WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Christian: Hallo Katharina.
Katharina: Hallo Christian, hallo Michael.
Michael: Katharina, grüß dich.
Christian: Hallo Michael. Katharina, schön dich zu sehen und zu hören heute. Wie geht’s dir?
Katharina: Mir geht’s hervorragend. Ende der Woche, eine sehr erfolgreiche Woche gewesen und ich bin ready für ein sonniges Wochenende.
Christian: Hervorragend. Erzähl doch mal kurz, wer bist du und was machst du?
Katharina: Ich bin Katharina, habe vor fünf Jahren „Kuchentratsch“ gegründet. „Kuchentratsch“ ist ein Startup aus München, bei dem über 50 Omas und Opas gemeinsam Kuchen in unserer Backstube backen. Die Kuchen versenden wir deutschlandweit mit der Post, man kann sie online bestellen und das, was uns so besonders macht, ist, dass die Omas und Opas die Möglichkeit haben, bei uns in der Backstube einer Aufgabe nachzugehen, neue Leute kennenzulernen und sich etwas zur Rente dazu zu verdienen.
Michael: Klasse, das hast du schon ein paar Mal erzählt, glaube ich, oder?! Ganz der Profi, schön.
Christian: Schön, dass du heute da bist. Das hört sich ja jetzt nach einem ziemlich stationären Business an auf der einen Seite. Auf der anderen Seite, ich kenne dich jetzt seit vier Jahren und hatte immer den Eindruck bei dir, du arbeitest gerne remote. Du stehst nicht immer in der Backstube am Ofen, sondern du bist viel unterwegs und ich hatte immer den Eindruck, du hast es im Griff, ein Unternehmen von außen zu leiten. Remote Leadership, wie hast du mir diesen Eindruck vermittelt?
Katharina: Also „Kuchentratsch“ ist grundsätzlich ein Produktionsunternehmen, wo wir einen stationären Ort haben, wo eben die Produktentwicklung, die Produktherstellung entsteht und das führt dazu, dass wir total standortgebunden sind mit unseren Produkten, d. h. aber nicht, dass die Leute, die nicht in der Backstube backen und die Produkte herstellen, nicht auch am PC, an Remoteorten arbeiten können. Für mich, da ich alleinige Gründerin bin und auch Geschäftsführerin bin bei „Kuchentratsch“, war es immer total wichtig, dass ich weiß, dass wenn ich auch nicht da bin, dass das Unternehmen funktioniert, Prozesse so aufgebaut sind, Strukturen so aufgebaut sind, dass ich nicht vor Ort sein muss. Mir kann auch mal etwas passieren, ich kann mal krank sein und das sollte nicht mein Unternehmen daran hindern, trotzdem weiter arbeiten zu können. Dementsprechend habe ich sehr früh angefangen diese Strukturen aufzubauen und die Möglichkeiten zu schaffen, dass eben nicht ich zentraler Punkt bin, der immer anwesend sein muss.
Christian: Was mich besonders beeindruckt hat, war immer so, du machst ja im Januar immer Urlaub. Diese vier bis fünf Wochen, wo du einfach weg bist und das Unternehmen läuft trotzdem oder auch deswegen in der Zeit ganz gut.
Katharina: Ja ich habe für mich versucht, einen Test einzuführen und wirklich zu testen, wie es funktioniert, wenn ich mal nicht da bin und bei uns ist immer sehr intensives Weihnachtsgeschäft, da geht es drunter und drüber bis zum 20. Dezember ist Highlife in der Backstube und dann haben wir zwei Wochen Betriebsferien, wo wirklich alle mal nach Hause kommen, niemand arbeitet, niemand das Gefühl hat, etwas zu verpassen und starten normalerweise am Montag nach Heilige Drei Könige und ich verlängere immer meinen Urlaub, denn der Januar ist bei uns low season und wir starten total mit konzeptioneller Arbeit und haben ja die Planung abgeschaltet oder beendet zum 20. Dezember und mein Team soll eigentlich oder das ist mein großer Wunsch, dann eigenständig arbeiten und ich auch wirklich nicht erreichbar bin bis Ende Januar und dann im Februar zurückkomme und total gespannt bin, ob alles geklappt hat, wie weit alle gekommen sind und mich dann freue mit allen zu starten.
