was Interessantes mitgenommen durch die englische Sprache. Da heißt üben practice. Und das hat einen anderen Touch als Üben. Also praktizieren ist was anderes als üben. Da muss ich mal gucken, ob es da noch ein anderes Wort für "üben" gibt, aber es hat ein anderes Gefühl und im Englischen wird das auch anders empfunden. Üben ist so ein bisschen bemüht. Ich kann es noch nicht und übe, übe, übe. Und praktizieren ist ein bisschen souveräner. Machen, ja, es machen und daraus lernen. #00:21:39-7#
Christian: Es gibt ja diese Theorie mit den zehntausend Stunden. Wenn ich 10.000 Stunden was gemacht habe, bin ich der Meister. Habe ich noch nicht, was dazugehört. Ich werde nicht der Meister, wenn ich es nur mache. Sondern ich muss es irgendwie qualifiziert üben. Und das ist höchstwahrscheinlich dieses Practice. Aber es nicht nur tun und nicht nur unbeaufsichtigt machen, sondern wirklich konzentriert, fokussiert und auch wirklich am echten Problem. #00:22:09-8#
Michael: Also wie so ein Arzt, oder? Ein Arzt, der praktiziert, muss sich ständig weiterbilden. Das Praktizieren von so einem hochqualifizierten Beruf ist auch nicht "da hast du ausgelernt und jetzt machst du das ein Leben lang". Gibt es ja eigentlich gar nichts, was so ist, heutzutage. Und da heißt es auch, das zu praktizieren, sich ständig fortzubilden und mit der Zeit zu gehen und auch die neuesten Sachen zu können. #00:22:33-7#
Christian: Ja. #00:22:34-2#
Michael: Ja und dann ist noch, was ja meine Lieblingsform des Lernen ist in dieser angeblichen Pyramide oder dem Learning-Mix, ist das Lehren. An anderen, teach others. Also anderen Menschen beibringen, da lerne ich am meisten bei. #00:22:49-7#
Christian: Ja. Ist ja auch eine Art von Praktizieren. #00:22:52-1#
Michael: Ja, klar. Weil dann erkläre ich es anderen. So nicht unbedingt im Sinne von "hier, mach das so", nicht dieses Lehren im klassischen Sinn, sondern mehr ein mit anderen Teilen. Themen mit anderen teilen, zusammen diskutieren, Erfahrungen auch austauschen. Also wenn ich dann in der Rolle vom Coach oder von einem Trainer vor einer Gruppe und muss das selber vorbereiten und muss dann dastehen und das auch erklären können, dann ist mir in dem Prozess, werden wir manche Sachen erst so richtig klar, wo ich denke: "Ah, jetzt weiß ich, was die vor 15 Jahren gemeint haben, als ich das erste Mal gehört habe." Irgendwann ist es dann drinnen. #00:23:29-8#
Christian: Ja. Wenn ich es nicht erklären kann, gut erklären kann, habe ich es selber nicht verstanden. Genau, also wir haben viel gesprochen über "wie lerne ich denn was" und jetzt gibt es natürlich Sachen: Gitarre spielen, Schlagzeug spielen, einen Hammer verwenden, eine Zange verwenden. Es gibt die fette Toolbox. Was ist denn die Toolbox für Leader, eigentlich? #00:23:50-2#
Michael: Ja, Toolbox finde ich so ein klasse Begriff. Der war auch damals, als ich das erste Mal da drin war, der Begriff, den die Trainerin benutzt hat, die das Programm gebaut hat. Also die Leadership-Toolbox heißt das. Und das Bild ist mir seitdem geblieben. Vielleicht, weil die auch mit ihrer NLP-Sprache und den Bildern, die sie gezeigt hat, das schön in mich rein programmiert hat. Ich bin ihr auch dankbar für. Was ist denn dein favourite Tool als Leader? #00:24:15-4#
