WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Christian: Hallo Michael.
Michael: Hey Christian.
Christian: Heute geht es um das Thema „rechte und linke Gehirnhälfte“ und die Krankheitsformen persönlich und auch im Unternehmen, die daraus kommen und das Beispiel von dir war ja van Gogh, der sich selber das Ohr abgebissen haben soll.
Michael: Habe ich auch von gehört. Mal sehen, wie er das hingekriegt hat.
Christian: Der war so verrückt, dass er sich das Ohr abgebissen hat.
Michael: Ja der war der wohl ein bisschen eindimensional unterwegs.
Christian: Rechte und linke Gehirnhälfte im Unternehmen. Um was geht es da?
Michael: Was mir da einfällt ist dieses landläufige Verständnis von Verschiedenartigkeit. Zu dem Thema „linkes Hirn, rechtes Hirn“ und was da wo passiert und welche Fähigkeiten da her kommen, das wandelt sich gerade auch noch mal sehr. Das jetzt exemplarisch für heute heranzuziehen finde ich okay, im Detail wird uns der Zuhörer hoffentlich verzeihen, dass das eher modellhaft gemeint ist, wovon wir hier sprechen. Es gibt ja so „Hörzentrum ist da und Sehzentrum ist da und die logische Verarbeitung ist da“, da tut sich auch sehr viel in unserer Erkenntnis.
Christian: Alles was wir hier heute besprechen ist eher bildlich zu sehen und jetzt nicht medizinisch konkret.
Michael: Nicht so wissenschaftlich.
Christian: Es geht um diesen ganzheitlichen Ansatz.
Michael: Du hast das ja auch schon mal gesagt, bei dir sind die Begriffe „yin und yang“ dazu eingefallen und das finde ich total gut, das ist auch so ein Jahrtausende altes Bild von yin und yang und es gibt halt so Verschiedenartigkeiten und in jedem ist dann auch ein bisschen was vom anderen drin. Dieses Symbol ist total schön und was auch total schön daran ist, dass das so in einem Kreis zusammenfasst wird und beides Teil des Ganzen ausmacht und das ist auch organisatorisch das Thema und die Sache, die zu einer sehr erfolgreichen Organisation, Firma, Team hilfreich ist. Beide Seiten zusammenbringen, dass da yin und yang koexistieren und zusammen ein geiles Ergebnis bringen.
Christian: Jetzt bin ich ja schon richtig gespannt, was hat das jetzt wieder mit dem Unternehmer zu tun?
Michael: Hier unser purpose, vision, values, strategies Modell hat ja unten diese beiden Kreise. Oben ist ja ein Kreis für vision, das Herz ist daneben gemalt, was im Zentrum des Ganzen ist, der purpose, und dann ist halt der Kreis unten links wo values immer dran steht, die Werte und der Kreis unten rechts, wo Strategien dransteht oder was wir tun. Dieser Kreis unten links wäre dann quasi die linke Gehirnhälfte, da geht es sich ums Sein, um das zwischenmenschliche Verhalten, um Gefühle oder die sogenannte softe Seite oder halt das ying, wie auch immer wir das nennen wollen. Die Modelle funktionieren da alle für. Das ist so die eine Seite unserer menschlichen Dynamik und in der anderen Seite rechts stehen so die harten Fakten drin – was wir tun oder was eher als rechtes Hirn bezeichnet wird. Oder in Jungscher Sprache ist das wahrscheinlich die Seite der Sachorientierung, während die linke Seite die Seite der Gefühlsorientierung ist. Da auch wieder eine schöne Parallele zu insights, was wir gerne benutzen mit den Farben, da ist es dann halt Sachorientierung ist oben und Gefühlsorientierung unten, aber jetzt bleiben wir erstmal bei links und rechts oder halt das rechte Hirn, die rechte Seite des Machens. Jetzt kann ich mir ja schon mal Organisationen vorstellen, Firmen in der Welt, die eher rechts oder links sind, die eher so im faktenbasierten Machen und Tun sind oder die eher im gefühlsorientierten Sein sind. Was fallen dir da so für Unternehmen ein, was würdest du wo einsortieren?
Christian: Ich glaube ja, dass die Unternehmen, die beides in Griff kriegen, die erfolgreichen sind und auch die die wir kennen. Die die nur auf einer Seite agieren, die mendeln sich dann irgendwann ziemlich schnell raus und verlassen den Markt.