Michael: Jetzt sind wir ja gerade im Jahr zwei nach Corona angekommen. Ich glaube wir haben alle einige Veränderungen miterlebt in den letzten 12 bis 14 Monaten in unserer Arbeitswelt. Mal positiv gefragt: Wo würdest du von den Veränderungen heute sagen „das möchte ich aber nicht, dass das so wird wie früher, weil das hat jetzt auch Vorteile gebracht“? Wenn es so etwas gibt.
Katharina: Ein riesen Vorteil, den ich durch Corona gesehen habe, ist, dass ich von heute auf morgen ja damals im März zum Lockdown die Backstube geschlossen und das komplette Team ins Homeoffice geschickt habe und das ein ganz neues Setting war, in dem wir gearbeitet haben und von heute auf morgen es funktioniert hat. Auch in so einem total anderen Arbeiten, arbeiten zu können. Das ist auch ein bisschen, wo ich sage „okay, ich habe wirklich die richtigen Maßnahmen, Strukturen und Prozesse aufgebaut in den Jahren davor, die vielleicht gar nicht so sichtbar waren“, aber die genau da hervorragend gegriffen haben, die scorecards, die kpi’s, alles war allen klar und einfach wechseln ins Homeoffice war super möglich. Die Arbeitsergebnisse sind immer noch 1a im Homeoffice, die Effizienz ist hoch, die Motivation ist hoch und da freue ich mich, das zu sehen, dass die Arbeit, die ich davor geleistet habe, doch Früchte trägt und positiv dazu beiträgt auch remote arbeiten zu können.
Michael: Klasse zu hören. Kannst du da noch etwas von teilen? Also was jetzt besonders so die Methoden und Herangehensweisen waren, wo du dann gemerkt hast „oh gut, dass ich das vorher aufgebaut habe, jetzt zahlt sich das aus“. Was war das so genau?
Katharina: Ganz klar die core values, purpose, die eher „soften“ Themen und dadurch einen Rahmen gesetzt zu haben, wie wir arbeiten. Das Zweite ist ganz klar die Aufgaben zu definieren, dieses smart definieren von Arbeitsergebnissen, wo wirklich allen klar ist, woran sie arbeiten, was erwartet wird und was die Zielsetzung ist und natürlich der Vorteil, dass wir von Haus aus alle relativ jung sind und mit dem PC umgehen können, von Haus aus immer digital gearbeitet haben, also mit einer Cloud arbeiten, nicht sehr papierlastig arbeiten und somit ein Wechsel sehr einfach möglich war ohne dass Leute sehr stark ihr Arbeitsverhalten umstellen mussten. Ich würde sagen, das sind die drei Sachen.
Michael: Wie sind da so die verschiedenen Leute mit umgegangen? Es gibt ja so die Typen, denen fällt eine Veränderung vielleicht leichter und anderen vielleicht weniger, auch hier Persönlichkeitstypen. Was hast du da beobachtet? Wie sind da die verschiedenen Charaktere mit umgegangen und wie haben sich alle im Team da gegenseitig vorwärtsgeholfen, das gemeinsam hinzukriegen?