Christian: Für was? Für welche Zwecke? Es gibt ja schon Lieblings-Tools, die ich habe, wie one-on-one, wie TEV oder Daily Huddle. Also die gibt es ja tatsächlich, nur immer die Frage: Für welchen Zweck brauche ich das? Verwende ich das immer? Verwende ich das regelmäßig, habe ich da einen Rhythmus dafür, das herauszuholen aus der Toolbox? Oder hole ich es nur dann raus, wenn ich es wirklich brauche? Also zum Beispiel, was ich sehr selten raushole und tatsächlich rausholen kann, ist einfach so die ganz klare Ansage. "Du gehst jetzt darüber und machst das." Das ist in meiner Toolbox und ich verwende das relativ selten. Nur ich kann es rausnehmen, wenn ich denke, ich will es jetzt. #00:25:05-6#
Michael: Das ist der dicke Hammer, den brauche ich auch selten. #00:25:08-8#
Christian: Ja, genau, manchmal reicht ein kleiner Schraubenzieher. #00:25:10-0#
Michael: Ja, Toolbox ist eine coole Sache. Die ist ziemlich voll geworden über die Jahre. Deswegen bin ich auch so dankbar, dass wir zwei da im Buch alles festgehalten haben, was wir in unserer Toolbox gesammelt haben. Und wir merken ja gerade immer wieder, wir nehmen ja neue Episoden auf und fügen neue Kapitel hinzu. Ausgabe zwei kommt raus, diesen Monat, wenn alles gut geht, noch mehr Tools drin, weil uns immer wieder was einfällt. Und jetzt sind es irgendwie so 65, die wir haben, glaube ich. Also an Kapiteln, jedes Kapitel ein Tool oder mehr. Sind wahrscheinlich schon 100 Tools. Also wie so ein Puzzle, was sich da zusammengebaut hat, eigentlich, die Toolbox. #00:25:47-5#
Christian: Ein wichtiges Tool für mich ist auch noch Fragen. Also zum Beispiel: Michael, was ist noch wichtig für ein Leadership Program? #00:25:54-4#
Michael: Ja, das ist ein sehr gutes Tool. Der Fragenzieher, der Antwortendreher. #00:26:04-1#
Christian: Genau. #00:26:07-2#
Michael: Ja, also ich meine, wir haben es ja strukturiert in unsere großen vier Elemente: Mich selber führen ist so eine Unter-Toolbox oder vielleicht sogar eine eigene. Andere führen vielleicht auch in Projekten ohne disziplinarische Führung ist eine zweite Toolbox. Teams führen ist eine ganze Toolbox nochmal, in der sehr viel Zeug drin ist und dann halt ganze Organisationen führen. Also Teams von Teams oder größere Konstrukte, vielleicht sogar über Unternehmen hinweg. Und ich meine, da ist natürlich alles drin. Also von Feedback geben, persönliche Lebensplanung, emotionale Intelligenz, limitierende Glaubenssätze, zuhören, NLP, effektive Kommunikation, Verhalten, Menschenkenntnis, Psychologie, Coaching, Team aufbauen, Topgrading, Recruitment, TEV, Scorecards. Ich lese das hier gerade vom Bildschirm ab, delegieren, Entscheidungen treffen, die Eisenhower-Matrix und und und. Rhythmen in der Firma etablieren, eine Kultur aufbauen, eine Marke aufbauen und dann am Ende auch noch Geld verdienen. Und ich glaube, ich habe jetzt nur ein Zehntel von dem erwähnt, was in ein gutes Leadership Program alles reingehört. #00:27:17-8#
Christian: Ja, vielen Dank. So, das alles und noch vielmehr bei CoA Academy und in unserem Chief of Year Programm. Am besten meldest du dich jetzt einfach direkt an. Ich ende mit drei Tools, die ich sehr gerne mag. Ist erstens bedanken, vielen Dank, Michael. Zweitens mit Lächeln und den Namen sagen, Michael. #00:27:39-8#
Michael: Christian, danke dir. Ciao. #00:27:44-2#
Christian: Ciao. #00:27:45-6#