WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Michael: Hallo Christian.
Christian: Hallo Michael.
Michael: Wir sind ja heute beim zweiten Teil von unserer Lifeline-Episode und wir hatten ja schon davon erzählt, dass Lifeline eine schöne Übung ist, die wir beide sehr schätzen, weil sie sehr hilfreich dabei ist, eine tiefere Beziehung und mehr Rapport aufzubauen zu anderen Menschen. Das funktioniert sehr gut 1-on-1, so wie wir das heute machen, oder auch in einer Gruppe im Team um das Team zu verstärken und wir beide machen das ja schon seit vielen Jahren immer wieder, ist auch eine Disziplin und ein wiederkehrender Mechanismus und ich freue mich darauf heute in dieser Episode auf deine Lifeline und was in den nächsten 10, 12, 13 Minuten deine Story mit den Höhen, Tiefen und Learnings deines Lebens ist. Over to you.
Christian: Klasse vielen Dank Michael. Ich bin ja ein Kind der A8. Ich bin in Karlsruhe geboren und wurde direkt nach meiner Geburt nach Neu-Ulm verschleppt von meinen Eltern. Neu-Ulm Pfuhl, ein kleiner Ort in der Nähe von der Donau. Ich hatte eine tolle Kindheit. Ich habe wahnsinnig viel gespielt, ich habe getobt, ich war ein wilder Junge und war auch ziemlich behütet. Mein Vater hat sehr viel gearbeitet und er hat auch immer in verschiedenen Städten gearbeitet. Er hat eine Zeit lang in Düsseldorf gearbeitet, in Hamburg, in München und er hat immer Wert darauf gelegt, dass wir weiterhin diese Homebase haben und in Neu-Ulm weiter wohnen können. Meine Mutter hat sich sehr liebevoll und toll um uns gekümmert. Ich habe noch einen vier Jahre jüngeren Bruder und ich durfte echt viel ausprobieren. Ich habe verschiedene Sportarten ausprobiert, ich habe Judo gemacht, ich habe Hockey gespielt, Fußball auf dem Garagenhof, da habe ich mir auch mal einen großen Zeh gebrochen, weil ich gegen eine Bordsteinkante gekickt habe. Auf der anderen Seite durfte ich auch viel Musik machen. Ich habe Blockflöte angefangen, dann Querflöte, ich habe Geige, Gitarre und sogar ein bisschen Klavier gelernt. Das andere, was toll war in meiner Kindheit, wir haben viel Urlaub gemacht. Wir sind viel weggefahren, wir hatten erstaunlicherweise die Möglichkeit eine Hütte im Schwarzwald zu besuchen und wir haben ein Ferienhaus in der Eifel und zwischendurch haben wir immer etwas Besonderes gemacht mit der Familie, mal nach Italien, mal nach London und auch Amerika. Das heißt ich bin da schon viel gereist und habe viel von der Welt gesehen und das war eine tolle Geschichte. Low war dann so, als ich in die Pubertät kam, weil ich mich in so einen Streber entwickelt habe. Ohne, dass ich einer sein wollte, nur mich haben halt andere Sachen interessiert als die anderen in meinem Alter. Ich habe viel gelesen und wir hatten so ein tolles Brockhaus-Lexikon daheim und das habe ich halt durchgeblättert und mir angeguckt, ich hatte Tessloff-Wissensbücher und „was ist was“ und ich fand das ganz toll und ich habe sogar in eins geschrieben, das hieß irgendwie „unsere Sterne“ oder so, da habe ich vorne auf die erste Seite geschrieben, da war ich 12, 13 Jahre alt „dieses Buch gehört Astronom Christian Kohlhof“ und das Erstaunliche, was mir jetzt im Nachhinein klargeworden ist, das war glaube ich so meine erste Visualisierung, die ich erfolgreich in meinem Leben gemacht habe. Ich hatte einen guten Freund, den Reinhard, mit dem habe ich fast alles gemacht und ansonsten ist relativ wenig nach außen passiert. Je älter ich geworden bin, hat sich das