Michael: Sehe ich ganz genauso und da kommen wir dann in fünf Minuten nochmal drauf. Wenn wir erstmal so ein bisschen stereotyp damit anfangen, das zu betrachten. Welche Unternehmen könnten dann eher so sachorientierter sein?
Christian: Alles was faktenbasiert ist, vielleicht eine Bank, IT-Firmen, Luft- und Raumfahrt.
Michael: Wo es um die Sache geht. Vielleicht auch eine Firma, die Software programmiert, tech company. Wie du schon sagst, das ist immer eine Mischung zwischen links und rechts oder zwischen yin und yang. Und was wäre dann eher so auf der linken Seite? Was wären Firmen, die sich eher da aufhalten?
Christian: Da würde ich eher so ngo’s sehen, Nicht-Regierungsorganisationen, die purpose-getriebenen Unternehmen…
Michael: WHO oder so was…
Christian: Umweltschutz. Alles was irgendwie gut für die Welt ist und einen starken purpose hat.
Michael: Gehen wir mal von den Organisationen auf eine Einzelrolle. Was wären so typische Einzelrollen, die eher linke oder rechte Seite sind, mehr im Sein oder mehr im Machen?
Christian: Im Machen hoffe ich doch der CFO, die Buchhaltung, Sales. Marketing geht dann vielleicht schon in die Mitte, Chief Happiness Officer ganz auf der linken Seite.
Michael: Sozialpflege, jemand im Krankenhaus, Arzt, Krankenpfleger, Krankenschwester, das fühlt sich dann wahrscheinlich eher so nach linkes Hirn an oder auch Psychologe, wo es sich um die Gefühle, den mentalen Status geht.
Christian: Fühlt sich so an und ich glaube es ist ja gar nicht so. Wenn ich jetzt Arzt bin in einem Krankenhaus, dann bin ich ja auch sehr auf der Sachebene unterwegs, hoffentlich.
Michael: Das muss auch 100 % richtig sein.
Christian: Ich hätte da gerne einen Arzt, der auch auf der Sachebene sehr stark ist.
Michael: Das ist schon der wesentliche Punkt, den du gerade bringst. Was wir im Grunde gerade machen ist so ein bisschen insights im Eindimensionalen, wir sprechen jetzt von Präferenzen und von Grundhaltungen und – wie immer – Menschen sind verschieden und es ist gut, dass wir alle verschieden sind und dass wir da verschiedene Präferenzen und verschiedene Stärken haben, mehr linkes Hirn, mehr rechtes Hirn oder mehr yin und mehr yang oder mehr im Sein oder mehr im Machen. Wie auch immer man das alles nennt diese beiden Dimensionen. Für ein erfolgreiches Unternehmen, um auf deine Frage zurückzukommen, ist es wichtig, dass beides abzudecken, beides zusammenzubringen, weil aus der Vielfalt Stärke entsteht und jetzt kommt der springende Punkt: Mit diesen Stärken kann ich dann mein Ziel erreichen. Wir hatten ja das schöne Beispiel mit dem Joch, „die Ehe ist ein Joch“ hast du mal in einer anderen Folge gesagt.
Christian: Ich will nur klarstellen, dass es nicht meine Meinung war, es war ein Zitat eines Priesters, der das bei einer Trauung erzählt hat. Ja es stimmt, wenn einer der beiden Ochsen stärker ist als der andere, dann pflügen wir im Kreis.
Michael: Dann gehen die nicht aufs Ziel zu. Genauso ist es. Selbst die beiden Löcher sehen schon ähnlich aus wie die zwei Kreise, die ich mir hier auf das Papier gemalt habe zur Orientierung beim Sprechen, weil buchstäblich wenn ich sowohl die emotionale Seite, als auch die Faktenseite gewinnbringend auf dasselbe Ziel ausrichte, dann habe ich die maximale Kraft das Ziel zu erreichen und mich da halt schnell drauf zuzubewegen. Darum geht es, ich brauche beides. Ich brauche die softe Seite und die harte Seite, genauso wie ich Softskills brauche als Führungskraft, so wie ich auch Hardskills brauche als Führungskraft. Als Mensch generell. Ich brauche beide Seiten und das Ziel ist es, was die zusammen ausrichtet.
