WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Michael: Hallo Christian.
Christian: Hallo Michael. Ich glaube, ich kann das nicht.
Michael: Aha, hast du da gerade eine Entscheidung getroffen?
Christian: Nein, ich glaube das ist nur alles ein bisschen zu viel. Außerdem bin ich auch kein ausgebildeter Podcaster, auch kein ausgebildeter Moderator, auch die ganze Technik überfordert mich.
Michael: Was ist es, dass dazu führt, dass du dich entscheidest, dich jetzt zu fühlen, dass du das nicht kannst?
Christian: Ich glaube das halt einfach nicht. Ich habe die tiefe Überzeugung, wenn ich in mich reinfühle, dass das irgendwie nicht funktioniert mit mir.
Michael: Wie würde es sich denn anfühlen, wenn du davon überzeugt wärest, dass du es kannst?
Christian: Ja, das weiß ich ja nicht. Ich kann mich ja nicht entscheiden, dass ich es jetzt plötzlich kann. Ich brauche da Erfahrung. Um ein guter Podcaster zu sein, brauch ich in meiner Welt ja ein Podcaster-Diplom.
Michael: Ich fühle mit dir mit. Ich bin in einer ähnlichen Situation. Mal anders herum gefragt, was gab es schon mal für Situationen in deinem Leben, in denen du dich gefühlt hast, dass du etwas gut kannst?
Christian: Das hatte ich schon immer mal.
Michael: Was denn zum Beispiel?
Christian: Ich kann ziemlich gut kochen und eine Flasche Wein öffnen. Kaffee trinken. Bei chicco haben wir immer gesagt „jeder macht bei uns das, was er am besten kann“. Wir, die Geschäftsführer, können am besten Kaffee trinken und daherreden.
Michael: Und Wein aufmachen und Kochen?
Christian: Ne, nur daherreden.
Michael: Wie fühlt sich das denn an?
Christian: Da fühle ich „flow“. Fühlt sich natürlich an.
Michael: Beschreib mal, was fühlst du, wenn du so im flow bist?
Christian: Ich fühle, dass es leicht warm ist. Wie ein Frühlingstag. Ein angenehmer leichter Wind. Einen klaren Kopf im Gegensatz zu leichten Kopfschmerzen. Der Kopf ist klar und frei.
Michael: Also Frühlingstag, warme Luft, ein klarer Kopf. Prima, was noch?
Christian: Ich sehe, dass es relativ hell ist, wenn es gut läuft. Warme Farben wie orange und grün.
Michael: Was sagst du zu dir selber? Also was sagt deine innere Stimme in solchen Momenten?
Christian: „Ja, los geht’s. Hey, das ist ja leicht. Ui ui ui, schon wieder.“
Michael: Und kannst du dir jetzt schon vorstellen, wie sich das anfühlen wird, wenn du dich dafür entscheidest, dass das mit dem Podcasten hier sich genauso anfühlen wird?
Christian: Ja, dann wäre es natürlich einfacher. Dann würde ich jetzt einfach sagen „komm pass auf, wir setzen uns hin und machen den Podcast bis er fertig ist“. Bevor ich irgendwie merke, dass wir angefangen haben, ist er schon vorbei. Wir legen auf. Zeigen uns „thumbs up“. Toll gelaufen.
Michael: Gut, dann haben wir das ja. Der nächste bitte.
Christian: Was hast du denn da jetzt mit mir gemacht?
Michael: Beschreib du es mal.
Christian: Ich kam an und habe gesagt, dass ich etwas nicht kann. Es gibt sicherlich viele Sachen, wo ich glaube, dass ich sie nicht kann.
Michael: Da habe ich direkt spontan etwas gesagt. Weißt du noch?
Christian: Nee, ich war so in meinem Glaubenssatz drin. Ich habe da überhaupt nicht zugehört eigentlich.
