CHIEF OF ANYTHING

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WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT

Transkript

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Michael: Hallo Christian.

Christian: Hallo Michael.

Michael: Du ich mache mal schnell einen recap, weil wir sind jetzt hier irgendwie in der dritten, vierten Episode zum Thema „leadership is my ability to influence“. Wäre das okay?

Christian: Ja das solltest du allerdings auch nochmal im Großen und Ganzen darstellen, weil ich glaube das war ein bisschen viel und die Leute fühlen sich da ein bisschen alleine gelassen von den Inhalten.

Michael: Noch mal ein Überblick. Wir waren hier beim Thema „was ist eigentlich Führung“ und wir hatten ja Führung für uns so schön definiert als „Führung ist meine Fähigkeit, zu beeinflussen“.

Christian: Das sollten wir vielleicht noch mal auf Englisch sagen. Mach‘ mal.

Michael: „Leadership is my ability to influence“. Da war dann die Frage „wie beeinflusse ich denn?“ und dann gibt es ja das Gute und das Schlechte, Darth Vader und Luke Skywalker, wir wollen das natürlich nur im Guten machen, sprich also zielorientiert für die Firma und die Gemeinschaft in der Firma, dass wir da zusammen unseren großen Plan Wirklichkeit werden lassen. Dann ist ja die Frage „okay, wenn die Beeinflussung im Positiven passiert, wie mache ich denn das?“. Wir sprechen da ja von Ausstrahlung, was ich ausstrahle als Führungskraft, meine Kommunikation ist, wie ich beeinflusse, da haben wir dann die große Challenge, dass jeder Mensch jeden Tag zwei Milliarden Informationsbytes abkriegt, aber am Ende dann nur eine Handvoll Ergebnisse übrigbleiben, nämlich sieben +/- zwei und da will ich natürlich als Führungskraft, als Chef in der Ergebnismenge drin sein. Dabei zu helfen, unsere Chancen zu erhöhen von 0,00001 % auf irgendwas was sich schon wie eine zweistellige Prozentzahl anfühlt, haben wir den Eisberg eingeführt, den Kommunikationseisberg und der – wie jeder gute Eisberg – hat nur eine kleine Spitze über dem Wasser, das ist das „was“ ich kommuniziere, der Inhalt und 95 % sind unter dem Wasser, nämlich das „wie“ ich kommuniziere und den Rapport, den ich mit dem anderen Menschen habe. Der Rapport macht tatsächlich 70 % von erfolgreicher Kommunikation und Führung aus, 70 % hängt ab von der Beziehung, die ich mit dem anderen Menschen habe, wie unsere Chemie stimmt. 25 % von „wie“. Da sind wir dann durchgegangen in den letzten Episoden, könnt ihr ja nochmal reinhören zur Wiederholung, wie man Rapport aufbaut, durch Lächeln, durch Händeschütteln, mit Augenkontakt, mit Gesten, mit Körpersprache, mit matching und mirroring, mit dem Aussprechen der Namen und das alles unter Berücksichtigung der verschiedenen Sinnespräferenzen, über die Kanäle visuell, auditorisch, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch, kurz „vakog“. Dann sind wir in die 25 % eingestiegen, das „wie“ und haben da auch wieder über Sinnespräferenzen gesprochen und wie es nützlich ist in Gruppen, die der Reihe nach durchzugehen, in der Reihenfolge „kva“, kinästhetisch, visuell, auditorisch. Das geht auch in E-Mails und Videokonferenzen, anderen Systemen, dann haben wir darüber gesprochen, die Sachen dreimal zu wiederholen um zu überzeugen, sechsmal zu wiederholen zum Erinnern, das haben wir glaube ich auch ausreichend wiederholt. Dreimal zum Überzeugen, sechsmal zum Erinnern. Chief Repeating Officer ist immer eine der Rollen, die ich als Führungskraft habe, wenn ich mich irgendwann so anfühle, als würde ich alles Tausend Mal sagen, dann bin ich genau da, wo ich sein sollte als Chef. Dann haben wir noch gesprochen von positiver Sprache und wie es hilfreich ist das hässliche Wort „aber“ aus dem Vokabular zu streichen und durch „und“ zu ersetzen, das zumindest auf dem Fortgeschrittenen-Level und auf dem Master-Level einfach vielleicht auch mal den Punkt zu setzen und gar kein „aber“ und gar kein „und“ und überhaupt keinen zweiten Teil im Satz zu bauen. Da glaube ich sind wir so in etwa jetzt angekommen.

