WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Christian: Hallo Michael.
Michael: Hey Christian. Wie geht’s?
Christian: Ja sehr gut. Sag mal, was hattest du eigentlich für einen IQ als du klein warst?
Michael: Ich glaube die Gelegenheit, wo ich mal bei so einem Test mitgemacht habe, habe ich eine 115 oder 125 gehabt, irgendwie sowas.
Christian: Ich hatte 240.
Michael: Das war mir klar.
Christian: Jedenfalls ist das die Geschichte, die ich mir gerne erzählen würde an der Ecke.
Michael: Was machst du dann heute hier mit mir im Podcast?
Christian: Keine Ahnung, das versuche ich jetzt schnell herauszufinden und dann suche ich mir eine Alternative.
Michael: 240 ist ja eine Bombenzahl.
Christian: Ne, ich habe nie einen offiziellen IQ-Test gehabt, ich habe die zwar immer mal so geübt und mir ist das relativ schnell langweilig geworden und ich habe dann auch immer Lösungen gefunden, die jetzt nicht der offiziellen Lösung entsprechen. Wo ich halt glaube, das lag halt einfach daran, dass ich zu intelligent war für die Tests. Vielleicht war ich auch einfach unkonzentriert.
Michael: Ich glaube das war ganz gut, dass du das nie gemacht hast.
Christian: Weil ich ja dann jetzt wüsste wie intelligent ich bin.
Michael: Und wenn du eine 240 wirklich gehabt hättest, dann kann ich mir vorstellen, wenn das jetzt bei mir so wäre, dann wäre ich ja dauernd unter Druck, dass ich das größte Genie der Erde sein muss.
Christian: Definitiv.
Michael: Oh shit, und wenn ich dann mal etwas nicht weiß und nicht kann? Was mache ich denn dann?
Christian: Dann kriegst du Schwierigkeiten mit dir selber und deinen Geschichten. Da hast du dann eine Inkongruenz mit dem, was du erlebst und mit den Geschichten, die du dir erzählst. Oder alle anderen außer dir.
Michael: Wie klingt die Geschichte im Kopf, die dann abläuft?
Christian: Die könnte unterschiedlich klingen. Die könnte klingen „ich bin das größte Genie und die anderen merken es nicht, die verhalten sich so komisch, vielleicht sind die dann doof“.
Michael: Kann man schon extra polieren, wie das so im sozialen Umfeld gelaufen ist.
Christian: Also wenn ich echt einen Test gemacht hätte und da wäre so ein Genie-Ding herausgekommen, wäre ich vielleicht dann unausstehlich geworden.
Michael: Schön.
Christian: Deswegen bin ich schon ganz froh und ich habe auch immer gemerkt, diese Intelligenztests sind etwas, was ich nie lernen werde. Die Konzentration da aufzubringen ist ja Übungssache auch. Da muss ich mich ja echt hin konzentrieren und da muss ich ja auch gucken.
Michael: Wobei die haben ja immer gesagt, dass man das nicht üben kann. Das ist ja genau der Punkt, dass diese Tests nicht zu faken sind sondern dass die wirklich testen, wie intelligent ich bin.
Christian: Ich glaube ich kann es durch Übung faken.
Michael: Das glaube ich auch. Bei mir war das so: Die Story in meinem Kopf war, als ich das dann damals gemacht habe, war das Ergebnis irgendwie okay, der Wert ist nicht schlecht aber so richtig gut ist das nicht. Das hat mich jetzt nicht unter Druck gesetzt, es hat mich ein bisschen angezipft. Wenn ich dann hörte „da hat jemand einen IQ von 130 oder von 160“, okay da ist langsam das Genie-Level und so Begriffe kommen dann ja auf und ich glaube das hat mich so im Nachhinein ein bisschen angetrieben, dass ich da für mich entschieden habe, da muss ich irgendwie über die Runden komme und schnell dazu lernen und es anders irgendwo ausgleichen, weil ich bin ja von Natur aus nicht so intelligent wie andere das sind. Also muss ich vielleicht härter arbeiten oder mehr tun oder mich mehr fortbilden und hatte dadurch irgendwie eine Motivation.
Christian: Ist ja prinzipiell gar nicht schlecht.
Michael: Ich glaube das war ganz gut so herum. Wenn ich das jetzt gehabt hätte wie bei mit einer 240er-Diagnose, das kann ich mir auch gut als netten mental fuck-up vorstellen.
Christian: Oder anders: Stell dir vor du hast einen schlechten Tag an dem Tag, wo du den Test machst und kriegst nur 80 Punkte. Wie anders wäre dein Leben dann gelaufen?