Michael: Ich glaube das erste was ich dann gesagt habe war „aha, hast du das jetzt so entschieden?“
Christian: Ich bin at cause. Es gibt viele Sachen, die ich glaube und die auch vollkommen okay sind in meiner Welt, dass ich sie glaube. Ich glaube jetzt nicht, dass ich fliegen kann. Das schränkt mich im täglichen Leben auch nicht ein. Es gibt aber auch Sachen, bei denen ich denke, wenn ich das anders glauben würde, dann wäre es vielleicht einfacher. Wie in dem Beispiel, wenn ich glauben würde, dass Podcasten einfach gehen würde, dann würde ich es halt einfach machen. Ich glaube ich habe das immer, wenn ich glaube, dass Sachen nicht einfach gehen.
Michael: Okay. Ich muss nur gerade schmunzeln, weil ich so oft das Wort „ich glaube“ gerade höre.
Christian: Das war keine Absicht.
Michael: Ja, so ein Zufall.
Christian: Wir sind bei Glaubenssätzen.
Michael: Was du am Anfang ausgesprochen hast, war ein sogenannter „limitierender Glaubenssatz“. Oder eine „limitierende Entscheidung“ habe ich das auch schon mal genannt.
Christian: Ich habe etwas geäußert, wenn ich denke, dass dies wahr ist, dann macht es mich kleiner als ich bin. Es hindert mich daran Sachen zu machen.
Michael: Wenn du das jetzt so äußerst „ich glaube ich kann das nicht“, was kommt dann in deinem Kopf an von deiner eigenen Stimme und was kommt bei mir an und vielleicht auch bei allen anderen, die das jetzt eben auch gehört haben?
Christian: Vielleicht erstmal „das glaube ich auch“.
Michael: Ja dann muss das wohl so sein.
Christian: Wenn ich mir das öfter sage und es die ganze Zeit wiederhole „ich kann das nicht, ich kann das nicht, ich bin zu groß, ich bin zu klein, ich bin zu dünn, zu dick, war schlecht in Mathe“…
Michael: Plötzlich wird das wahr und wir alle um dich herum unterstützen das auch noch.
Christian: Das geht ja auch in die andere Richtung. Da gibt es diese „affirmations“.
Michael: Jetzt machen wir die Positivierung.
Christian: Ja, die Positivierung. Ich bin ein Adler, ich kann fliegen. Ich bin der Beste, der Tollste. Ich glaube, wenn ich mir das jeden Tag sage, dass ich das dann auch irgendwann glaube.
Michael: Das glaube ich auch. Ist nur die Frage, ob dies zweckführend, zielführend ist.
Christian: Kann ich bestimmen, welche Glaubenssätze ich habe?
Michael: Ich glaube, dass ich alles im Leben glauben kann, was ich glauben will.
Christian: Das heißt ich kann mir ein Portfolio von Glaubenssätzen aufbauen und sagen, daran glaube ich, daran glaube ich nicht. Wir sind nicht im religiösen Bereich, sondern im Bereich „Wahrheiten über mich“.
Michael: Da fällt mir ein toller Spruch eines Mentors gerade ein. Du bist jetzt in einer neuen Rolle und weißt noch nicht wie es geht:„Fake it till you make it“.
Christian: Also so zu tun, als könntest du es, solange bis du es kannst.
Michael: Genau. „Act as if – So tun als ob.“ Erstmal so tun als ob und dann daran arbeiten, dass es Realität wird. Der erste Schritt ist so zu tun, als ob. Das finde ich auch in dem Zielsetzungs-Skript, das wir oft benutzen. Kannst du jetzt schon so tun, als ob du das Ziel erreicht hättest?
Christian: Weil dann würde ich ja glauben, dass ich es schon erreicht habe.
Michael: Genau, das habe ich dich eben glaub ich auch gefragt. Was habe ich nochmal gefragt? „Wenn du dir jetzt vorstellen würdest, dass du das mit dem Podcasten genauso gut kannst wie bei der Arbeit daherreden und Kaffee trinken“. Dann hast du angefallen, dir es vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn du beim Podcasten genauso gut bist wie beim Kaffee machen. Auf einmal hast du etwas anderes im Kopf. Ein anderes Gefühl, anderes Bild, anderer Ton. Plötzlich wird es wahr.