Katharina: Einer unserer core values bei „Kuchentratsch“ ist „wir sind ein Team“ und ich glaube, das ist einer unserer core values, die auch remote wahnsinnig gut funktioniert haben und wichtig waren und trotzdem das Teamgefühl, auch wenn wir uns analog nicht so viel gesehen haben, sehr stark da war. Ich glaube, dadurch dass wir die MitarbeiterInnen auch nach diesen core values auswählen, ein sehr großes Gemeinschaftsgefühl vorhanden war und auch wenn remote gearbeitet wurde, trotzdem viel Austausch stattgefunden hat und die verschiedenen Persönlichkeitstypen, ich würde sagen alle sehr gut damit klargekommen sind. Es war klar, warum im Homeoffice, es war nicht so „ja wir probieren es mal aus“, sondern „wir sind alle im Homeoffice und das für die nächsten Monate“ und ich habe eher das Gefühl, dass über die Zeit bei einigen, die festgestellt haben „Homeoffice ist schon cool, aber 100 Prozent Homeoffice ist nicht mein Ding. Ich will raus, Tapetenwechsel, ich will die Leute sehen“ und da gibt es Unterschiede.
Michael: Jetzt hängen wir in der Sache immer noch drin, mit Lockdown usw. und wahrscheinlich immer noch sehr viel remote auch bei euch. Euer Firmenname ist ja „Kuchentratsch“ und da denke ich an ein Stück Kuchen, eine Tasse Kaffee und einen schönen Tratsch dabei. Wie schafft ihr das, dass ihr das Treffen an der Kaffeemaschine, zwischendurch mal Schnacken usw. hinkriegt, habt ihr da einen Weg gefunden, wie das für euch ersatzweise so gut es geht funktioniert?
Katharina: Wir haben ja die größte Herausforderung mit den Omas und Opas, die ja zu uns kommen, damit sie rauskommen, eine Aufgabe haben und Kontakte knüpfen und das bricht mir persönlich so das Herz, weil für das, was ich angetreten bin mit der Idee von „Kuchentratsch“, ich eigentlich gerade nicht dort bin, wo ich sein möchte. Das ist was, was mir total schwerfällt und auch zu dem harten Lockdown jetzt wieder, haben wir den Betrieb in der Backstube komplett eingestellt. Zu Weihnachten haben wir mit reduzierten Schichten, mit sehr vielen Maßnahmen gearbeitet und uns jetzt entschieden, doch nochmal runterzufahren und da versuchen wir z. B., dass wir immer Omas und Opas unter der Woche anrufen. Alle bei uns im Team bekommen ein paar Omas und rufen die einmal in der Woche an für eine halbe Stunde bis Stunde und dann wird einfach gequatscht und ausgetauscht. Die fragen, wie es ihnen geht, ob sie noch etwas brauchen und versuchen dieses Tratschen, wenn auch minimiert, ein bisschen in diesen Kanal zu bringen. Ansonsten bin ich schon großer Fan eine Bürofläche zu haben, wo ein Team zum Arbeiten hinkommen kann, wenn sie wollen und das ist auch etwas, woran ich arbeite extern von der Backstube losgelöst, damit wir da noch die Omas und Opas schützen können, wenn sie zurück zum Backen kommen, ihnen einen Ort zu geben, wo sie arbeiten können, wo es wie ein Headquarter gibt und da können sie sich einbuchen und dann remote mal ein oder zwei Tage hinter sich lassen.
Michael: Eine Frage hätte ich noch dazu. Wir glauben sehr daran, dass Diversität eine Performance von Unternehmen steigert und je diverser, desto besser und da hast du natürlich eine Situation bei „Kuchentratsch“, so eine schöne Diversität gerade mit dem älteren Segment in der Belegschaft. Wie weit kommen die denn schon mit oder noch nicht mit den neuen Medien? Sei es WhatsApp oder per Zoom Videocalls machen oder was es alles gibt. Wie stellt sich das schon dar oder was könnte da noch mehr gehen?
Katharina: Tatsächlich haben alle Omas und Opas bis auf einen Liefer-Opa eine E-Mail-Adresse.
Christian: Den Liefer-Opa habe ich auch schon mal kennengelernt, der ist toll.