Michael: Ja krass ne? Wir hatten ja schon mal dieses Stichwort „self-fulfilling prophecy“, die sich selbstverwirklichende Prophezeiung. Und wenn ich jetzt als Kind irgendwie erzählt kriege „ich habe einen IQ von 80“ und dann kommen die ganzen Stories „das ist unter der Norm“ und „viele andere sind ja intelligenter“. Dann geht in meinem Kopf ja irgendwie eine Story los „okay ich bin nicht so gut wie die anderen“ und eventuell wird diese Story dann zur Wahrheit bloß weil sie mich damals so einem blöden Test ausgesetzt haben.
Christian: Du brauchst ja auch gar nicht den Test zu machen, du kannst ja deinen Kindern ja auch implizit so einen schlechten IQ-Test mitgeben, wenn du immer sagst „Na du Dummerchen, was hast du denn heute schon wieder gemacht“ oder so „ja ich weiß, du verstehst das nicht, du bist noch klein“. Da kannst du die Kinder tatsächlich auch in so ein Mindset hereinbringen, wo die sagen „ich verstehe es halt nicht, ich bin halt ein Dummerchen. Ich bin langsam“.
Michael: Wie war das letztens hier, du hattest doch auch so was geteilt „deine Schwester ist halt sehr gut in Mathematik und die ist richtig intelligent und dafür bist du gut im Sport“.
Christian: Ja genau, das war bei mir. Ich war immer gut in Mathe und deswegen haben alle geglaubt, dass ich schlecht in Sport bin. Was ich auch war in der Schule.
Michael: Ja „self-fulfilling prophecy“. So ist es dann gekommen. Bis du dich anders entschieden hast.
Christian: Ich habe das dann erst gemerkt beim Hochsprung, weil ich groß war, bin ich hingelaufen, über die Stange gekippt und habe eine gute Note gekriegt.
Michael: Jetzt hat sich ja in den letzten zehn Jahren zu diesem ganzen Thema unglaublich viel getan in der Wissenschaft. Dieser Begriff der Neuroplastizität. Was ist denn das?
Christian: Das werde ich glaube ich nie verstehen, was das ist.
Michael: Clever. Da muss ich immer aufpassen, was du sagst. Ja Neuroplastizität ist ein tolles Wort. „Neuro“ ist ja mein Schädel, mein Hirn, meine Neurologie, im Kopf die Masse und „Plastizität“ bedeutet, dass es formbar ist. Jetzt hat die Wissenschaft früher immer erzählt und es wurde mir auch in der Schule erzählt, also auch die Story mit dem Intelligenztest. Mein Gehirn ist halt so wie es ist und bei manchen ist das intelligenter und bei manchen weniger und das ist dann so und das bleibt auch immer so. Die Welt ist immer davon ausgegangen, dass auch das Gehirn, wenn wir einmal ausgewachsen sind, so ist, wie es ist und so strukturiert und verschaltet ist mit gewissen Begabungen, Sprechen und so weiter. Jetzt hat sich in den letzten zehn Jahren herausgestellt, das war alles bullshit. Vielleicht ein bisschen hart formuliert. Was sich herausgestellt hat, war, unser Gehirn ist tatsächlich formbar, auch noch bis ins hohe Alter und es gibt Methoden, wie ich das machen kann. Heute ist die Story dann nach den neuesten Erkenntnissen so „ja kann sein, dass ich als Kind mal einen IQ von 80 hatte und wenn ich daran gearbeitet habe, dann kann es durchaus sein, dass ich irgendwann einen IQ von 160 habe“.
Christian: Das gibt mir natürlich selber eine große Aufgabe, nämlich, ich darf jetzt plötzlich entscheiden, welche Geschichte ich denn glauben will. Diese erste Geschichte ist ja super easy „ja ich habe den IQ von 80 und das bleibt das ganze Leben, dann brauche ich mich auch gar nicht anstrengen, ist leicht für die Lehrer, leicht für das Umfeld, leicht für die Chefs, leicht für die Eltern“. Zu sagen „Dummerchen, du kommst da nicht weiter“ und bei dem anderen wird es halt plötzlich anstrengend.
Michael: Auf einmal bin ich hier, wir hatten ja das Thema „cause and effect“. Ursache und Wirkung. Bei der ersten Geisteshaltung bin ich at effect, also Wirkung, also alle anderen sind schuld, die Welt ist schuld, die Natur ist schuld, habe halt das Gehirn bekommen, was ich bekommen habe, kann ich nichts dran machen und wenn ich at cause bin, also an der Ursache mich sehe und das meine Geisteshaltung ist, mein Mindset, dann weiß ich, was ich für Möglichkeiten habe, jetzt was dran zu machen und die finde ich und die nutze ich und wenn ich die nutze und daran arbeite, dann werde ich auch andere Ergebnisse damit erzielen, als die die mir da so böse vorhergesagt werden.