Christian: Das heißt ich kann einen Glaubenssatz nehmen, den bearbeiten und da gibt es viele NLP-Techniken, wie man das machen kann.
Michael: Abschalten, Umstrukturieren, reframen, wie es nicht alles heißt.
Christian: Den Glaubenssatz in den Schredder packen.
Michael: Ins Kino gehen und rückwärts laufen lassen in schwarz-weiß.
Michael: Christian. Wenn man meckert, kann man auch oben auf das rote X drücken und dann geht der Glaubenssatz in den Mülleimer rein.
Michael: Ein Switch.
Christian: Bei dir glaube ich immer, dass du nie einschränkende Glaubenssätze hast. Hast du welche?
Michael: Ich würde jetzt auch gerne was mit „ich glaube“ sagen. Ich glaube, da hätte ich gerne, dass du da Recht hast. Mir fällt zu dem Thema ein. Den Begriff habe ich sogar von dir gelernt, zumindest im Deutschen. Der einschränkende Glaubenssatz oder die einschränkende Entscheidung, die wir alle oft treffen oder früher oft getroffen haben und jetzt immer weniger treffen.
Christian: Das ist ja auch ein Glaubenssatz, wenn du sagst, dass wir die immer treffen.
Michael: Da muss ich an einen anderen Mentor denken, der irgendwann mal sagte mit einem anderen sehr erfolgreichen Menschen „that’s what life is all about. You can do anything that you want in life. That’s what it’s all about“. Das ist eine Haltung von „ich glaube, was ich will und ich nehme mir vor, was ich will und ich glaube, dass ich alles in meinem Leben erreichen kann, was ich will“. Ich bin dem Thema das erste Mal begegnet in einer Führungskräftefortbildungsveranstaltung, wo ich das erste Mal in einer Management-Rolle war. Ich wurde dann auch in einen Kurs geschickt. Die Trainerin hat uns etwas beigebracht, was wir im Mitarbeitergespräch sagen können, wenn jemand einen limitierenden Glaubenssatz ausspricht. Sie hat es damals nicht so genannt, aber es ging darum: „also ich kann das und das nicht. So eine Entscheidung, das kann ich nicht“. Der Spruch war immer: „what is it that is causing you to choose to feel that you cannot do this“. Ich gehe das mal im Einzelnen durch. Das hat mir total geholfen. Das habe ich mega oft angewendet und bemerkt habe, wie es das Gespräch komplett dreht. Also „was bewirkt es, dass du dich entscheidest, dass du dich jetzt so fühlst, dass du das nicht kannst?“
Christian: Und bis der Mitarbeiter diesen Satz dekonstruiert hat…
Michael: Was der Satz ganz clever macht ist da einzubauen „you choosing“, also das es immer eine Wahl ist. Was ich glaube, ist immer meine Wahl. Wo lebt der Glaube? Nur bei mir Kopf. Und ich kann immer wählen, was ich glaube. Ich kann auch wählen, was ich vielleicht nicht mehr glaube und damit einen limitierenden Glaubenssatz aufheben.
Christian: Es gibt diese Mitarbeiter, die immer das Gegenteil von dem behaupten, was man sagt. Die Gegenbeispielsortierer. Genauso habe ich das in der NLP-Ausbildung gelernt. Was bei denen ganz gut hilft, ist ihnen einfach Recht zu geben. Du würdest sagen „ich kann das nicht“ und dann sage ich „ja da kann man auch nichts machen“. Das ist auch blöd. Da kommt bei denen „doch, doch, da kann man schon was machen“.
Michael: Weil die dann wieder anti sind. Also wenn ich jemanden hab im Team, der so ist und immer erstmal gegenhält und sagt „das geht nicht“, dann mache ich einfach mal mit und schaue, dass er gegenhält.