Katharina: Das führt dazu, dass wir Informationen ganz gut teilen können. Da gab es auch Updates zu Corona und da die alle Interesse daran hatten, diese Information zu bekommen, haben sie auch alle einen E-Mail-Zugang. Die Antworten sind immer sehr witzig. WhatsApp haben 80 Prozent von uns, darüber können wir auch ganz gut kommunizieren, haben zu Corona-Beginnzeiten auch immer mal wieder Videos gepostet, um die abzuholen und zu Videocalls, jetzt auch zum Recap von Höhle der Löwen haben wir sie eingeladen, aber es hat eine Oma geschafft, teilzunehmen. Da bräuchte es definitiv mehr Einführung, aber sie können jetzt schon Videos manche aufnehmen von sich und Selfies machen.
Michael: Cool, danke.
Christian: Du hast ja vorhin erzählt, dass ihr aufgeteilt habt, wer Omas anruft für eine halbe Stunde. Das klingt ja nach einem ziemlich strukturierten Kommunikationsplan, um vielleicht etwas zu erreichen, was gar nicht so strukturiert, sondern eher so nebenbei wirkt. Welche Strukturen hast du denn noch alle aufgebaut in deinem Unternehmen zur Kommunikation und wie funktionieren die?
Katharina: Ich habe sehr viel gelernt über die letzten Jahre und was ich eingeführt habe, ist als große Headline diese Meeting-Strukturen, d. h. zum einen, welche Meetings wann stattfinden und auch was der Leitfaden für das jeweilige Meeting ist. Das habe ich so durchdeklariert, dass alle es im Schlaf können. Eine Struktur, die ich auch eingeführt habe, ist das Thema zur scorecard nochmal, dass bevor jemand bei uns eingestellt wird, eine Stelle ausgeschrieben wird, eine scorecard definiert sein muss, die dann für alle klar ist, dass eben auch Aufgaben klar sind, Aufgabenrollen und Gebiete klar sind, auch eine Organisationsstruktur habe ich eingeführt, was ich am Anfang noch nicht hatte, die auch transparent mit den scorecards ist und dadurch auch gar nicht so viel Missverständnis ist „wer macht jetzt welches Thema?“. Christian, hilf mir, dir fällt bestimmt noch etwas ein, was ich auch an Struktur noch eingeführt habe.
Christian: Eine ganze Menge. Wie viel Prozent deiner Zeit machst du denn Meetings eigentlich?
Katharina: Ich habe vier 1-on-1 in einer Stunde in der Woche, d. h. da gehen vier Stunden drauf. Ich würde so sagen sechs bis sieben Stunden für die Meetingstruktur, die ich aufgebaut habe und bei manchen Meetings bin ich noch mit dabei, wo ich mich rausziehen werde über die Zeit, wir haben die erst neu eingeführt und die Teamleads neubenannt, deswegen bin ich noch ein bisschen dabei.
Michael: Du als Chefin, Katharina, es ist ja jetzt eine riesige Veränderung und gerade eine schwierige Situation, stelle ich mir vor, eigentlich wärt ihr alle lieber in der Produktion, würdet gerne Kuchen backen und die Omis und Opis liefern das aus und das steht gerade still. Wie gehst du da mit dir selber um, wie führst du dich denn selber und dann auch alle anderen durchzuführen durch diese Zeit jetzt gerade? Licht am Ende des Tunnels kommt ja hoffentlich irgendwann. Wie machst du das mental da als Führungskraft das auszustrahlen, was die Situation erfordert oder was du möchtest?
Katharina: Anfang 2020 als eben der erste Lockdown kam, war ich die ersten zwei Wochen sehr in Schockstarre. Ich habe erstmal versucht, das zu analysieren und für mich einzuordnen und ich habe da insgesamt drei Maßnahmen für mich ergriffen. Das Erste war, dass ich für mich nochmal klar gemacht habe, dass ich die Dinge kontrolliere, die ich kontrollieren kann. Das Zweite ist, dass ich gerade Angela Merkel für „Kuchentratsch“ spiele. Die Rolle übernehme und Sicherheit, Beständigkeit, „es geht weiter“ umsetze. Das war mir total wichtig. Es gab auch noch etwas Drittes, was ich total wichtig fand und dann auch umgesetzt habe und ich auch gespiegelt bekommen habe in den Jahresendgesprächen von meinem Team, dass ich ihnen Sicherheit vermittelt habe, dass ich Optimismus beibehalten habe und diese „wir machen das“ und „es geht weiter“ allen anderen sehr viel mitgegeben hat und ich glaube es war super wichtig, dass ich da nicht selber in ein depressives Loch gestürzt bin oder den Antrieb verloren habe.