Christian: Jetzt habe ich ja gerade gesagt „es wird anstrengend dadurch“. Dadurch habe ich natürlich auch schon wieder eine Entscheidung…
Michael: Wenn du möchtest darf sich das für dich anstrengend anfühlen.
Christian: Ja genau. Oder wenn ich sage „das gibt mir viele Chancen und das macht mir vieles leichter“. Oder alles leichter. Weil ich plötzlich entscheiden kann, wer ich sein will und wer ich bin und welche Geschichten ich einfach glaube, dann wird doch alles viel leichter.
Michael: Das ist so ein geiles Ding, ich kann mich ja, habe ich irgendwann vor nicht allzu langer Zeit so richtig begriffen, ich kann das ja selber im Kopf wählen, wie ich das sehe und wie ich mich fühle und in welchem Zustand ich drin bin oder welche Emotion ich da habe. Wenn jetzt zum Beispiel das Gefühl eben, wie du es beschrieben hast, „das fühlt sich ja anstrengend an“. Dann ist ja so eine schöne Coaching-Frage „okay und wie würde es sich anfühlen, wenn du dir jetzt vorstellst, dass das ganz leicht sein kann?“. Und dann kann ich überlegen wie fühlt sich etwas an, wenn es für mich leicht ist, an was für Beispiele kann ich mich erinnern, wo mir mal etwas leicht gefallen ist im Leben und dann mache ich so ein copy and paste von diesem Gefühl auf die andere Sache und auf einmal kann sich das für mich ganz leicht anfühlen, was sich vorher in der Vergangenheit bis dahin noch schwierig, anstrengend angefühlt hat. Meine Emotion kann ich wählen. Das ist eines der größten learnings, die ich bisher in meinem Leben hatte. Wie funktioniert das so für dich?
Christian: Du hast ja gerade gesagt „ich kann das copy and paste machen“. Das hört sich ja im ersten Augenblick auch wieder an „wie mache ich jetzt ein copy and paste“ und wenn ich davon überzeugt bin, dass das leicht geht und dass ich es einfach machen kann, ein copy and paste, dann ist es ja leicht.
Michael: Gibt es ja schöne Methoden für, NLP und co.
Christian: Also es geht super easy.
Michael: Ja finde ich auch. Wie hilft mir das jetzt als Führungskraft? Wir sind ja hier bei Chief of Anything, so what?
Christian: Ja Führungskraft. Wen führe ich denn? Ich führe ja mich erstmal. Dann führe ich meine Mitarbeiter und dann führe ich ja letztlich alle um mich herum, mit denen ich kommuniziere. Führung ist ja meine Fähigkeit, zu kommunizieren. Wenn ich jetzt mit der Idee, dass es leicht ist, mich zu verändern reingehe und sage „ja dann kann ich mich ja jetzt verändern“, dann kann ich damit mal anfangen.
Michael: Und ich kann wählen wie ich mich fühlen in Situationen, wo ich mit anderen Leuten zu tun habe, in denen ich mich noch nicht so fühle, wie ich mich eigentlich fühlen will. Sagen wir mal ich habe ein Mitarbeitergespräch und das läuft nicht so und da geht mir jemand jetzt echt auf die Nerven. Dann ist der erste Schritt bei mir, dass ich anfange zu beobachten „okay, ich habe jetzt dieses Gefühl genervt“. Und dann habe ich ja die Wahl, mich jetzt zu entscheiden „will ich mit diesem Gefühl jetzt hier weitermachen und lasse diesen Zustand des Genervt-Seins in mir zu oder copy and paste ich mir jetzt irgendein anderes Gefühl“ und das ist so ein schöner Ausdruck „über den Dingen stehen. Kann ich da jetzt einfach drüber stehen über der Emotion und einfach eine andere Emotion wählen und dann deswegen mit dem Mitarbeiter auf einmal ganz anders umgehen, ganz anders kommunizieren“ und ein viel schöneres Ergebnis am Ende dabei herausbekommen. Alles nur, weil ich mich dafür entschieden habe, mich jetzt nicht so zu fühlen, wie das vielleicht früher mal in mir programmiert war, sondern einfach mir zu überlegen „wie will ich mich jetzt gerade fühlen, wenn ich damit jetzt hier sagenhaft toll umgehe in dieser Situation“. Und da habe ich mal ein schönes Konzept kennengelernt. Das verkörpert das in einer kleinen Formel nämlich e+r=o.
Christian: Das kenne ich. Das ist von Einstein.