Christian: Wir hatten ja das Thema mit dem Eisberg. Beim Eisberg ist es ja auch, ich habe den Rapport, der höchstwahrscheinlich auf Gefühlsebene stattfindet und ich habe die Sachebene, die im Hirn stattfindet. Um was es hier jetzt geht ist diesen Kommunikations-Eisberg im Unternehmen auch klar zu kriegen. Nicht nur in der 1-zu-1-Kommunikation, sondern ganzheitlich tatsächlich im Unternehmen. Der Rapport muss stimmen und die Sachebene muss stimmen.
Michael: Genau. Wenn ich das beides dann zusammenbringen kann, dass also diese zwei Kreise für linkes und rechtes Hirn nicht irgendwo nebeneinander schweben, sondern einen overlap habe, dass ich da eine Schnittmenge bilde, dann bin ich in the zone. Dann habe ich beides so kombiniert, dass wir da mit maximaler Power uns aufs Ziel zu bewegen können und auch alle verschiedenartigen Präferenzen der beteiligten Menschen da zufriedenstelle, weil dann braucht natürlich jeder was anderes. Der eine braucht mehr Ergebnisse, eher rechts unterwegs, der andere braucht mehr das Gefühl für das Zwischenmenschliche, der mehr auf der linken Seite unterwegs ist, dass ich dann als Chef damit sicherstelle in so einer Organisation, wo beides zum Tragen kommt, das alle auch happy sein können und wir das Ziel erreichen und unseren Zweck damit erfüllen können.
Christian: Wie mache ich das denn jetzt? Das klingt ja jetzt ganz gut.
Michael: Übersetzt: Wie gehe ich jetzt damit um? Der erste Schritt, dass alle das so mitkriegen, dass das überhaupt für mich wichtig ist als Chef und damit auch für das Unternehmen. Die ganze yin und yang-Geschichte, linkes Hirn und rechtes Hirn, Sein und Tun, dass ich ganzheitlich mit dem Unternehmen aufgestellt sein will, weil es einen Zweck hat, nämlich den purpose zu erfüllen und die Vision zu erreichen. Dabei erstmal schon mal alle mitnehmen und auch von diesem Modell einfach offen sprechen und sagen „wie ist das bei euch, wo siehst du dich, bist du eher so ein linker oder rechter Hirntyp oder mehr yin oder yang“, welches Modell auch immer und da das Gefühl zu erzeugen „hier dürfen wir alle zu Hause sein in dieser Firma“. Und dann mit dem Geschäftsmodell, mit dem „this is how we gonna run this company“, wenn wir dann purpose, vision, values, strategies machen, dann zu zeigen, die values sind der Garant dafür, dass wir diese linke Seite erfüllen und da sauber aufgestellt sind und das ernstnehmen und wertschätzen und auf der anderen Seite, die rechte Kugel unten, die strategies, das ist das, wo drin steht, was wir machen und was wir auch ernst nehmen unser Ziel zu erreichen, dass wir wirklich was tun, um dahin zu kommen. Wenn ich diese beiden Seiten, die values und strategies, immer wieder betone und immer wieder wiederhole, „das ist was wir dieses Jahr machen und das sind unsere Verhaltensleitplanken, dann gelangen wir zur großen Vision“. Das immer wiederholen und dann habe ich das automatisch in der Kultur irgendwann drin.
Christian: Das heißt ich darf wieder darüber spreche, was ich erreichen möchte.
Michael: Chief Repeating Officer.
Christian: Genau. Und immer wieder „ich will einen Burger. Ich möchte, dass wir diesen ganzheitlichen Ansatz fahren. Ich möchte, dass wir die linke und rechte Gehirnhälfte mitnehmen“ und ich wiederhole es immer.
Michael: Ganz genau. Purpose, vision, values, strategies, linkes Hirn, rechtes Hirn, yin und yang, alles gehört dazu. Ganzheitlich.
Christian: Wenn ich das alles hinkriege, bin ich auch gesund als Unternehmen und brauche mir dann auch gar kein Ohr abbeißen.
Michael: Und dann ist die ganze Sache entspannt und produktiv. Entspannt links, produktiv rechts.
Christian: Vielen Dank Michael.
Michael: Danke dir. Ciao.