Michael: Super, dankeschön.
Christian: Du bist ja auch produktmäßig ein bisschen abgewichen von dem reinen Kuchen backen in der Backstube hin zu den Backmischungen. Das hast du ja vor Corona schon angefangen. Wie haben sich die beiden Geschäftszweige entwickelt in der Zeit?
Katharina: Unternehmerisch habe ich festgestellt nach vier Jahren, dass wir ein super Produkt entwickelt haben mit den Oma-Kuchen, wir gewachsen sind dadurch, dass wir den deutschlandweiten Kuchenversand ermöglicht haben und dabei festgestellt haben „40.000 Kuchen haben wir 2019 verschickt, ist eine ganze Menge“ und wenn ich das weiter wachsen lasse, wo ich Potenziale sehe, dann muss ich auch strukturell sehr stark mitwachsen plus wir ein Unternehmen sind, das sehr stark Wert legt auf die MitarbeiterInnen, die bei uns arbeiten, wir kein automatisiertes Abfüllunternehmen sind und dadurch in einem Margensegment sind, wo wir break even sind, aber nicht so viel Spielraum haben, um weitere Investitionen zu tätigen aus dem eigenen Geschäftsbetrieb heraus. Da war für mich der Gedanke „was könnte das sein, dass wir ein zweites Produkt aufbauen, das uns unterstützt, weiter wachsen zu können?“. Wir hatten dann aus unserer Ideenschublade die Backmischung ausgewählt, denn die Omas und Opas haben einfach super Rezepte, die sich auch als Backmischung eignen und uns überlegt „vielleicht können wir einen Piloten starten“, das war im Sommer 2019 und haben gesagt „okay, das könnte ein Produkt sein und das nehmen wir mal mit auf die Agenda für 2020“ und dann hat sich durch den Lockdown und durch das Wegfallen dieses einen Kernproduktes sich sehr stark herauskristallisiert, dass wir sofort speed auf das Thema Backmischung geben, denn wenn wir das nicht vorantreiben, dann machen wir sehr lange gar keinen Umsatz und dann ist die Frage, wie lange es „Kuchentratsch“ überhaupt noch gibt. Dementsprechend haben wir nach drei Monaten das Produkt fertig gehabt, das Design fertig gehabt, die Abfüllung fertig gehabt, die Sorten fertig gehabt und sind dann im Juni / Juli gestartet mit dem Vertrieb und vertreiben es gerade im LEH, d. h. im Lebensmitteleinzelhandel und merken einfach, dass wir da durch externe Abfüllung eine ganz andere Skalierungsmöglichkeit haben und eine Marge, wo wir den Gewinn aus der Backmischung in die Backstube finanzieren können und weitere Backplätze schaffen können.
Michael: Gibt es da einen neuen Markt und eine neue opportunity, die da entsteht? Die ganzen remote Meetings, ich verbringe den ganzen Tag hier am Bildschirm, früher war ich öfter in Firmen zu Besuch, habe da Workshops gemacht und es stehen immer überall Plätzchen auf dem Tisch und Cookies zwischendurch, ist jetzt nicht unbedingt vorteilhaft für meine Figur, aber ich esse sie immer gerne. Einer der Punkte, die mich dauernd beschäftigt, wo wir jetzt so viel remote arbeiten, dass so viel von den Kleinigkeiten zwischendurch fehlt. Meinen Kaffee kann ich zu Hause auch machen, den vermisse ich aus dem Büro nicht so, aber die Gummibärchen auf dem Tisch oder die Plätzchen oder der ganze Kram, der sonst so ist, ich weiß nicht, wie sich der Markt entwickelt und wie du das siehst. Tun sich da jetzt opportunities auf, vielleicht so „wir sind die Meeting-Raum-Kuchen-Lieferanten für jeden im Homeoffice weltweit oder so?“.