Christian: An der Ecke solltest du jetzt vielleicht noch etwas über Ratschläge sagen. Das wäre meiner Meinung nach ganz gut, wenn du noch etwas über ungefragte Ratschläge erzählst.

Michael: Sollte ich das?

Christian: Ja ich denke schon.

Michael: Ihr merkt es ja gerade. Christian triggert mich schön an und gibt mir Ratschläge und das ist nämlich das nächste Thema. „Du solltest das mal machen“. Das geht mir schon runter wie etwas sehr Kratziges. Wir hatten ja „man“ ersetzt durch „ich“ und jetzt sind wir beim „du“ angekommen gerade und das advise-monster, das ist die „du“-Form, wenn ich anderen sage, was sie machen sollen.

Christian: Du solltest das mal aus meiner Erfahrung heraus machen.

Michael: Ja wie würde sich das denn anhören, wenn ich das jetzt von dir höre?

Christian: Wie bitte?

Michael: Was ist denn das advise-monster?

Christian: Das advise-monster ist dieser Reflex, wenn mir jemand anders oder mein Gegenüber oder du mir eine Geschichte erzählst und ich kenne ja die Lösung, ich weiß ja genau, was du machen kannst, dass es dir danach besser geht, weil ich habe alle Ratschläge in der Literatur gelesen, ich kenne alle Ratgeber und außerdem habe ich es einfach drauf. Gibt ja auch Politiker, die es einfach drauf haben.

Michael: Darf ich mal kurz: „Bullshit!“.

Christian: Dieses advise-monster springt hinter jeder Ecke hervor, wenn ich höre, dass jemand ein Thema hat, eine Herausforderung, ein Problem und will sofort sagen „ach, kenne ich, mach mal das, probiere mal das aus, habe ich schon gelesen, lies mal das Buch oder denk mal darüber nach“. Das ist natürlich ein Rapport-Killer erster Güte. Mein Gegenüber ist dann relativ schnell ziemlich still.

Michael: Die Sprache wirkt. Ich bin immer noch baff von all den Ratschlägen, die du mir eben gegeben hast.

Christian: Damit ist dann das Gespräch auch beendet. Der andere ist baff, will auch gar nichts mehr hören und ich fühle mich tatsächlich gut, weil ich dir einfach so tolle Ratschläge geben konnte.

Michael: Ja das ist echt toll. Die werde ich auch alle umsetzen.

Christian: Das glaube ich auch.

Michael: Wie kann ich das denn besser machen? Was funktioniert? Jetzt mal Spaß beiseite und ich merke es tatsächlich an meiner Reaktion, wenn du mir hier im Call sagst „du solltest mal so und so machen“ und ich wusste natürlich, dass du mir das so sagen würdest, wir hatten das ja vorher besprochen und trotzdem habe ich dann eine Reaktion. Ich spüre das dann, einen Teufel werde ich tun. Wie kann ich das denn jetzt besser machen, wenn ich also als Führungskraft kommuniziere oder als jemand, der in seinem Leben viel erreichen möchte einfach, ich bin ja immer die Führungskraft in meinem eigenen Leben, wie kann ich das denn anders machen?

Christian: Erstmal ein Glas Wasser trinken, gut durchatmen und dann weitermachen. Und schon wieder ein Ratschlag, es fällt so leicht, da weiter zu machen.

Michael: Den nehme ich jetzt an und trinke ein deutsches, kaltes, klares Wasser.

Christian: Was hilft dir denn, wenn du ein Problem hast? Du hast irgendeine Stelle, da weißt du nicht weiter, was hilft dir? Welche Reaktion deines Gegenübers hilft dir denn, um da tatsächlich wieder herauszukommen?

