WOFÜR ENTSPANNT PRODUKTIVE-FÜHRUNG DIE WELT VERBESSERT
Heute der erste Podcast zum Thema „Insights Farbpsychologie“ – wie erkenne ich mich und andere und wie kann ich das nutzen, um ein besserer Chef zu werden?
Christian: Hallo Michael.
Michael: Hey Christian, alles klar?
Christian: Ja klar, wie geht’s dir heute?
Michael: Ja fantastisch. Wir haben am Wochenende einen 50sten Geburtstag gefeiert mit unserem gemeinsamen Freund Mark und jetzt heute geht es mir langsam wieder besser.
Christian: Ja aber war eine klasse Party?!
Michael: Ja, hat Spaß gemacht. Schöner bunter Abend.
Christian: So über was reden wir denn heute?
Michael: Ja Stichwort „bunt“ - über Farben könnten wir heute mal sprechen. Ich sage ja immer das Leben ist bunt und was vor allem bunt ist im Leben aus der Sicht von dem, worüber wir gleich sprechen werden, ist wie menschliche Verhaltensweisen verschiedenartig sind, also bunt sind. Menschen sind bunt.
Christian: Ja es geht ja hier um Management letztlich. Um Unternehmensführung, Management, wie bringe ich die Mitarbeiter dazu, das zu machen, was ich will und da wünsche ich mir natürlich immer so eine Technik, wie ich die Mitarbeiter einordnen kann, damit ich auch so kommunizieren kann, dass die mich verstehen.
Michael: Ja da gibt es natürlich verschiedene Methoden, das zu machen. Eine ist mir auch passiert in einer meiner ersten Managementrollen, dass ich mir einfach nur die Leute ins Team geholt habe, die so drauf waren wie ich und damit habe ich eine fantastische Monokultur geschaffen, die ist aber dann nicht unbedingt erfolgsträchtig. Die andere Methode ist: Ich realisiere, dass Verschiedenartigkeit im Team, auch von den Persönlichkeitstypen, sehr wichtig ist und sehr hilfreich und sehr zum Erfolg beiträgt und bin dann allerdings auch in der Situation, dass ich einen guten Job als Führungskraft machen muss, wie ich mit diesen verschiedenartigen Menschen umgehe, weil wenn jemand anderes so ganz anders ist als ich, dann fällt mir das jetzt nicht unbedingt so leicht im Vergleich zu wenn ich mit jemandem gerade arbeite, der eher so drauf ist wie ich und wo automatisch alles klickt.
Christian: Das ist ja höchstwahrscheinlich kein neues Problem in der Menschheitsgeschichte. Wie kann ich das denn mit vernünftigen Tools, mit erprobten Tools, für mich umsetzen?
Michael: Jetzt machen wir den ganz großen Bogen auf. Also Menschheitsgeschichte heißt ja 300.000 Jahre, älteste bisher gefundene Überreste eines Homo Sapiens in Marokko vor 1 ½ Jahren, seitdem gibt es uns als Homo Sapiens und seitdem haben wir auch diese Herausforderung, oder diese tolle opportunity, was daraus zu machen, nämlich das zwischenmenschliche Miteinander so zu gestalten, dass es gut fluppt. Die erste Methode, die es dazu gab, die hat Hippokrates erfunden. Die Griechen sagen Hippokrates und die Engländer Hippokrates und wir sagen Hippokrates glaube ich, im Deutschen. Anyway, alter Grieche, wer weiß schon wie man den im Altgriechischen ausgesprochen hat, der hat sich das erste System überlegt tatsächlich vor 2500 v. Chr., also vor 4500 Jahren, wie man Menschen erkennen kann, verschiedene Menschentypen und da hat er die erste Typologie eingeführt. Die nennt sich heute „Die vier Temperamente“ und das waren so vier Grundtypen, die Hippokrates ausgemacht hat, da gibt’s den Choleriker, den Melancholiker, den Sanguiniker und noch einen.
Christian: Den Phlegmatiker.
Michael: Den Phlegmatiker, genau den.
Christian: Das hört sich jetzt alles nicht so positiv an.
Michael: Ja die Begriffe, die er damals gewählt hat, die sind mittlerweile in den populären Sprachgebrauch übergegangen und sind da oft eher negativ besetzt, Choleriker nennt sich keiner gerne selber, auch wenn er es vielleicht ist. Das war bei Hippokrates damals weniger vorbesetzt. Er hat eigentlich eine coole Sache gemacht, weil das war gar nicht so weit weg wie die Modelle, die dann wesentlich später auf Grundlage der heutigen modernen Psychologie ersonnen wurden, wo Hippokrates wohl ziemlich daneben lag war, er hat sich dann überlegt, warum die Leute so sind, wie sie sind und hat das an medizinischen Eigenschaften festgemacht. So übergehende Galle, solche Geschichten. Aber egal. In 4500 Jahren haben wir dann doch als Menschheit noch ein paar Sachen dazu gelernt.