halt komisch angefühlt immer der Einzelgänger, der Intellektuelle vielleicht zu sein. Dann ist es etwas Tolles passiert, dann hat mein Vater gesagt, er würde jetzt längere Zeit in München arbeiten, „lass uns doch nach München ziehen“. Das war kurz bevor ich 18 geworden bin und das war klasse. Ich bin dann in die 12. Klasse ins Gymnasium Unterhaching gekommen und ich war der Neue, der mit der John-Lennon-Brille, von dem man nicht gewusst hat, dass der auch mal Pubertät hatte und ein kleiner Funfact: Das Gymnasium ist das, was bei „Fack ju Göthe“ das Gymnasium ist. Ich hatte Bands, ich hatte Freundinnen, habe dann den Zivildienst in Taufkirchen gemacht, weil ich gesagt habe „das Leben ist hier gerade so schön, ich möchte hier nicht weg“ und habe da hauptsächlich Babysitten gemacht erstaunlicherweise. Ich war auf einem Spielplatz, habe da viel Zeit verbracht und hatte viel Zeit für Musik, Party und Mädchen. Was eine Rolle spielt in meinem Leben ist die Musik. Ich habe viel Musikunterricht gemacht und ich hätte tatsächlich auch fast Musik studiert, habe mir überlegt die Aufnahmeprüfung zu machen, habe dafür auch noch Klavierunterricht genommen und habe da auch gemerkt „Musik allein wird es nicht sein für mich“. Das ist ein schönes Hobby und das beruflich machen, nur noch Querflöte und Klavier spielen und wenn ich Glück habe vielleicht noch Musiklehrer werden, neee. Das erste Learning war „eine Sache allein wird es nicht sein“. Ich habe angefangen Physik zu studieren, weil der Berufsberater im Gymnasium gesagt hat „wenn man Astronom werden will, muss man Physik studieren“. Ich habe in der Schule noch Physik abgewählt, habe Chemie- und Mathe-Leistungskurs gemacht, weil ich ja gewusst habe „ich werde das später noch lernen“. Ich habe dann in München bis zum Vordiplom studiert und es ging eigentlich genauso weiter wie beim Zivildienst. Lernen, Party, Musik, Mädchen. Ich bin dann nach dem Vordiplom mit meiner damaligen Freundin nach Aachen gezogen. Ziel war einfach so weit weg von zu Hause zu kommen, dass ich nicht in Versuchung gerate, meine Wäsche am Wochenende nach Hause zu bringen und bin dann in Aachen gelandet und es war am Anfang auch toll, dann kam meine Freundin nach und ich habe da einige Austauschstudenten aus England kennengelernt und plötzlich waren die englischen Austauschstudenten weg und mit meiner Freundin war Schluss, nachdem wir zusammengezogen waren. Ich saß dann in dieser fremden Stadt plötzlich alleine und dann kam auch so mein erster gesundheitlicher Warnschuss, dass ich so eine rheumatische Arthritis mir manifestiert habe, höchstwahrscheinlich zu wenig oder gar kein Sport gemacht in der Zeit und deutlich zu ungesund gelebt. Die Aachener Mensa hat einfach viel zu viel Pommes und zu viele Lindor-Kügelchen gehabt. Ich kam da raus tatsächlich aus dieser Arthritis und aus dieser Einsamkeit plötzlich, habe meine jetzige Frau kennengelernt, meine erste und einzige und jetzige Frau, die Hella. Wir sind jetzt seit 25 Jahren zusammen, was echt eine ganz lange Zeit ist und was ich so toll finde an unserer Beziehung, dass wir uns so gegenseitig hoch gewuppt haben im Laufe der Zeit. Als ich sie kennengelernt habe, hat sie als MTA gearbeitet, ich habe studiert, dann habe ich angefangen zu arbeiten, sie hat studiert, ich habe Geld verdient, sie hat dann die Doktorarbeit gemacht, dann kamen die Kinder, ich habe ein Unternehmen gegründet, sie hat in einem Unternehmen gearbeitet und jetzt auch seit vier Jahren