Michael: Ganz ehrlich: Manchmal einfach nur mit jemandem drüber zu sprechen. Oft hilft mir mein eigener Monolog, dem jemand anders zuhört, wo ich dann am Ende denke „da hätte ich auch selber drauf kommen können“ und im Gespräch mit jemandem anderen ist es ein anderes Mindset. Wenn ich das jemandem erzähle, wird mir das auch klarer, was eigentlich mein Problem oder vielleicht auch schon meine Lösung ist. Das andere, was ich auch gerne habe, es kommt aber drauf an und das habe ich dann wenn ich danach frage, ist, wenn ich jemanden um Erfahrung frage. „Hast du schon mal irgendwie vergleichbare Situationen erlebt und was hast du da gemacht?“. Das ist dann für mich hilfreich zu hören, wie sind andere mit einem ähnlichen Thema umgegangen. Manchmal frage ich vielleicht auch mal um Rat. „Hast du mal einen guten Rat für mich?“ – dann merke ich aber auch selbst dann, wenn mir dann jemand den gewünschten Rat gibt, also wenn das nicht der Rat ist, den ich hören wollte, dann kommt es halt auch nicht so gut bei mir an. Und du?

Christian: Was habe ich denn jetzt gerade anders gemacht?

Michael: Du hast mir eine Frage gestellt.

Christian: Ich habe dir eine Frage gestellt und habe dann erstmal zugehört.

Michael: Genau und ich habe direkt drei Optionen aufgelistet, habe dabei erkannt, was meine Präferierte ist.

Christian: Die Stimmung ist gleich eine ganz andere.

Michael: Ja da bin ich damit beschäftigt, eine Lösung zu erarbeiten. Statt mir zu überlegen, warum mir dein advise aus deinem advise-monster jetzt nicht gefallen möchte.

Christian: Du kannst an der Stelle einfach mal eine Frage stellen. Was gibt es denn noch für Möglichkeiten? Was habe ich noch für Möglichkeiten, um dir zu helfen, ein Problem anzugehen.

Michael: Ich brauche gerade keine Hilfe.

Christian: Mann, tu doch wenigstens so. Fragen stellen und zuhören.

Michael: Ask questions and listen. Kennst du Columbo? Inspektor Columbo?

Christian: Ich habe gedacht die Hauptstadt von Sri Lanka.

Michael: Die ist schön. Inspektor Columbo aus den 80ern. Der immer so viel zu große Trenchcoats trägt und läuft da rum und was macht er die ganze Zeit? Er stellt Leuten Fragen. Der stellt eine ganze Episode lang Fragen, wahrscheinlich hat der den Mörder schon nach fünf Minuten identifiziert und der läuft dann trotzdem noch eine ganze Weile rum, klar, die Episode muss ja auch voll werden. „Und dann saß der Gärtner da in der Hecke und hat durch das Fenster beobachtet, ah ja okay, was könnte der denn da beobachtet haben“ und stellt sich da eine Frage nach der anderen auf seine schrullige Art und Weise und hört sich das alles an. Ganz am Ende in den letzten zwei Minuten löst der dann den Fall. Das ist ein schönes Bild.

Christian: Der hat ja auch noch eine andere coole Technik, er beendet im Prinzip das Gespräch, fängt an aus dem Raum herauszugehen, dreht sich dann in der Tür nochmal um und sagt „da fällt mir noch was ein“. Das ist der Hammer. Die anderen sind sich schon sicher, dass das vorbei ist, die Anspannung fällt ab.

Michael: Das ist die Columbo-Methode. So kann ich auch führen. Fragen und zuhören. Da gibt es noch einen tollen Spruch im Englischen: „God gave me two ears and one mouth and I should use them proportionally“. „Ich habe zwei Ohren und einen Mund und genau in der Proportion sollte ich sie nutzen“.

Christian: Einfach mal fragen und zuhören. Wie kann ich denn noch ein besserer Zuhörer werden?

Michael: Also ich würde dann wieder die Hand ans Kinn tun, um mich in den Zustand reinzumanagen, dass ich dir jetzt gut zuhöre.