Christian: Was ist dann passiert?
Michael: Dann ganz wichtig kam Bryan, also zur Zeit Christi. Und Bryan, das Leben des Bryan, wer Monty Python kennt, der wird jetzt schmunzeln, die anderen lohnt sich das zu gucken, da kommt der berühmte Spruch her „Ihr seid doch alle Individuen“.
Christian: „Ich nicht“.
Michael: Genau und das ist genau der Punkt. Bei all diesen Sachen, wir reden ja hier im Grunde über Schubladen, in die wir Menschen stecken und über Gemeinsamkeiten, die wir haben und die wir uns zunutze machen können, natürlich immer mit positiver Intention. Am Ende gilt natürlich immer: „Jeder ist ein Individuum“ und es gibt halt ein paar Gemeinsamkeiten, die man sich zunutze machen kann.
Christian: Welche positiven, mit Herz, Schubladen kann ich denn verwenden und ist das auch wissenschaftlich belegt überhaupt?
Michael: Also die wissenschaftliche Grundlage hat Karl Gustav Jung uns mitgegeben, zumindest für das Model „Insights“, wo wir gleich drüber sprechen mit den Farben, das ist auch in vielen anderen Modellen verwendet worden, der hat ja Anfang der 1900er Jahre gewirkt, damals ein Zeitgenosse von Freud und der hat menschliche Verhaltensweisen sehr tiefgehend analysiert und hat so polare Eigenschaften ausgemacht. Manche davon sind auch heute im alltäglichen Sprachgebrauch sehr angekommen, teilweise dadurch auch wieder ein bisschen vorbesetzt, da muss man aufpassen.
Christian: Mach‘ doch mal ein Beispiel.
Michael: Introvertiert und extrovertiert. Wobei wir da alle so eine Vorstellung haben, was introvertiert und extrovertiert ist. Die schärfere Definition ist, dass es das ist, was Menschen motiviert, wo sie ihre Motivation herholen. Bei den Extrovertierten kommt die Motivation daraus, dass die sich mit Dingen oder Menschen draußen in der Welt beschäftigen und bei introvertierten Menschen oder eher introvertierten Menschen kommt das daher, dass man sich erstmal in sich kehrt und sich selber überlegt, wie die Dinge und die anderen Menschen so sind und nachdem man sich das reiflich überlegt hat, dann geht man los und tritt in Aktion. So hat halt jeder Mensch seine eigene Präferenz auf dieser Skala von introvertiert bis extrovertiert, da gibt es auch alles dazwischen, manche sind da sehr extrem, die meisten sind eher ausgeglichener irgendwo in der Mitte, Vieles ist ja eine Normalverteilung im Leben, so auch hier. Das ist zum Beispiel eine Dimension, die Jung geschaffen und definiert hat und die bis heute noch sehr gut funktioniert. Eine Zweite ist Sachorientierung auf der einen Seite und Menschenorientierung auf der anderen Seite. Das ist, wie ich Entscheidungen treffe. Treffe ich eine Entscheidung aufgrund der Sachlage, man merkt es auch im Sprachgebrauch, wie diese Dinge überall funktionieren, oder treffe ich eine Entscheidung basierend darauf, was das dann für einen Einfluss hat auf die Menschen, die von dieser Entscheidung betroffen sind. Auch da habe ich dann wieder eine Skala „von – bis“, von sehr sachorientiert bis sehr menschenorientiert und kann mich darin aufhalten. Mit diesen zwei polaren Dimensionen von Freud, haben wir dann schon das erste Grundgerüst, um damit in „Insights“ einzusteigen, daraus ergibt sich nämlich die 2x2-Matrix und mit dieser 2x2-Matrix kann man dann halt die Intro-/Extraversion und die Sach- und Menschenorientierung gegeneinander so kombinieren, dass sich daraus vier Felder ergeben. Was die Magie ist an „Insights“ und was mir so gut gefällt und warum ich das nach 14 Jahren immer noch täglich benutze und das in mein absolutes Standard-Instrumentarium übergegangen ist für alles, was Leadership und Management ist, ist dass man das dann mit Farben assoziiert.