hat sie ein eigenes Unternehmen, was ich super toll finde, weil die einfach so erfolgreich sind. Die sind so die Rockstars in der Branche, es macht irre Spaß zu sehen, was da passiert. Da ist dieses „gemeinsam durchs Leben pflügen“, was wir auch in einem Podcast mal hatten. Wir haben mittlerweile zwei tolle Töchter, die Charlotte und die Magdalena. Die Charlotte ist gerade in Frankreich auf einem Austausch mit 13 Jahren für ein halbes Jahr, die Magdalena die nächstes Jahr Abitur macht. Es ist einfach: Familie klasse. Was ich sehr schön finde in der Familie, wir schaffen es mittlerweile auch zusammen viel zu reisen, wir waren in Kenia, in Kambodscha, in Costa Rica und alle finden es toll, dass wir solche tollen Reisen machen können und die auch machen. Was ich schön finde, dass die zwei, Magdalena mit 17, Charlotte mit 13, auch einfach da Lust drauf haben und nicht sagen „ihr Alten, macht ihr mal“, sondern solange wir tolle Reisen machen, werden die auch mit dabei sein. Nach dem Physikstudium in zwei Konzernen gearbeitet, war relativ langweilig. Ich glaube, das Einzige was ich wirklich gelernt habe, war noch im BWL-Zusatzstudium, was ich noch gemacht habe und dass ich gelernt, das Tollste am Tag ist eigentlich Kaffeetrinken. Ich habe dann Glück gehabt bei der HypoVereinsbank, dass ich da den Ralf als meinen Personalbetreuer hatte und wir irgendwann gesagt haben „wie schön wäre es denn, wenn wir eine Kaffeebar bei uns im Unternehmen hätten?“. Wir haben es durchgezogen, wir haben „chicco di caffe“ gegründet und es war am Anfang eine heftige Zeit. Wir hatten keinen Mentor, wir hatten keine Coaches, ich hatte nicht mal so die richtige Literatur, ich war überhaupt nicht in diesem Unternehmer-Ding drin und ich hatte halt gehofft, dass mich das BWL-Zusatzstudium irgendwie darauf vorbereitet hat. Stimmt, vom Lebenslauf her und Buchhaltung konnte ich dann ziemlich gut. Wir sind relativ schlecht finanziert gestartet und haben immer weiter gemacht und haben dann auch immer wieder versucht mit kleinen Finanzierungen, mit Kaffeebars über Leasing und sind 2011 fast pleite gewachsen. Einfach negativer Cashflow, zu viele neue Bars und das war die Zeit, wo ich am schlechtesten geschlafen habe. Die Sparkasse, die unser Hauptfinanzierer war, hat gesagt „wir streichen euch die gesamten Linien von einem Tag auf den anderen und jetzt gucken wir erstmal, ob ihr eine positive Faustführungsprognose habt, ansonsten ist jetzt hier Schluss“. Das ist eine heftige Erfahrung. Wir hatten gerade zwei Kinder, relativ jung, und dann kommt plötzlich aus dem Geldautomaten kein Geld, heftig. Da kam schon der zweite gesundheitliche Warnschuss, wo ich zu meinem Arzt gegangen bin und gesagt habe „ich bin so müde und so“ und da hat er gesagt „das kann ein beginnender Burnout sein, mach mal gesünder, mehr Schlaf, mehr Erholung, mehr Sport, gesündere Ernährung“. Wir haben uns wieder rausgearbeitet, haben uns gefangen, sind mit „chicco di caffe“ wieder gewachsen und nach ein, zwei Jahren habe ich den Sparkassenberatern auf die Schulter geklopft und ich bin da auch sehr dankbar. Ich bin dankbar für die Klarheit, mit der die kommuniziert haben „Leute, Schluss“ und auch mit der Klarheit, mit der sie gesagt haben „sie werden uns helfen“. „Chicco di caffe“ weiter gewachsen mit 180, 200 Kaffeebars, 600 Mitarbeiter und wo ich auch sehr dankbar bin, war das letzte Projekt bei „chicco di cafe“, nämlich die Rösterei. Das war ein Traum, den wir schon von Anfang