Michael: Ja genau, so ähnlich. Die Wörter stehen für „event“, also ein Ereignis, das passiert in der Welt, dann kommt meine „response“, meine Antwort auf dieses Ereignis, wie ich mich dann verhalte und das „o“ ist das „outcome“, das Ergebnis, das ich damit erziele. Also es passiert was in der Welt, ich entscheide mich für meine response und bekomme dann das Ergebnis, was ich bekomme. Viktor Franke, da gibt es auch die ganz berühmte Geschichte, wie Leute sich bewusst im Kopf, in Konzentrationslager hat der das rausgeschrieben, da immer in einem Mindset sind, wo sie noch immer ein r haben. Ich habe immer ein r, immer eine Möglichkeit, zu reagieren, mit der ich das Ergebnis, das dabei herauskommt, noch beeinflussen kann. Ganz egal welcher Event in der Welt passiert. Philosophisch sind wir dann beim Thema Willensfreiheit und so weiter, ganz geiles Thema. Für mich in meinem Alltag heißt das, auch teilweise zu Hause, meine Frau, meine Kinder, meine Eltern, die haben ja eine sagenhafte Gabe mir direkt auf irgendwelche Trigger-Buttons zu pushen, die kennen mich.
Christian: Immer einer der den Button drückt und einer den ihn drücken lässt.
Michael: Da gebe ich auch gerne zu, dass ich dann immer noch eine Challenge manchmal verspüre da mein r frei zu wählen, meine response, aber da bin ich genau im Thema. e+r=o. Ein Ereignis passiert, was mich früher vielleicht getriggert hat. Ich kann jetzt meine response frei wählen und bekomme dann das Ergebnis, das ich bekommen will und nicht das Ergebnis, das abläuft, wenn ich mich jetzt da in mein altes Muster begebe und dann ablaufe und dann sage „ja so bin ich halt“, dann bin ich wieder at effect, wo ich an der Wirkung bin und nicht an der Ursache meines Lebens.
Christian: Wenn ich jetzt die Formel mal mathematisch angucke, dann gibt es ja praktisch zu jedem Event eine response von mir, die das „outcome“ bringt, was ich haben möchte.
Michael: Genau.
Christian: Das heißt ich bin, wenn ich das ernst nehme, vollkommen unabhängig von der äußeren Welt.
Michael: Richtig. Das hatten wir schon mal.
Christian: Mein Lieblingsspruch an der Ecke ist ja „happiness is a decision“. Ich entscheide mich dafür, glücklich, fröhlich, happy zu sein und ich schaffe das auch in einem großen Rahmen unabhängig von den äußeren Umständen.
Michael: Da sind ja hier so buddhistische Mönche die Weltmeister drin. Die sitzen dann da und meditieren den ganzen Tag 20 Jahre lang und fühlen sich einfach glücklich und zufrieden, weil das ihre Entscheidung ist.
Christian: Ich brauche auch jetzt nicht einfach dazusitzen und zu meditieren, sondern ich kann auch in Kontakt mit der Welt treten. Nur die Welt und wie ich mich fühle sind zwei linear unabhängige Sachen.
Michael: Das verstehe ich nicht.
Christian: Ja das ist auch schwer.
Michael: Ich entscheide mich dafür, dass ich es verstehe.
Christian: Jetzt nochmal: Wie kann ich das als Führungskraft nutzen?
Michael: Ja in jeder Situation, in der mir irgendwas auf den Senkel geht. Das ist für mich pragmatisch gesprochen die Essenz aus diesem Thema. Ich kann immer wählen, wie ich mich fühle und wenn ich geschickt wähle, wie ich mich in einer Situation fühle, kann ich damit ein besseres Ergebnis erzielen.
Christian: Ich kann ja aus einem großen Fundus von Reaktionen wählen. Wir hatten das Beispiel „wenn das einzige Werkzeug, was ich habe, ein Hammer ist, haue ich überall drauf.“ Wenn die einzige Reaktion, die ich als Chef habe, ist, mich hinzustellen und zu brüllen, komme ich halt auch nicht weiter. Ich kann einfach mal nichts sagen, ich kann mal lachen, wenn jemand was sagt oder nur Grinsen. Einfach nur grinsen und dann haben die Mitarbeiter gesagt „ich habe es verstanden“.
Michael: Andere r’s ausprobieren. e+r=o. Das r variieren und einfach mal gucken wie dein outcome dann anders wird.
Christian: Genau. Das macht auch noch irre Spaß.
Michael: Was wählen wir denn jetzt?
Christian: Wir wählen jetzt, dass das echt ein cooler Podcast war und dass wir einfach so weitermachen.
Michael: Leading myself.
Christian: Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Michael: Bin ganz glücklich. Tschüss.