Katharina: Michael, jetzt hat doch gerade die Fastenzeit angefangen. Was wir festgestellt haben im Bereich der Backmischung, also dem Thema Backen, ist, dass das tatsächlich eine Trendbewegung nach oben bekommen hat. Selber Brot zu backen, war 2020 ein großes Trendthema. Auch bei der Analyse im Backbereich, Backmischungsregal, haben wir festgestellt, auch warum wir uns mit dem Thema Backmischung beschäftigen, dass dort alles sehr altbacken ist. Da sind etablierte Marken, es sind Produkte, die es schon immer gab und so junge, neue Player sind in meinen Augen da nicht wirklich vorhanden als Marke. Wir haben auch festgestellt, auch wenn die Drehzahl, also die Häufigkeit, wie oft das Produkt pro Woche gekauft wird, im Backmischungsbereich nicht so stark ist wie z. B. im Limonadengeschäft, es trotzdem Interesse gibt von EinkäuferInnen, neue Produkte zu platzieren. Was wir mit unserem Produkt versuchen, ist, dass wir auch dadurch dass wir eine größere Kostenkalkulation haben, ein ganz neues Segment in dieser sehr gleichbleibenden Kategorie aufmachen. Das bedeutet für den Händler, dass er eine höhere Marge hat auf Produkte, die von uns verkauft werden plus er hat die Möglichkeit ein Produkt zu platzieren, das eine Geschichte zu erzählen hat, das einen Trend aufgreift, der gerade sehr stark ist in Bezug auf Impact, auf Nachhaltigkeit, auf Gesellschaft und wir mit unseren Backmischungen versuchen, ein bisschen frischen Wind in das Regal zu bringen. Ich sehe einen ganz starken Trend zu „do it yourself“, mehr mit Sachen beschäftigen, nicht nur convienient food zu essen und ich kann mir vorstellen, dass wir auf diesen Trend ganz gut aufspringen können und davon profitieren. Nichts desto trotz ist der Kuchenmarkt ein gesättigter Markt, der schon immer existiert und Leute ihren Zuckervorrat auf jeden Fall gerne haben wollen, Kuchen schon immer gerne gegessen wird und wir einfach versuchen, eine neue Zielgruppe in das Backmischungsregal zu bringen, denen es bis jetzt unangenehm war oder die irgendwie gesagt haben „ich weiß nicht, schmeckt nicht, zu viel E-Stoffe, zu viele Konservierungsstoffe“, das jetzt aufzunehmen.
Michael: Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei euch beiden gerne bedanken, weil Christian hat mir nämlich zu Weihnachten Kuchen von euch geschickt. Da waren so kleine Nussecken drin mit Schokolade überzogen. Danke dir Christian und danke dir Katharina und allen bei „Kuchentratsch“, wer auch immer die gemacht hat, ich weiß jetzt den Namen der Oma nicht mehr…
Katharina: Ich glaube Renate.
Michael: Ja, Oma Renate. Hallo Oma Renate, falls du gerade zuhörst, das waren die leckersten Nussecken, die ich je gegessen habe und ich wollte danach welche bestellen, aber kam dann zu spät, da war schon irgendwie Lockdown und es ging nicht mehr und ich freue mich echt darauf, wenn ich wieder bestellen kann und ich habe auch vor als Chef die zu bestellen und all meinen Leuten ins Homeoffice zu schicken, so quasi als Plätzchen-Substitute, damit da trotzdem beim Kaffee so eine Nussecke dabei ist. In erster Linie will ich natürlich selber welche haben. Danke nochmal.