Christian: Also eine 2x2-Matrix, wo die einzelnen Quadranten farbig sind.
Michael: Genau und die vier Farben sind blau, grün, gelb und rot. Oder wenn man das Ganze ein bisschen zielgerichteter machen möchte, dann nennt man das ganze feuerrot, sonnengelb, erdgrün und tiefblau. Wenn ich dich jetzt zum Beispiel frage „was assoziierst du mit blau“ und ich male dir vielleicht einen dicken blauen Klecks hier irgendwo hin oder du überlegst dir so im Geiste, wie blau sich anfühlt, wie blau aussieht, hast du wahrscheinlich ein paar Assoziationen mit tiefblau?!
Christian: Ja also kühl, analytisch, tiefgehend, vielleicht auch ruhig, tiefe Wasser sind ruhig, wassermäßig, Energielevel.
Michael: Und bei Grün? Was fällt dir da so ein? Erdgrün.
Christian: Bäume, naturverbunden, werteorientiert.
Michael: Ja genau. Und bei sonnengelb?
Christian: Bei sonnengelb Energie, Wärme, Spaß.
Michael: Und bei Rot?
Christian: Bei Rot Achtung, Feuer, Energie, Stopp.
Michael: Ja genau, Gefahr auch manchmal. Diese Assoziationen, was du jetzt gerade so in ein paar Sekunden da schnell mal eben assoziiert hast, das geht uns als Menschen generell so, also wenn wir jetzt hier säßen mit ein paar anderen Leuten, dann hätten wir eine sehr hohe Korrelation, was wir alle damit verbinden. Das funktioniert bemerkenswerterweise auch sehr international mit fast allen Kulturen, es gibt ein paar Ausnahmen, wo Farben durch andere Sachen besetzt sind, im Großen und Ganzen ist das tatsächlich komplett universell. Das macht sich „Insights“ zunutze und kombiniert damit die tiefenpsychologischen Grundlagen von Jung mit sehr einfach zu verstehenden Farbassoziationen und das macht die Sache so extrem pragmatisch, das ist der Grund, warum ich da so ein Riesenfan von bin und das seitdem benutze. Die vier Farben werden dann definiert, gehen wir sie der Reihe nach durch: Blau repräsentiert den Analytikern, jetzt reden wir von menschlichen Verhaltensweisen, jemand mit sehr viel blauer Energie, der ist sehr akkurat, legt Wert auf hundertprozentige Ergebnisse, da ist Pünktlichkeit sehr wichtig, Ordnung und die Sachen werden richtig gemacht und bloß nicht zu schnell, sondern es muss richtig sein. Das Motto ist: „wir machen es korrekt“. In der grünen Energie, erdgrün, das ist die Energie der Werteorientierung, das ist auch das Motto „wir machen es werteorientiert“, da geht es sich sehr viel um Harmonie zwischen den Menschen und das was Menschen verbindet und was eine Gemeinschaft ausmacht, da ist das Wertethema ganz ausschlaggebend. Dann die sonnengelbe Energie, merkt man schon an dem Wort „sonnengelb“, da denkt man schon so „sunshine“, wenn jemand ein Sonnenschein ist, ist das oft eine menschliche Verhaltensweise, die an diese gelbe Energie erinnert, sehr kreativ, da wird gerne Spaß gehabt, da wird gerne gefeiert, das Motto ist „Wir machen es zusammen“. Das dürfen dann auch gerne mal ein paar mehr Menschen sein, „ich habe gestern Abend auf einer Party 20, 30 neue Leute kennengelernt“, das wäre ein typisch gelbes Statement. Schlussendlich die rote Energie ist die Farbe der Macher oder im Englischen „Driver“. Das Motto ist „wir machen es jetzt“ und eigentlich „warum ist es nicht gestern schon gemacht worden“ und „es könnte schon längst fertig sein“. Das sind so die vier Grundtypen und jetzt hat natürlich jeder Mensch so seinen eigenen Fingerabdruck und eigene Kombination aus diesen vier Grundfarben, weshalb dann jeder auch sein absolut individuelles Spektrum hat.
Christian: Wie erkenne ich denn jetzt, wie jemand ist? Ich lerne jemanden neuen kennen und ich habe diese vier Farben, wie nutze ich das?
Michael: Ja genau. Können wir der Reihe nach durchgehen. Verschiedene Parameter. Es ist auch die Sprache und die Worte, die gewählt werden, die tatsächlich sehr oft schon daraufhin deuten, „genau“ – blau, „das macht Spaß“ – gelb, „komm, vorwärts, jetzt“ – rot und „in Ruhe überlegen erstmal“ – grün. Dann drückt es sich auch noch aus im Sprechtempo. Die rote Energie spricht sehr schnell.