Christian: Ich habe das auch ein paar Mal gemacht. Die anderen merken dann schon…
Michael: Ich bin so, ich bin ein Missmatcher. Ich halte immer mal dagegen und suche einen konträren Standpunkt, weil in meinem Gehirn ist das wichtig einen Bogen zu haben und einen Ausgleich zu schaffen und um wirklich sicherzustellen, dass was stimmt am Ende. Da kommt mein Missmatching her. Das ist bei mir auch so. Wenn ich sage „das geht aber nicht so und so“ und jemand kommt und bestätigt dies einfach, dann fange ich auf einmal an nach Lösungen zu suchen, um ihm zu widerlegen, dass das einfach so ist. Derjenige kann ja nicht schon wieder Unrecht haben.
Christian: „Wer ist er, dass er mir recht gibt?“
Michael: Ja genau, hier stimmt was nicht. Was gibt es noch für Typen?
Christian: Dann gibt es diejenigen, die gerne drüber nachdenken. So wie du. Sie haben einen konstruierten Satz und beginnen nachzudenken „eh, was hier, glaube ich das?“ Dann gibt es höchstwahrscheinlich die mit der grünen Farbenergie, wie würden wir die denn bekommen?
Michael: Etwas Mitfühlendes, Harmonisches, andere Menschen.
Christian: Weiß nicht. Gibt es aber bestimmt auch Techniken.
Michael: Ist nicht so mein Kompetenzfeld. Sorry, Präferenzfeld.
Christian: Auf jeden Fall spannend. Einschränkende Glaubenssätze hindern mich daran es zu tun, was ich vielleicht möchte, was ich auch entscheiden könnte. Dann gibt es die Glaubenssätze, die mich bestärken, in dem was ich tue. Zudem gibt es höchstwahrscheinlich noch Glaubenssätze, die relativ egal sind.
Michael: Das schöne Thema Glaubenssätze hatten wir auch schon mal. Damals ging es um das Mindset. Die ganze IQ-Geschichte, wenn Kinder erzählt bekommen in der Schule, dass sie einen niedrigen IQ haben und dann glauben die das. Wenn das dann andere hören, dann glauben die das mit und das ganze System verstärkt noch diesen Glauben und am Ende habe ich wirklich einen niedrigen IQ. Wenn mir relativ früh gesagt wird, ich hätte einen hohen IQ und ich wäre sehr intelligent und alle anderen glauben das auch, dann wird das auch eher wahr. Krass. Dann sind wir bei der self fullfilling prophecy – die sich selbstverwirklichende Prophezeiung.
Michael: Christian. Ja. Wie nutze ich dies jetzt im täglichen Leben?
Michael: Ganz konkret: ich sitze mit jemandem zusammen und wollen etwas arbeiten und „ja ne, das geht so aber nicht“. „Ich kann das nicht.“ Einer meiner Favorites aus dem ganzen Thema ist der Glaubenssatz, der dann verknüpft ist. „Ich kann nur erfolgreich sein im Leben, wenn ich hart arbeite“.
Christian: Oh, das ist schön.
Michael: Also konditional. „Ich muss viel arbeiten, damit ich Erfolg habe.“
Christian: Und es muss wehtun.
Michael: Wenn ich daran glaube, dann kommt es im Leben auch so. Dabei ist es auch eine Entscheidung, die ich treffen kann. Ich kann sehr erfolgreich sein und angenehm viel arbeiten oder angenehm wenig. Oder fast gar nicht.
Christian: Oder es erst gar nicht als Arbeit empfinden.
Michael: Genau, was wir hier machen, ist auch keine Arbeit.
Christian: Das läuft wieder so leicht hier durch. Ich glaube, ich bekomme gerade einen positiven Glaubenssatz.
Michael: Den können wir direkt mal verstärken.
Christian: Ja klasse Michael, hat wieder sehr viel Spaß gemacht mit dir. Es war wie ein Frühlingstag mit leichtem Wind, grün und orange. Dieser Podcast ist einfach durchgeflossen. Vielen Dank.
Michael: Ich glaube es auch. Ciao.