Katharina: Sehr gerne.
Christian: Sehr gerne. Da sind wir ja direkt beim Thema vakog. Viel was wir ja gerade machen, ist visuell und ist auditiv und Gerüche, Geschmäcker finden ja in Meetings nicht statt, wenn ich mich nicht selber drum kümmere. Vielleicht eine zweistufige Frage: Esst ihr viel Kuchen im Normalfall bei Meetings und konntest du das irgendwie ins remote rüberretten?
Katharina: Also wenn ich nicht ordentlich frühstücke, esse ich Kuchen zum Frühstück, was gut und schlecht gleichzeitig ist. Bei uns steht immer Kuchen in der Backstube rum und deshalb haben wir fast alle eine urban clubsport Mitgliedschaft und gehen abends zusammen zum Sport, damit sich das wieder schön ausgleicht. Wir haben auch immer sehr viele Kuchen-Testings, da wird sehr viel ausprobiert und viel Feedback gegeben. Das letzte Jahr hat es sich total eingependelt, dass wir gefühlt alle keinen Kuchen mehr gegessen haben, was dazu führt, dass ich unsere Backmischung selber daheim backe, weil ich so ein Bedürfnis nach Kuchen habe, weil ich sonst nicht mehr an Kuchen komme und wir ja auch mit dem Lockdown jetzt nicht mehr Kuchen aus der Backstube holen können, weil nicht mehr die Omas backen. Da ist nicht so viel Möglichkeit. Ich glaube, dass wir alle dazu zurückgefunden haben, selber zu backen. Wir haben bei „Kuchentratsch“ ein tolles Backbuch und damit haben wir auch viel ausprobiert. Das finde ich auch total cool, weil wir sonst gar nicht die Möglichkeit haben, unsere Produkte, die wir verkaufen zum Selbermachen, zum Ausprobieren gar nicht so ausgetestet haben und jetzt alle ein bisschen rumtesten und sich dadurch alle freuen, was in der Backstube stibitzen zu können.
Christian: Vielen Dank Katharina. Zum Abschluss noch eine Frage. Ihr werdet ja irgendwann Millionen von Backmischungen verkaufen und du darfst eine Nachricht vorne auf die Backmischungen schreiben für alle Chefinnen und Chefs, die die Backmischung kaufen. Eine Nachricht zum Thema Leadership in solchen Zeiten. Du siehst das in jedem Rewe und in jedem Edeka stehen. Was wird die Nachricht sein, die du schreibst?
Katharina: Das ist eine tolle Frage. Die Möglichkeit, etwas auf einem Produkt zu platzieren, das dann in allen Läden vorhanden ist, ist natürlich hervorragend und da würde ich mir intensiv Gedanken machen.
Michael: Was du gerade tust und ich helfe dir beim Zeit schinden sehr gerne. Die Frage ist, wenn jetzt quasi alle Chefinnen und Chefs der Welt dich hören würden, was würdest du denen als positives encouragement mitgeben zum Thema remote leadership in der heutigen Zeit? Jetzt habe ich 30 Sekunden gekauft.
Katharina: Das, was ich festgestellt habe, ist, dass die Struktur, die ich aufgebaut hatte, was ich am Anfang schon erzählt hatte, schon essentiell war, um das Team auf dem hohen Level, wie ich mein Team führe, weiterführen zu können, auch wenn wir uns nicht sehen. Das würde ich mitgeben, sich die eigenen Strukturen anzuschauen, tolle Bücher wie von der CoA-Academy zu lesen, Tools zu implementieren, um die Struktur zu manifestieren und aufzubauen, weil ich glaube, dass das in Zeiten der Ungewissheit gut ist, zurückzugreifen auf etwas, was beständig und klar aufgebaut ist und vorhanden ist.
Michael: Ganz leckeren Dank.
Christian: Vielen Dank Katharina, schönes Wochenende.
Katharina: Ebenfalls.