Christian: Haben wir da zufällig jemand anwesend?
Michael: Ja das würde auf mich schon durchaus zutreffen. Rote Energie redet gerne laut und deutlich und vorneweg und nimmt da auch kein Blatt vor den Mund und schießt auch gerne mal etwas zu schnell heraus. In der gelben Energie wird gerne gesprochen, auch gerne viel, gibt schon mal so Menschen, ihr lieben Zuhörer könnt vielleicht schon an den ein oder anderen Freund oder Kollegen denken oder Mitarbeiter vielleicht, der so im Redefluss dann nie mehr aufhört, das könnte eine gelbe Energie sein. In der grünen Energie ist das eher eine Zurückhaltung in der Menge. Auch eine Zurückhaltung im Tempo. Es ist eher eine ruhige Beständigkeit, der Ton geht eher runter, ist dann um einiges ruhiger als das in den beiden extrovertierten roten und gelben Energien vorhanden ist und oftmals merkt man diese grüne Energiepräferenz bei Menschen an, die auch eher bis zum Ende warten, mal was zu sagen und gerne den anderen erst sprechen lassen und auch aussprechen lassen. Das ist ganz wichtig. Die erwarten dann allerdings auch, Menschen mit einer grünen Präferenz, dass sie dann irgendwann mal sprechen dürfen und dass ihnen dann auch die Zeit gegeben wird, ihre Gefühle in Ruhe auszudrücken. Dann haben wir noch den blauen Typus am Ende und da ist es dann wieder mehr sachorientiert, es geht mehr um die Sache, „das muss akkurat sein und korrekt“, die Verhaltensweise ist auch eher still, manchmal ein bisschen kühl, kann unterkühl wirken, Sprache ist dann schon wieder etwas lauter, deutlicher als in der grünen Energie, wird aber dennoch mit einer Menge Zurückhaltung in der Körpersprache ausgedrückt. Da haben wir dann mal so die vier Farben durchdefiniert. Was ist deine Präferenz Christian?
Christian: Ich glaube gelb. Ich mag schon, wenn die Sonne scheint.
Michael: Ich muss jetzt schmunzeln, weil seit ich dich kenne, ist eigentlich das Wort „Spaß“ und „das muss Spaß machen“ und „wir wollen Spaß dabei haben“ sind auch Wörter, die du immer wieder gerne benutzt. In dem Zusammenhang vielleicht auch noch spannend ist zu verstehen und das darf man sich ganz leicht merken, dass jeder von diesen Grundtypen auch so seinen eigenen Sinneskanal hat, typischerweise. Wie immer Normalverteilung, es gibt Ausnahmen. In der roten Energie ist der visuelle Kanal der bevorzugte, Menschen mit viel roter Energie sehen gerne Charts und Kurven und Fakten und malen auch gerne auf Papier oder Flipcharts, so wie ich. Menschen mit viel gelber Energie, so wie du, sprechen gerne und hören auch gerne zu, das geht durchaus in beide Richtungen, Ohren und Mund spielen eine Rolle und in der grünen Energie ist der präferierte Sinneskanal das Fühlen, die Kinästhetik, wie sie so schön heißt, deswegen merkt man auch in der Wortwahl gefühlsmäßige Wörter, „das fühlt sich jetzt nicht so gut an“ und in der blauen Energie ist dieser sechste Sinneskanal, den wir auch alle haben, allerdings in verschiedener Ausprägung und Menschen mit blauer Energie haben das typischerweise sehr viel, die haben nämlich die innere Stimme sehr ausgeprägt, wo man quasi im Kopf mit sich selber redet, das kann auch schon mal laut rauskommen, ich habe das auch so ein bisschen, kann das gut nachvollziehen, da gibt es Leute, die haben das sehr stark und manche haben es fast gar nicht. Das gibt es auch. Was für mich eine große Überraschung war, das herauszufinden. Naja.
Christian: Ja klasse, vielen Dank Michael für die vier Persönlichkeitstypen und nächste Woche reden wir drüber, wie ich das nutzen kann im Management und welche Konfliktpotentiale da auch entstehen können und wie ich die tatsächlich auch auflösen kann.
Michael: Genau. Viele Farben bedeuten auch viele Konflikte und dafür aber immer bessere Ergebnisse und das ist halt genau die Geschichte.
Christian: Klasse, vielen Dank Michael.