an hatten, dass wir unseren eigenen Kaffee rösten und dass ich mir dann die Möglichkeit gegeben habe, eine Rösterei aufzubauen, die halt die 100 Tonnen, die wir im Jahr als Eigenkaffee brauchen, selber produzieren. Da haben wir tatsächlich auch Strategiediskussion geführt und eine Strategiediskussion ging so in die Richtung, dass wir uns auch finanziell richtig aufstellen müssen und das hat dann letztlich dazu geführt, dass ich einen Teilverkauf meiner Anteile gemacht habe und dass ich auch ausgestiegen bin als Geschäftsführer. Seitdem bin ich finanziell, zeitlich, räumlich nicht so ganz, unabhängig. Ich genieße gerade mein Leben tierisch, dass ich mein Know-How, was ich gelernt habe an Managementskills weitergeben kann als Coach, als Mentor, ich genieße es gerade die entspannte Produktivität mit unserem Podcast, wie wir an dem Buch arbeiten und ich genieße auch, dass wir weiter, vielleicht bald wieder mit der Familie verreisen können. Da bin ich jetzt gerade. Bis vor einem Jahr hätte ich gesagt „ich bin so gesund wie noch nie“, dann kam der dritte Warnschuss, die rheumatische Arthritis hat sich vor einem Jahr wieder gemeldet und auch die werde ich jetzt wieder wegkriegen. So alle zehn Jahre ein Warnschuss und danach geht es wieder gut. Damit kann ich echt gut leben. Ich habe ja vorhin gesagt „Musik allein ist es nicht, Physik allein ist es nicht“. Ich merke gerade, dass ich die Freiheit, die ich zeitlich und finanziell gerade habe, gerade dafür nutze wieder mehr Musik zu machen und mich wieder mit Physik zu beschäftigen und einfach auch andere Sachen zu lernen. Das ist eine Sache, die mir extrem wichtig ist: Immer wieder was anderes zu lernen. Ich nehme Gesangsunterricht, ich lerne Italienisch und ich genieße die Zeit mit meiner Familie und mit mir selber. Vielen Dank.
Michael: Ja klasse, danke dir Christian. Was mir auffällt, wenn ich dir zuhöre und wir haben das ja schon einige Male miteinander gemacht, ich habe jedes Mal immer das Gefühl, dass ich dich um einiges näher kennenlerne, wenn du deine Geschichte erzählst, ist ja auch jedes Mal ein bisschen anders und schätze das total, dass ich dich so kennenlernen darf und durfte über die Jahre, wir sind uns ja witzigerweise immer wieder begegnet und auch jetzt wieder einfach so 10, 15 Minuten zu nehmen und deine Geschichte nochmal zu hören, finde ich total klasse und ich nehme da jedes Mal was mit. Was mir heute besonders deutlich aufgefallen ist, was vielleicht nicht verwunderlich ist und es mir einfach nur auffällt, was wir da für Gemeinsamkeiten auch haben, besonders in unseren Werten, also was uns wichtig ist im Leben. Uns beiden ist Musik sehr wichtig und bei uns beiden war es dann aber nicht die Wahl, das zur großen Sache unseres Lebens zu machen. Uns beiden ist das Internationale, die Welt und Kulturen und Reisen sehr wichtig. Uns beiden ist sehr wichtig, dass wir uns selber fortbilden und dass wir immer weiter lernen wollen und so einen unstillbaren Wissensdurst zu haben und uns beiden ist wichtig, was wir gelernt haben, mit anderen teilen zu wollen um andere dabei zu unterstützen. Das habe ich gerade in dieser Iteration unserer gegenseitigen Lifeline-Übung mitgenommen und danke dir dafür ganz herzlich und ich bin auch dankbar, dass ich dir hier als Partner in der CoA-Academy habe und mit unserem Buch und unserem Podcast und freue mich da auf weitere Schritte in den zukünftigen Lebensphasen. Danke dir.
Christian: Vielen Dank Michael.
Michael: Tschüss.