Christian: Ich kenne das ja von mir tatsächlich, wenn mir jemand etwas erzählt, dass ich dann direkt überlege, was kann ich denn antworten? „Ach, da kenne ich auch eine Geschichte dazu“. Das ist so der kleine Bruder des advise-monsters. Einfach zuzuhören und zu warten, bis der andere endlich fertig ist, dann kann ich wieder meine Geschichte erzählen.

Michael: „Am I listening to respond or listening to understand?“.

Christian: Das kann knifflig sein am Anfang, da mal genau hinzuhören und es lohnt sich tatsächlich.

Michael: Was noch?

Christian: Manchmal passiert dann tatsächlich auch so eine Stille. Ich stelle dir eine Frage oder meinem Gegenüber und dann ist mal eine Zeit lang gar nichts. Ich bin dann in den Coachings auch oft so, dass ich dann denke „jetzt muss ich was sagen, damit hier die Luft wieder in Schwingung gerät“ und meistens wenn die Frage gut war und mein Gegenüber schweigt, dann kommt etwas Gutes.

Michael: Das heißt das sind dann eigentlich so drei Elemente. „Ask questions, listen and be silent“.

Christian: Ja einfach auch die Zeit zum Nachdenken zu geben.

Michael: Das habe ich oft in Trainings, wenn ich größere Gruppen habe, das musste ich wirklich für mich lernen, dass ich diese zwei, drei, vier Sekunden Stille zulasse, wenn ich eine Frage gestellt habe in den Raum um zu warten, dass da vielleicht doch noch jemand antwortet, der sich einfach gerade gut überlegt, was er sagen will und wo ich dann schon manchmal denke „oh, es sagt keiner was, sollte ich vielleicht weiter machen“. Dann zähle ich so still bis drei oder ich sage es auch manchmal den Leuten „das ist jetzt der Augenblick, wo ich mal kurz still bin und einfach mal kurz abwarte“ und es meldet sich immer noch jemand. Das ist echt krass. So drei, vier, fünf Sekunden, da kommen auch oft die Sachen heraus, die dann total wertvoll sind und einen mega Beitrag, zu einem Zeitpunkt, wo ich wenn ich meinem Instinkt gefolgt hätte, eigentlich schon beim nächsten Thema wäre.

Christian: Es fühlt sich ewig an.

Michael: Alle Augen gucken auf dich.

Christian: Es gibt ja den schönen Trick mit dem „Happy Birthday“. Das sind genau 15 Sekunden, wenn ich das in meinem Kopf still singe, einmal durch. 15 Sekunden ist eine Stille, die ich schon manchmal einsetze.

Michael: Cool, das werde ich mir merken. „Happy Birthday“ im Kopf singen.

Christian: Aber nur im Kopf singen und nicht dem anderen erzählen.

Michael: Das war jetzt eine Menge Stille, ich muss jetzt die Energie mal wieder hochziehen.

Christian: Stille funktioniert auch super am Telefon. Verhandlungen über das Telefon, einfach mal Klappe halten.

Michael: So recap. Was haben wir heute mitgenommen?

Christian: Was haben wir mitgenommen? Also was haben wir weggelassen? Das advise-monster.

Michael: Wir haben über das advise-monster gesprochen.

Christian: Wir haben den kleinen Bruder des advise-monsters, nämlich den „ich höre dir nur zu, weil ich selber drüber nachdenke, was ich gleich erzählen will“. Fragen stellen, einfach mal zuhören und die Stille nutzen.

Michael: Gut, die nutze ich jetzt. Tschüss.

Christian: Tschüss.

Über diesen Podcast

CHIEF OF ANYTHING ist der Podcast und das Buch für mich. Zusammen mit anderen Menschen will ich entspannt UND produktiv sein, und ich bin dafür bereit mutig und mit Herz Führung zu übernehmen - im Business und im Leben.

CHIEF OF ANYTHING gibt es als Podcast, Buch und Seminar bei der CoA Academy - von und mit Christian Kohlhof und Michael Portz.

von und mit Michael Portz, Christian Kohlhof

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